Gebäudetyp, Bundestag

Gebäudetyp E: Bundestag ebnet Weg für Bauwende

03.12.2025 - 16:21:12

Die Botschaft aus Berlin ist klar: Deutschland muss seinen „Goldstandard” im Bauwesen aufgeben. Nur so lassen sich Klimaziele erreichen und bezahlbarer Wohnraum schaffen.

Das Bundesjustiz- und Bauministerium hatten bereits Mitte November ein Eckpunktepapier vorgelegt. Die Resonanz: durchweg positiv. Der „Gebäudetyp E” (E für Einfach oder Experimentell) ermöglicht es, von den „anerkannten Regeln der Technik” abzuweichen – solange die Sicherheit gewährleistet bleibt.

Für die Kreislaufwirtschaft ist das ein Durchbruch. Bisher scheiterte der Einsatz wiederverwendeter Bauteile oder recycelter Baustoffe oft an Haftungsängsten. Die Materialien entsprachen nicht den DIN-Normen für Neuware, Architekten und Bauherren scheuten das Risiko.

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„Wenn wir zirkuläres Bauen wollen, müssen wir rechtliche Flexibilität zulassen”, betont die SPD-Fraktion. Ein Gesetzentwurf soll bis Frühjahr 2026 stehen und Innovationen wie Urban Mining rechtlich absichern.

Preisgekrönte Vorreiter zeigen den Weg

Dass die Technik längst bereit ist, beweisen die Gewinner des Bundespreises Ecodesign 2025. Am Montag zeichnete das Umweltbundesamt Projekte aus, die Material sparen ohne Abstriche bei Ästhetik oder Funktion.

Die wichtigsten Gewinner:

  • EIGNER Bauunternehmung: Leichtbaudecke aus Beton mit massiver Materialeinsparung
  • Revoltech: LOVR™ – kreislauffähiges Hanf-Material für den Innenausbau

„Wir erleben eine Verschiebung: Weg vom Energieverbrauch im Betrieb, hin zur grauen Energie in den Materialien”, erklärt ein UBA-Sprecher. Die Materialwende ist in vollem Gang.

EU setzt Deutschland unter Zugzwang

Der nationale Vorstoß kommt nicht von ungefähr. Deutschland muss die novellierte EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) bis Mai 2026 umsetzen. Die Vorgabe: Neubauten ab 2030 emissionsfrei – über den gesamten Lebenszyklus.

Das rückt den Gebäudebestand in den Fokus. Auf dem Herbstforum Altbau in Stuttgart herrschte Konsens: „Erhalt ist der beste Klimaschutz.” Abriss und Neubau werden zunehmend kritisch gesehen. Die Sanierungsquote muss steigen.

Der Gebäuderessourcenpass soll künftig dokumentieren, welche Materialien in einem Gebäude stecken. Am Ende der Nutzungsdauer werden Gebäude so zu Rohstofflagern, die systematisch geplündert werden können.

Paradigmenwechsel mit Nebenwirkungen

Jahrelang definierte sich Qualität im deutschen Bau durch dickere Dämmung und komplexere Haustechnik. Der Gebäudetyp E dreht den Spieß um: Reduktion, Trennbarkeit und Langlebigkeit werden zu den neuen Leitplanken.

Die Bundesarchitektenkammer begrüßt die Initiative, kritisiert aber den Zeitplan. Präsidentin Andrea Gebhard fordert Tempo: Die Branche brauche Rechtssicherheit jetzt, nicht Ende 2026. Die Baukonjunktur strauchelt, neue Impulse sind überfällig.

Verbraucherschützer mahnen gleichzeitig: Der „einfache Standard” darf nicht zu Lasten von Schall- und Brandschutz gehen.

Wirtschaftlich steigt der Druck. Neubauten bleiben aufgrund hoher Zinsen und Materialkosten teuer. Die Wiederverwendung von Abbruchmaterial wird zur ökonomischen Notwendigkeit – Experten rechnen mit Kostensenkungen von 10 bis 15 Prozent.

Die Monate der Entscheidung

Nach der heutigen Ausschusssitzung beginnt die Detailarbeit am Gesetzestext. Der Referentenentwurf wird im ersten Quartal 2026 erwartet. Parallel muss die Bauindustrie zeigen, wie schnell sie EU-Taxonomie und EPBD praktisch umsetzt.

Der Absatz von Wärmepumpen steigt auf 300.000 Stück in diesem Jahr – ein positives Signal im Energiebereich. Die eigentliche Revolution aber findet im Material statt: Wenn Beton, Stahl und Holz im Kreislauf geführt werden, wird aus dem größten Müllproduzenten eine Rohstoffbank der Zukunft.

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