Fachkräftemangel: Gesundheitswesen fehlen 46.000 Arbeitskräfte
16.11.2025 - 15:53:11IW-Studie zeigt strukturelle Krise mit 46.000 unbesetzten Stellen im Gesundheitsbereich und 41.300 im Baugewerbe. Demografie und Digitalisierung verschärfen die Engpässe weiter.
Deutschland ringt mit einer dramatischen Personalnot in zentralen Versorgungsbereichen. Während die schwächelnde Konjunktur in einigen Branchen für eine leichte Entspannung sorgt, verschärft sich die Lage im Gesundheitswesen, auf dem Bau und in der öffentlichen Verwaltung rapide. Eine neue Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: Dies ist kein vorübergehendes Problem, sondern eine strukturelle Krise mit weitreichenden Folgen für den Alltag der Bürger.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Allein im Gesundheitswesen blieben 2024 rechnerisch 46.000 Stellen für qualifizierte Arbeitskräfte unbesetzt – ein trauriger Spitzenplatz unter allen Branchen. In den zehn am stärksten betroffenen Wirtschaftszweigen fehlen insgesamt über 260.000 passend qualifizierte Fachkräfte. Was bedeutet das konkret? Längere Wartezeiten beim Arzt, verzögerte Bauvorhaben und eine überlastete Verwaltung.
Wo die Not am größten ist
Die IW-Studie liefert erstmals eine detaillierte Aufschlüsselung nach Wirtschaftszweigen – und offenbart alarmierende Engpässe. Im Gesundheitswesen fehlen vor allem Physiotherapeuten (fast 12.000), Pflegekräfte (über 7.000) und zahnmedizinische Fachangestellte (rund 6.800). Wer heute einen Termin bei einem Physiotherapeuten sucht, weiß: Die Wartelisten werden immer länger.
Das Baugewerbe folgt dicht dahinter mit knapp 41.300 unbesetzten Stellen. Besonders verzweifelt werden Fachkräfte in der Bauelektrik (rund 10.500) sowie in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (rund 8.600) gesucht. Kein Wunder also, dass der dringend benötigte Wohnungsbau ins Stocken gerät.
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An dritter Stelle steht die öffentliche Verwaltung und das Sozialwesen mit einem Defizit von mehr als 37.600 Fachkräften. Hier werden insbesondere Verwaltungsfachkräfte und Personal für die Kinderbetreuung händeringend gesucht. Selbst klassische Industriezweige wie Metallerzeugung und Maschinenbau melden jeweils rund 18.000 unbesetzte Stellen.
Demografie trifft Digitalisierung
Verantwortlich für diese Entwicklung ist eine explosive Mischung: Der demografische Wandel bildet die unausweichliche Konstante. Die Babyboomer verlassen schrittweise den Arbeitsmarkt und hinterlassen Lücken, die durch nachrückende Jahrgänge nicht gefüllt werden können. Dieser Effekt wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen.
Gleichzeitig beschleunigt die doppelte Transformation – Digitalisierung und Energiewende – den Wandel dramatisch. Berufe in der Softwareentwicklung, IT-Sicherheit oder im Bereich erneuerbarer Energien erleben einen regelrechten Boom. Das Problem: Das Angebot an qualifizierten Absolventen kommt nicht hinterher. Eine IW-Prognose deutet darauf hin, dass die Fachkräftelücke bei Softwareentwicklern bis 2026 trotz steigender Absolventenzahlen weiter wachsen dürfte.
Klassische Berufe hingegen befinden sich im freien Fall. Bankkaufleute verzeichnen einen deutlichen Rückgang, da die Digitalisierung hier den Bedarf strukturell verändert.
Ausbildungsmarkt unter Druck
Der Fachkräftemangel trifft Deutschland regional unterschiedlich hart. Besonders die südlichen Bundesländer kämpfen mit besonders angespannten Lagen. Doch auch auf lokaler Ebene zeigen sich besorgniserregende Trends. Die Handwerkskammer Dortmund meldet für das Ausbildungsjahr 2025: Zwar signalisieren die Betriebe hohe Ausbildungsbereitschaft, doch finden sie immer seltener passende Bewerber.
Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge war leicht rückläufig. Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt – ein bedrohliches Signal für die Zukunft. Denn hier erodiert die Basis für die qualifizierten Arbeitskräfte von morgen.
Keine Entwarnung in Sicht
IW-Expertin Valeria Quispe warnt eindringlich davor, den jüngsten konjunkturbedingten Rückgang der Engpässe als Entwarnung misszuverstehen: “Engpässe im Gesundheitswesen führen zu langen Wartezeiten bei Terminen, fehlendes Personal im Baugewerbe bremst den Wohnungsbau.” Die Auswirkungen sind längst im Alltag spürbar.
Die Bundesagentur für Arbeit bestätigt diesen Befund. Zwar sank die Gesamtzahl der Engpassberufe 2024 leicht von 183 auf 163, sie bleibt aber auf einem kritischen Niveau. Fast die Hälfte aller gemeldeten Stellen für Fachkräfte entfiel auf Berufe mit diagnostiziertem Engpass. Dies unterstreicht: Der Fachkräftemangel ist eine strukturelle Herausforderung, die über konjunkturelle Zyklen hinausgeht.
Was jetzt geschehen muss
Die Prognosen machen wenig Hoffnung. Der Renteneintritt der Babyboomer wird die demografische Lücke in den kommenden Jahren drastisch vergrößern. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die Versorgung in kritischen Bereichen zu gewährleisten, sind entschlossene Maßnahmen erforderlich.
Experten und Wirtschaftsverbände fordern ein umfassendes Maßnahmenpaket. Gezielte Investitionen in Aus- und Weiterbildung sind unerlässlich, um Beschäftigte für die Anforderungen der transformierten Arbeitswelt zu qualifizieren. Zudem müssen Anreize für ein längeres Erwerbsleben geschaffen werden.
Ein zentraler Hebel bleibt die gesteuerte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte, unterstützt durch eine moderne Einwanderungspolitik und die zügige Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Doch auch die Unternehmen sind gefordert: Nur durch attraktive Arbeitsbedingungen, flexible Modelle und eine mitarbeiterorientierte Kultur lassen sich Fachkräfte langfristig binden.
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