Koalition, Millionen

Überstunden-Steuer: Koalition kämpft um 150 Millionen

03.11.2025 - 18:29:12

Die Regierungskoalition streitet über die Zukunft der Überstunden-Begünstigung. Während das Finanzministerium die erweiterte Steuerbefreiung 2026 streichen will, formiert sich breiter Widerstand. Für hunderttausende Arbeitnehmer drohen spürbare Einkommensverluste.

Die Regierungskoalition zerstreitet sich über die Zukunft der Überstunden-Begünstigung. Während das Finanzministerium die erweiterte Steuerbefreiung 2026 streichen will, formiert sich breiter Widerstand. Für hunderttausende Arbeitnehmer drohen spürbare Einkommensverluste.

Finanzministerium verteidigt Sparpläne

Im Zentrum der Auseinandersetzung steht eine befristete Regelung für 2024 und 2025. Diese erhöhte den steuerfreien Betrag für Überstunden-Zuschläge auf bis zu 200 Euro monatlich für die ersten 18 Überstunden. Ab 2026 soll wieder die alte Regel gelten: maximal 10 Überstunden und 120 Euro steuerfrei.

Das Finanzministerium begründet die Streichung mit der angespannten Budgetlage. Eine Beibehaltung würde jährlich 150 Millionen Euro kosten – Geld, das angesichts des Konsolidierungsbedarfs von 20 Milliarden Euro fehlt. “Alle Regierungsparteien haben sich darauf verständigt, keine Mittel bereitzustellen”, heißt es aus dem Ministerium.

Sozialpartner mobilisieren Widerstand

Die geplante Kürzung provoziert scharfe Kritik von mehreren Seiten. SPÖ-Chef Max Lercher warnt: “Das Budget darf nicht auf dem Rücken fleißiger Menschen saniert werden.” Gerade in Zeiten hoher Teuerung sei die Rückkehr zur alten Regelung der falsche Weg.

Auch aus dem Wirtschaftsministerium kommen kritische Stimmen. Die Begünstigung dürfe nicht gestrichen werden, um die Leistungsbereitschaft nicht zu bestrafen. Kritiker verweisen zudem darauf, dass die Regelung ohnehin nur eingeschränkt wirkt – viele Arbeitnehmer mit All-in-Verträgen profitieren gar nicht.

Die Fakten: Wer profitiert wirklich?

Aktuelle Regelung (2024/2025):
* Bis zu 18 Überstunden pro Monat
* Maximal 200 Euro steuerfrei
* Sozialversicherung bleibt weiterhin fällig

Geplante Rückkehr (ab 2026):
* Nur noch 10 Überstunden begünstigt
* Maximum 120 Euro steuerfrei

Die Statistik zeigt das Ausmaß: Österreichs Beschäftigte leisteten 2024 rund 169 Millionen Überstunden. Besorgniserregend: Jede vierte Stunde wurde nicht abgegolten – ein Verlust für Arbeitnehmer und Staat.

Anzeige: Apropos Überstunden: Wollen Sie in weniger Zeit mehr schaffen – ohne abends länger im Büro zu bleiben? Ein kostenloses E‑Book zeigt 7 praxiserprobte Methoden (ALPEN, Eisenhower, Pareto, Pomodoro), mit denen Sie Ihren Tag in 5 Minuten planen, Prioritäten setzen und fokussierter arbeiten. Ideal für Berufstätige, die Überstunden reduzieren und Stress vermeiden wollen. Jetzt gratis Zeitmanagement-E‑Book sichern

Politisches Minenfeld vor Budgetverhandlungen

Der Überstunden-Streit ist mehr als eine Budgetfrage – er wird zum Symbol für “Leistung muss sich lohnen”. Für die ÖVP, die traditionell Leistungsträger anspricht, ist die Debatte besonders heikel. Die Opposition instrumentalisiert das Thema bereits als Widerspruch zu Wahlversprechen.

Gleichzeitig steht die Regierung unter EU-Druck: Ein Defizitverfahren muss verhindert werden. Die Grünen sehen in der Diskussion eine Ablenkung von wichtigen Zukunftsinvestitionen.

Showdown in den kommenden Wochen

Der Druck auf das Finanzministerium wächst täglich. Eine Lösung muss bis Jahresende gefunden werden – sonst läuft die Begünstigung automatisch aus. Denkbare Kompromisse sind eine abgeschwächte Kürzung oder die Koppelung an andere Entlastungsmaßnahmen.

Das Regierungsprogramm sieht für 2027 zwar eine erneute Begünstigung vor, allerdings unter Budgetvorbehalt. Der Ausgang der Verhandlungen wird zeigen, ob die Koalition unpopuläre Sparmaßnahmen durchsetzen kann – oder dem politischen Druck nachgibt.

@ boerse-global.de