WASHINGTON / TEHERAN / TEL AVIV - Im Krieg zwischen Israel und dem Iran deutet sich eine Einstellung der Kämpfe an.
24.06.2025 - 06:35:20Trump kündigt Waffenruhe an - Vorerst weitere Angriffe
(Neu: Weitere Details)
WASHINGTON/TEHERAN/TEL AVIV (dpa-AFX) - Im Krieg zwischen Israel und dem Iran deutet sich eine Einstellung der Kämpfe an. US-Präsident Donald Trump kündigte in der Nacht überraschend eine Waffenruhe zwischen den Erzfeinden an. Sie sollte heute früh beginnen. Der Iran feuerte noch in den Morgenstunden bis zuletzt weitere Raketen auf Israel ab, bestätigte aber zuvor indirekt seine Einwilligung in eine Feuerpause. Zunächst werde der Iran für zwölf Stunden die Waffen schweigen lassen, dann Israel für zwölf Stunden. Danach gelte der Krieg als beendet, erklärte Trump. Das wäre demnach Mittwochmorgen (MESZ).
Trumps Ankündigung auf seiner Plattform Truth Social erfolgte wenige Stunden, nachdem der Iran als Vergeltung für die US-Bombardierung der iranischen Atomanlagen Raketen auf einen US-Luftwaffenstützpunkt in Katar abgefeuert hatte. Dabei kam niemand zu Schaden. Irans Raketen wurden von der Luftabwehr abgeschossen. Trump zufolge hatten die Iraner die USA vor dem Angriff auch gewarnt - es schien sich also von vorneherein eher um einen symbolischen Akt der Vergeltung zu handeln. Weitere Schläge gegen US-Basen dürften kaum zu erwarten sein.
Iran bestätigt indirekt Waffenruhe
Irans Außenminister Abbas Araghtschi schrieb in der Nacht auf X, sein Land werde Gegenangriffe einstellen, sofern Israel seine "illegale Aggression" spätestens um 0400 Uhr morgens Teheraner Zeit (0230 MESZ) einstellt. Danach ergänzte er, die iranischen Militäroperationen hätten "bis zur letzten Minute, um 4 Uhr" angedauert. Für Unklarheit sorgte, warum die mächtigen Revolutionsgarden am Morgen dann doch noch Salven von Raketen auf Israel abfeuerten. Bei einem Einschlag in Beerscheba wurden örtlichen Berichten zufolge mindestens drei Menschen getötet, mehrere weitere verletzt.
Irans staatlicher Rundfunk bestätigte unterdessen die Feuerpause. Sie sei dem Feind "aufgezwungen" worden, hieß es im Live-Programm des staatlichen Fernsehens. Von Israel gab es zunächst keine Bestätigung für die Waffenruhe. Das israelische Militär hatte in der Nacht die Bewohner im Zentrum der Hauptstadt und Millionenmetropole in einem Bereich mehrerer Häuserblocks zur Flucht aufgerufen. Die Armee warnte in persischer Sprache auf der Plattform X vor bevorstehenden Luftangriffen und veröffentlichte dazu entsprechende Karten. Der Aufruf dürfte angesichts einer nahezu vollständigen Internetsperre und der Uhrzeit nur wenige Menschen erreicht haben.
Aus Irans Hauptstadt Teheran waren in der Nacht Explosionen gemeldet worden. Kurz vor den Evakuierungsaufrufen hatte Trump gegen 18.00 Uhr Ortszeit Washington (Mitternacht MESZ) angekündigt, dass in etwa sechs Stunden eine "komplette und absolute" Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in gestaffelter Form in Kraft treten werde. Zunächst werde der Iran für zwölf Stunden eine Waffenruhe einhalten, dann auch Israel für zwölf Stunden. Damit solle der dann seit zwölf Tagen währende Krieg beendet werden, schrieb er.
Trump spricht vom Ende des "Zwölftagekriegs"
Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge kam die Vereinbarung der Waffenruhe auch dank der Vermittlung des Emirats Katar zustande. Katar unterhält sowohl zum Iran als auch zu den USA gute Beziehungen. Unter der Annahme, dass der Ablauf so funktionieren werde, wolle er Israel und dem Iran bereits jetzt gratulieren, dass sie den Mut und die Weisheit hätten, den Krieg zu beenden. Dieser werde künftig als "Zwölftagekrieg" bekannt sein, schrieb er.
"Das ist ein Krieg, der noch Jahre hätte andauern können, und der den ganzen Nahen Osten hätte zerstören können, aber so kam es nicht - und wird es nicht kommen", schrieb Trump auf Truth Social weiter. Die von Trump vorgeschlagene Bezeichnung "Zwölftagekrieg" scheint sich an den "Sechstagekrieg" von 1967 zwischen Israel, Ägypten, Jordanien und Syrien anzulehnen.
Waffenruhe wäre ein Erfolg für Trump
Falls die Waffenruhe wie von Trump beschrieben funktionieren sollte, wäre dies auch ein klarer Erfolg für den US-Präsidenten. Trump wollte verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickeln kann. Dabei setzte er zunächst auf Verhandlungen mit Teheran. Für den Fall eines Scheiterns drohte er mehrfach mit Angriffen auf den Iran - doch war klar, dass Trump eigentlich keinen Krieg wollte. Der Republikaner wollte die USA nicht erneut in einen Konflikt im Nahen Osten verwickeln und sich lieber auf seinen innenpolitische und wirtschaftliche Agenda konzentrieren.
Das scheint ihm nun gelungen zu sein - wenn auch wohl von Israels Gnaden: Während die USA noch auf Verhandlungen mit Teheran setzten, entschied Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, den Iran anzugreifen. Die USA beteiligten sich zunächst nicht an dem Krieg, griffen dann am Wochenende aber auf Trumps Befehl mit gezielten Angriffen gegen drei Atomanlagen ein, darunter zwei unterirdische Ziele in Natans und Fordo. Trump zufolge sollen die für Irans Atomprogramm wichtigen Anlagen komplett zerstört worden sein. Laut Experten ist das genaue Ausmaß der Schäden derzeit noch nicht überprüfbar.
Israels Angriffe auf das iranische Atomprogramm
Israel hatte den Krieg gegen seinen Erzfeind Iran vor gut zehn Tagen begonnen und fliegt seither massive Luftangriffe gegen Ziele im ganzen Land. Israels erklärtes Ziel war es, Teherans Atomprogramm zu stoppen und die von Irans Waffenprogrammen ausgehende Gefahr zu neutralisieren. Teheran hat stets betont, dass sein Atomprogramm nur zivilen Zwecke diene, nicht der Entwicklung von Atomwaffen.
Machterhalt für iranische Führung
Die von Israels Angriffen massiv geschwächte Islamische Republik wollte vermutlich keine weitere Eskalation des Konflikts. Experten zufolge hätte ein großer Krieg das Fortdauern der iranischen Führung um Ajatollah Ali Chamenei selbst bedrohen können. Israel scheint seine Kriegsziele mit Blick auf das Atomprogramm als erfüllt anzusehen - und die Führung in Teheran kann sich mit der Waffenruhe an der Macht halten.