Israel, Palästinensische Gebiete

Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist fragil - auch weil sich die Übergabe der getöteten Geiseln hinzieht.

19.10.2025 - 04:23:05

USA warnen vor geplantem Hamas-Angriff. Das US-Außenministerium spricht von einer «unmittelbar bevorstehenden» Bedrohung.

  • Der Krieg im Gazastreifen könnte erneut aufflammen. (Archivbild) - Foto: Leo Correa/AP/dpa

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  • Die Leichen werden zunächst an das Rote Kreuz übergeben. (Archivbild) - Foto: Yousef Al Zanoun/AP/dpa

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  • Das US-Außenministerium warnt vor einer Verletzung der Waffenruhe durch die Hamas. (Archivbild) - Foto: Evan Vucci/AP/dpa

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Der Krieg im Gazastreifen könnte erneut aufflammen. (Archivbild) - Foto: Leo Correa/AP/dpaDie Leichen werden zunächst an das Rote Kreuz übergeben. (Archivbild) - Foto: Yousef Al Zanoun/AP/dpaDas US-Außenministerium warnt vor einer Verletzung der Waffenruhe durch die Hamas. (Archivbild) - Foto: Evan Vucci/AP/dpa

Das US-Außenministerium hat in einer Mitteilung vor einem «unmittelbar bevorstehenden» geplanten Angriff der islamistischen Hamas auf palästinensische Zivilisten gewarnt. Die USA hätten die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans über «glaubwürdige Berichte» informiert, die auf eine Verletzung der bestehenden Waffenruhe hindeuteten, so das Ministerium. Ein solcher Angriff würde «einen direkten und schwerwiegenden Verstoß gegen die Waffenruhevereinbarung darstellen» und die Fortschritte im Friedensprozess untergraben. Dieser Prozess ist ohnehin fragil.

Nach rund zwei Jahren Krieg im Gazastreifen hatten Israel und die Hamas bei indirekten Gesprächen im ägyptischen Küstenort Scharm el Scheich vor einer Woche eine Einigung über die erste Phase des jüngst von US-Präsident Donald Trump vorgestellten Friedensplans erzielt. Die darin vorgesehene Übergabe aller lebenden und toten Geiseln zieht sich allerdings hin. Israel besteht auf eine zügige Übergabe der noch im Gazastreifen befindlichen Leichen.

Hamas übergibt weitere Leichen - Bergung toter Geiseln dauert an

In der Nacht hatte die Hamas die Leichen von zwei weiteren Personen - mutmaßlich getötete Geiseln - übergeben. Die israelische Armee teilte mit, die beiden Särge seien Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ausgehändigt worden. Diese seien auf dem Weg zur Übergabe an das Militär. Anschließend soll das Forensische Institut in Tel Aviv die Identität der Getöteten feststellen. 

Laut der Waffenruhe-Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 Leichen übergeben. Sollte Israel die Identität der nunmehr überstellten Leichen bestätigen, würden noch 16 tote Geiseln im Gazastreifen verbleiben. Die Hamas beruft sich darauf, dass es für sie schwierig sei, die Leichen zu finden, weil sie unter den Trümmern bombardierter Gebäude und Tunnel verschüttet seien.

Israel hatte die Hamas zur Übergabe aller toten Geiseln aufgefordert und damit gedroht, bei Nichteinhaltung des Waffenruhe-Abkommens zum Krieg im Gazastreifen zurückzukehren. 

Auch am Samstagabend demonstrierten in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv wieder Angehörige der Geiseln und deren Unterstützer für eine Übergabe der noch im Gazastreifen verbleibenden Toten.

Garantiemächte fordern Hamas zum Einhalten von Friedensplan auf

Die Garantiemächte des Gaza-Friedensplans fordern die Hamas laut der Mitteilung aus dem US-Außenministerium nun ebenfalls dazu auf, «ihren Verpflichtungen aus dem Waffenruhe-Abkommen nachzukommen.» Zu dem angeblich geplanten Angriff heißt es darin weiter: «Sollte die Hamas diesen Angriff durchführen, werden Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung von Gaza zu schützen und den Bestand der Waffenruhe zu wahren.» 

Zusammen mit Ägypten und Katar hatten die USA als Vermittler in den indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas für eine Beendigung des Gaza-Krieges agiert. Die drei Länder sowie die Türkei unterzeichneten auch die Vereinbarung für die Waffenruhe in Scharm el Scheich.

Die USA und die übrigen Garantiemächte seien weiterhin entschlossen, sich für die Sicherheit der Zivilbevölkerung, die Aufrechterhaltung der Ruhe vor Ort und die Förderung von Frieden und Wohlstand für die Menschen im Gazastreifen und die gesamte Region einzusetzen, hieß es in der Mitteilung weiter.

Trump drohte Hamas mit dem Tod

Trump hatte der islamistischen Hamas zuvor am Donnerstag mit dem Tode gedroht, sollte die Terrororganisation weiter Menschen im Gazastreifen töten. In diesem Falle «werden wir keine Wahl haben als hineinzugehen und sie zu töten», schrieb der Republikaner auf der Plattform Truth Social. Im Weißen Haus machte er später auf Nachfrage klar, dass keine US-Kräfte in den Gazastreifen einrücken sollen. Es gebe Leute «ganz in der Nähe», die das machen würden – gemeint sein dürfte Israels Armee. Sie bekämen das leicht hin, aber unter Patronat der USA, betonte er. Davor hatten Berichte über Tötungen im Gazastreifen durch Hamas-Kämpfer international für Empörung gesorgt.

Sorge wegen rechtsextremer Minister

Sowohl israelische als auch US-Beamte befürchten laut der US-Nachrichtenseite «Axios» unterdessen, dass rechtsextreme Minister in Israels Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Frage der Rückgabe der toten Geiseln nutzen werden, um das Waffenruhe-Abkommen zu untergraben und auf eine Wiederaufnahme des Kriegs zu drängen. Der US-Sender CNN zitierte Trump, wonach dieser erwäge, Israel die Wiederaufnahme der Kämpfe zu erlauben, sollte die Hamas sich weigern, ihren Teil der Vereinbarung einzuhalten.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in Israels Geschichte durch Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen. Am 7. Oktober 2023 wurden nahe der Grenze zum Gazastreifen auf israelischer Seite etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt. Israel reagierte mit massiven Angriffen aus der Luft und am Boden. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden mehr als 67.000 Menschen getötet.

@ dpa.de

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