Schweden, International

Die Schwedische Akademie kürt mit László Krasznahorkai erneut einen großen europäischen Schriftsteller zum Literaturnobelpreisträger.

09.10.2025 - 13:17:34

Literaturnobelpreis für Ungarn László Krasznahorkai. Der Ungar erfährt mitten in Deutschland von seiner Auszeichnung.

  • Die Schwedische Akademie hat verkündet, wen sie in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis auszeichnet. (Archivbild) - Foto: Daniel Reinhardt/dpa

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  • Der diesjährige Literaturnobelpreisträger László Krasznahorkai. (Archivbild) - Foto: Gyula Czimbal/MTI/epa/dpa

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  • Hinter diesen Fenstern fällt alljährlich eine der spannendsten Entscheidungen der Literaturwelt. (Archivbild) - Foto: Steffen Trumpf/dpa

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  • Bücher des Preisträgers liegen im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann aus. - Foto: Soeren Stache/dpa

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  • Mats Malm verkündet den diesjährigen Literaturnobelpreisträger. - Foto: Henrik Montgomery/TT News Agency/dpa

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  • László Krasznahorkai. (Archivbild) - Foto: Neumayr/Leo/APA/dpa

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Die Schwedische Akademie hat verkündet, wen sie in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis auszeichnet. (Archivbild) - Foto: Daniel Reinhardt/dpaDer diesjährige Literaturnobelpreisträger László Krasznahorkai. (Archivbild) - Foto: Gyula Czimbal/MTI/epa/dpaHinter diesen Fenstern fällt alljährlich eine der spannendsten Entscheidungen der Literaturwelt. (Archivbild) - Foto: Steffen Trumpf/dpaBücher des Preisträgers liegen im Berliner Kulturkaufhaus Dussmann aus. - Foto: Soeren Stache/dpaMats Malm verkündet den diesjährigen Literaturnobelpreisträger. - Foto: Henrik Montgomery/TT News Agency/dpaLászló Krasznahorkai. (Archivbild) - Foto: Neumayr/Leo/APA/dpa

Der ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai wird in diesem Jahr mit dem prestigeträchtigen Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das gab die Schwedische Akademie in der Altstadt von Stockholm bekannt.

Der 71-Jährige erhalte die Auszeichnung «für sein unwiderstehliches und visionäres Œuvre, das inmitten apokalyptischen Terrors die Macht der Kunst bekräftigt», sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe. Er habe den Preisträger gerade telefonisch in Frankfurt erreicht, wo dieser momentan privat unterwegs sei. 

In der Tradition von Franz Kafka

Zu den bekanntesten Werken des Autors gehören «Satanstango» und «Melancholie des Widerstands». In Deutschland erscheinen seine Bücher bei S. Fischer, zuletzt kam dort 2023 ein Erzählband heraus. Sein 2021 erschienener Roman «Herscht 07769» spielt in Thüringen.

Krasznahorkai zählt schon seit Jahren zum engeren Favoritenkreis für den Literaturnobelpreis. Der Ungar feierte Mitte der 1980er Jahre mit «Satanstango» sein literarisches Debüt, nachdem er zuvor Jura, die ungarische Sprache und Literatur studiert hatte. Seine Werke werden häufig als postmodern und stark beeinflusst von Literaturgrößen wie Franz Kafka und Samuel Beckett beschrieben.

Literaturkritiker Scheck: ein Preisträger mit finsterer Sicht und Humor

Der deutsche Literaturkritiker Denis Scheck hält die Auszeichnung von Krasznahorkai für eine «beglückende Wahl». «Wie viele andere osteuropäische Autoren verfügt Krasznahorkai nicht nur über die Erfahrung eines repressiven Systems und weiß aus erster Hand, was das mit Literatur macht», sagte Scheck der Deutschen Presse-Agentur. Er besitze darüber hinaus auch reichlich Humor.

Krasznahorkais Werke zeichneten sich durch eine finstere Sicht auf die Welt, aber auch durch Komik aus, sagte Scheck. Besonders schätze er das Werk «Baron Wenckheims Rückkehr»: «Darin erfahren Sie alles, was Sie über Ungarn und über Viktor Orbán wissen müssen», sagte er mit Blick auf den ungarischen Ministerpräsidenten, der seit 2010 mit zunehmend autoritären Methoden in Krasznahorkais Heimat regiert.

Ein Autor für apokalyptische Zeiten

Krasznahorkai sei ein extrem produktiver Autor, sagte Steve Sem-Sandberg vom zuständigen Nobelkomitee. Er hebe die europäische modernistische Epik auf neue Höhen, während seine Romane als apokalyptisch beschrieben würden. «Und damit steht er noch mehr im Einklang mit den heutigen Zeiten als vielleicht mit denen im Jahr 1985», sagte Sem-Sandberg.

Der Schwede hob zwei Werke des Ungarn als seine persönlichen Favoriten hervor: «"Satanstango" war als Debütroman großartig, unübertroffen, würde ich sagen», lobte er. Auch die wenige Jahre später erschienene «Melancholie des Widerstands» sei verblüffend gewesen. «Und danach folgte ein Roman nach dem anderen, und jeder davon ist äußerst empfehlenswert», sagte Sem-Sandberg.

Wichtigste literarische Auszeichnung der Welt

Der Literaturnobelpreis gilt als wichtigste literarische Auszeichnung der Welt. Für ihn sind nach Auskunft der Akademie in diesem Jahr etwas mehr als 200 Nominierte im Rennen gewesen - wer darunter gewesen ist, wird von den Nobelinstitutionen traditionell 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten. 

Im vergangenen Jahr war überraschend die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die Schwedische Akademie würdigte sie damit «für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt».

Mit der Auszeichnung von Krasznahorkai setzt sich ein Muster der vergangenen Jahre fort: Seit 2017 sind die Literaturnobelpreisträger immer abwechselnd Männer und Frauen gewesen. Vor Han Kang waren der Norweger Jon Fosse und die Französin Annie Ernaux, davor der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah und die 2023 verstorbene US-Lyrikerin Louise Glück ausgezeichnet worden. Letzter deutschsprachiger Literaturnobelpreisträger ist 2019 der Österreicher Peter Handke gewesen.

Wie in den beiden Vorjahren sind die Nobelpreise erneut mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie dotiert. Umgerechnet entspricht das rund einer Million Euro.

Am Freitag folgt Trumps Lieblingspreis

Der Literaturnobelpreis steht im alljährlichen Preisreigen stets als vierter der Nobelpreise an. Von Montag bis Mittwoch waren bereits jeweils drei Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie benannt worden. 

Am Freitag folgt der Friedensnobelpreis, für den sich US-Präsident Donald Trump zuletzt immer wieder selbst als würdiger Preisträger ins Spiel gebracht hat. Dieser Preis wird als einziger nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben. Am kommenden Montag steht dann zum Abschluss der diesjährigen Nobelpreis-Bekanntgaben die Verkündung in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften an.

Feierlich überreicht werden die Nobelpreise dann traditionell am 10. Dezember - das ist der Todestag des schwedischen Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896), auf dessen Testament die Auszeichnungen zurückgehen. Die letzten deutschen Literaturnobelpreisträger sind 2009 Herta Müller und zehn Jahre davor Günter Grass (1927-2015) gewesen.

@ dpa.de