Qantas, Millionen

Qantas: 5,7 Millionen Kundendaten im Darknet aufgetaucht

15.10.2025 - 18:35:02

Milliarden kompromittierter Datensätze ermöglichen hochgradig personalisierte Cyberangriffe, während menschliches Versagen bei 68 Prozent aller Datenpannen eine entscheidende Rolle spielt.

Eine neue Welle großskaliger Datenlecks hat Cyberkriminellen eine beispiellose Basis für hochpersonalisierte Phishing-Angriffe geliefert. Sicherheitsexperten schlagen Alarm: Milliarden sensibler Datensätze kursieren im Darknet und befeuern einen messbaren Anstieg betrügerischer Aktivitäten.

Diese Woche sorgte besonders der Fall der australischen Fluglinie Qantas für Aufsehen. Die Hacker-Gruppe „Scattered Lapsus$ Hunters“ hatte persönliche Daten von über 5,7 Millionen Kunden ins Darknet gestellt. Betroffen sind Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern und Vielfliegerdaten – ein perfektes Arsenal für maßgeschneiderte Betrugsmails.

Der Qantas-Hack ist Teil einer größeren Kampagne gegen Unternehmen, die eine beliebte Cloud-basierte Kundenservice-Plattform nutzen. Die gleiche Hacker-Gruppe reklamiert Angriffe auf Dutzende globale Marken für sich, darunter Toyota, Disney und McDonald’s. Insgesamt sollen weltweit eine Milliarde Datensätze kompromittiert worden sein.

Von Massenmails zu chirurgischen Cyberangriffen

Vorbei sind die Zeiten schlecht formulierter Phishing-Mails voller Rechtschreibfehler. Heutige Cyberkriminelle nutzen die gewaltigen Datenbestände für hyperpersonalisierte Attacken. Diese neuen Betrugsmethoden enthalten konkrete Details über die Beziehung zwischen Opfer und Unternehmen – von Vielfliegernummern bis zur jüngsten Bestellhistorie.

Besonders perfide: Angreifer geben sich als Personalabteilungen, Lieferdienste oder sogar Geschäftsführer aus. Künstliche Intelligenz verstärkt die Bedrohung zusätzlich und ermöglicht fehlerfreie, überzeugende Nachrichten in nie dagewesener Geschwindigkeit. Seit der Einführung generativer KI-Tools ist das Volumen von Phishing-Mails um über 1.200 Prozent gestiegen.

Eine heute veröffentlichte Umfrage des Sicherheitsunternehmens Arctic Wolf zeigt die dramatischen Folgen: 68 Prozent aller Organisationen erlitten im vergangenen Jahr eine Datenpanne – acht Prozent mehr als 2024. Besonders alarmierend: Fast zwei Drittel der IT-Verantwortlichen gaben zu, selbst auf bösartige Links geklickt zu haben.

Der Mensch bleibt das schwächste Glied

Trotz steigender Cybersicherheits-Budgets bleibt der Faktor Mensch die größte Schwachstelle. Der Verizon Data Breach Investigations Report 2024 belegt: Bei 68 Prozent aller Datenpannen war menschliches Versagen involviert. Oft fallen Mitarbeiter auf Social Engineering herein und umgehen dabei Sicherheitsprotokolle.

Die jüngsten Angriffe auf Salesforce-Kunden, einschließlich Qantas, setzten genau auf diese Taktik. Die Hacker gaben sich am Telefon als IT-Support-Mitarbeiter aus, um Zugang zu Kundenverwaltungssystemen zu erlangen. Das offenbart gravierende Lücken im Sicherheitsbewusstsein – selbst bei jenen, die sensible Daten schützen sollen.

Experten betonen: Technische Abwehrmaßnahmen sind zwar wichtig, aber nicht narrensicher. Phishing bleibt bei 36 Prozent aller Datenpannen der Haupteinstiegspunkt – und damit die zuverlässigste Methode für Angreifer. Die durchschnittlichen Kosten einer Phishing-bedingten Datenpanne sind mittlerweile auf erschreckende 4,9 Millionen Euro gestiegen.

Krieg an allen Fronten: Vishing, Smishing und Quishing

Phishing beschränkt sich längst nicht mehr auf E-Mails. Cyberkriminelle diversifizieren ihre Angriffsvektoren:

  • Vishing (Voice Phishing): Telefonanrufe mit KI-gestützter Stimmenklonung imitieren Geschäftsführer oder Bankbeamte
  • Smishing (SMS Phishing): Betrügerische Textnachrichten tarnen sich als Lieferbenachrichtigungen oder Sicherheitswarnungen
  • Quishing (QR-Code Phishing): Bösartige QR-Codes an öffentlichen Orten oder per E-Mail leiten auf gefälschte Websites weiter

Diese Mehrkanal-Strategie verkompliziert die Verteidigung erheblich, da Unternehmen nun eine deutlich breitere Kommunikationslandschaft absichern müssen.
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Der Teufelskreis: Mehr Daten, mehr Angriffe

Die aktuelle Lage veranschaulicht einen verhängnisvollen Kreislauf: Datenlecks setzen persönliche Informationen frei, die wiederum für effektivere Phishing-Angriffe genutzt werden. Erfolgreiche Phishing-Attacken führen zu weiteren Datenpannen und verstärken das Problem.

Mit Milliarden kompromittierter Datensätze in den vergangenen Jahren ist praktisch jeder Verbraucher betroffen. Gleichzeitig haben „as-a-Service“-Modelle im Cybercrime-Ökosystem die Einstiegshürden drastisch gesenkt. Weniger versierte Akteure können fertige „Phishing-Baukästen“ im Darknet erwerben und hochwertige Angriffe mit minimalem technischen Know-how starten.

Erhöhte Wachsamkeit als einziger Ausweg?

Verbraucher sollten bei unaufgeforderten E-Mails, SMS und Anrufen äußerste Vorsicht walten lassen. Sicherheitsexperten empfehlen Zwei-Faktor-Authentifizierung für alle Online-Konten, einzigartige komplexe Passwörter und kritisches Hinterfragen jeder Anfrage nach persönlichen Daten.

Unternehmen müssen auf mehrschichtige Verteidigungsstrategien setzen: fortschrittliche technische Lösungen gekoppelt mit kontinuierlichen Sicherheitsschulungen. Da Social Engineering eine Schlüsseltaktik bleibt, wird die Sensibilisierung der Mitarbeiter wichtiger denn je.

Regulierungsbehörden dürften die Kontrollen verschärfen – mit empfindlichen Strafen für Unternehmen, die Verbraucherdaten unzureichend schützen. Während Cyberkriminelle weiter innovieren, wird die Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Strafverfolgung entscheidend, um deren Operationen zu zerschlagen.

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