Deutschland, Frankreich

Während der Online-Händler Shein in Paris seinen ersten Ladenbereich eröffnet, schiebt Frankreichs Regierung der Plattform zeitweise einen Riegel vor.

05.11.2025 - 16:15:36

Streit um Shein in Frankreich: Ladenöffnung und Seitensperre. Was das mit Sexpuppen und Waffen zu tun hat.

Frankreich setzt den Betrieb der Billig-Onlineplattform Shein vorläufig aus. Das teilte das Wirtschaftsministerium mit, kurz nachdem der Händler seinen ersten Ladenbereich in Frankreich eröffnet hatte. Die Regierung habe ein entsprechendes Verfahren eingeleitet, bis die Plattform den Behörden nachweisen könne, dass alle ihre Inhalte mit französischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmten. Eine erste Zwischenbilanz solle von den Ministern innerhalb der nächsten 48 Stunden gezogen werden.

Der Modehändler kündigte an, mit den französischen Behörden zusammenarbeiten und alle Bedenken ausräumen zu wollen. «Shein nimmt die heutige Ankündigung der Regierung zur Kenntnis», sagte ein Sprecher des Unternehmens. Unabhängig von der Ankündigung habe Shein bereits beschlossen, die Angebote unabhängiger Drittanbieter auf dem eigenen Marktplatz vorübergehend auszusetzen. Die Arbeitsweise externer Anbieter solle überprüft und verbessert werden.

Ansturm zur Eröffnung - auch Demonstranten vor Ort

Am Nachmittag hatte Shein eine erste Abteilung im Pariser Traditionskaufhaus BHV Marais eröffnet. Hunderte Menschen standen dafür Schlange. Wegen des großen Interesses war der Zugang nur mit einem gesonderten Ticket möglich. Vor dem Gebäude protestieren Demonstranten aber auch gegen Fast Fashion, die Arbeitsbedingungen bei dem Händler und seine ökologische Bilanz.

Besondere Brisanz hatte die Eröffnung bekommen, da erst vor wenigen Tagen öffentlich wurde, dass bei dem Online-Händler Sexpuppen mit kindlichem Aussehen angeboten worden waren. «Ihre Beschreibung und ihre Kategorisierung auf der Seite erlauben es nur schwerlich, den kinderpornografischen Charakter der Inhalte anzuzweifeln», hatte es aus dem Wirtschaftsministerium geheißen. Wirtschaftsminister Roland Lescure sagte: «Diese furchtbaren Objekte sind illegal.»

Shein teilte kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit, dass die Produkte von der Seite genommen worden seien. Der Fall werde intern aufgearbeitet. «Wir nehmen diese Situation extrem ernst», zitierte der Billig-Onlinehändler seinen Sprecher Quentin Ruffat auf X. «Diese Art von Inhalt ist komplett inakzeptabel und läuft allen Werten, die wir verteidigen, zuwider.» Es würden sofort Korrekturmaßnahmen getroffen.

Am Morgen kamen jedoch neue Vorwürfe auf. Ein konservativer Abgeordneter schlug Alarm, weil über die Online-Plattform Waffen vertrieben werden sollen, deren Besitz in Frankreich ohne besondere Genehmigung verboten ist, wie die Zeitung «Le Parisien» berichtete. Dabei handelt es sich nach Darstellung des Abgeordneten um Messer und Schlagringe.

Beliebter Händler steht in der Kritik

Anbieter wie Shein sind bei Verbrauchern beliebt, aber umstritten. Politiker, Handelsvertreter und Verbraucherschützer monieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen und unfaire Wettbewerbsbedingungen. Sie fordern eine strengere Regulierung und besseren Schutz beim Online-Einkauf.

Wegen Verstößen gegen EU-Vorschriften muss Shein beim Verbraucherschutz nachbessern. Laut Kommission führt der Modehändler Kunden mit fehlenden oder missverständlichen Angaben in die Irre. Das Portal betont seine Kooperation mit den Behörden.

Pariser Laden als Testlauf, vorerst keine Pläne für Deutschland

Shein zählt in Deutschland zu den größten Onlineshops. In einem aktuellen Ranking des Handelsforschungsinstituts EHI belegt das Shoppingportal den 7. Platz. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz von Shein hierzulande demnach um 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Hinzu kamen Erlöse aus dem Marktplatz-Geschäft. Dort verkauft Shein nicht selbst, sondern bietet Händlern eine Plattform - gegen Gebühren.

Nach eigenen Angaben plant der Modehändler vorerst aber keine festen Geschäfte in Deutschland. «Der Store in Frankreich ist Sheins erster Testlauf für ein neues stationäres Einzelhandelskonzept, das die Vorteile des Online-Handels mit der Nähe und dem persönlichen Kontakt des stationären Handels verbindet», sagte ein Sprecher des Unternehmens. Es sei noch zu früh, um Schlüsse für andere Märkte zu ziehen. Für Shein gelte weiterhin das Prinzip «digital first».

Das Unternehmen hat in der Vergangenheit auch in Deutschland bereits mehrfach Pop-up-Stores eröffnet, zuletzt in Frankfurt. Diese Läden bestehen jeweils nur für wenige Tage und schließen dann wieder.

@ dpa.de

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