ROUNDUP, USA

Die EU und die USA haben sich auf eine Grundsatzvereinbarung zur Entschärfung des seit Monaten andauernden Zollkonflikts geeinigt.

27.07.2025 - 20:04:54

EU und USA schließen Zolldeal

Das teilten beide Seiten nach einem Spitzengespräch von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und US-Präsident Donald Trump in Schottland mit.

"Es wird der größte aller Deals", sagte Trump während der Verkündung der Einigung. Von der Leyen äußerte, es sei ein schwerer Prozess gewesen. "Jetzt haben wir es, und das ist gut". Trumps Angaben zufolge werde der Zollsatz auf die meisten Importe bei 15 Prozent liegen, auch für die Automobilindustrie.

Die EU werde zustimmen, Energie aus den USA im Wert von 750 Milliarden US-Dollar zu kaufen und zusätzlich 600 Milliarden US-Dollar mehr in die USA zu investieren, sagte der US-Präsident.

Er bezeichnete die Vereinbarung rund um Energie als "sehr wichtige Komponente" des Abkommens. Die Zölle auf die Einfuhr von Stahl und Aluminium bleiben demnach wie gehabt bei 50 Prozent. "Das ist eine weltweite Angelegenheit, die so bleibt, wie sie ist", betonte er.

Schon vorab war klar, dass Einfuhren aus der EU in die USA mit deutlich höheren Zöllen belastet werden als noch vor dem Beginn der zweiten Amtszeit von Trump. Ziel der EU in den Verhandlungen war gewesen, deutlich unter dem zuletzt von Trump angekündigten Zollsatz von 30 Prozent zu bleiben. Trump sei ein harter, aber fairer Verhandler, hatte von der Leyen kurz vor dem Gespräch gesagt.

EU fürchtete Handelskrieg

Wenn die EU den Deal nicht eingegangen wäre, hätte eine weitere Eskalation des Handelsstreits gedroht. Trump wollte nämlich ab dem 1. August weitere Zölle in Kraft treten lassen, wenn ihm die EU in Handelsfragen nicht entgegenkommt. Der Republikaner begründete seinen Kurs vor allem damit, dass er angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktionen ins Heimatland verlagern will - ganz nach der Devise "America First".

Zugleich sollen Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren. Die EU-Kommission sieht die Zölle hingegen als nicht gerechtfertigt und zweifelt daran, dass sie mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar sind.

Deutschland forderte schnellen Deal

Dass die EU nun dennoch einen Kompromiss akzeptiert, liegt daran, dass viele Mitgliedstaaten die Risiken einer Eskalation des Handelsstreits als bedeutender einschätzen als höhere Zölle. So hatte etwa Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zuletzt mehrfach eine schnelle Einigung gefordert: "Lieber schnell und einfach als langwierig und kompliziert und über Monate noch im Verhandlungsstatus", sagte er.

Dabei spielte auch eine Rolle, dass etwa die Autobranche und die Stahl- und Aluminiumindustrie schon in den vergangenen Monaten unter den hohen Zöllen litt.

Geschwächt wurde die Verhandlungsposition der EU auch durch die Abhängigkeit Europas von den militärischen Fähigkeiten der USA. So wurde befürchtet, dass Trump im Fall einer Eskalation des Handelsstreits erneut das über die Nato abgegebene Beistandsversprechen infrage stellen könnte. Angesichts der Bedrohungen durch Russland wurde dies vor allem in östlichen EU-Staaten als großes Risiko gesehen.

EU drohte mit Vergeltungszöllen

Im wirtschaftlichen Bereich hätte die EU die USA hingegen mit Gegenzöllen erheblich unter Druck setzen können. In den Verhandlungen hatte die EU-Kommission unter anderem mit zusätzlichen Abgaben auf die Einfuhr von Industrie- und Agrargütern wie Flugzeugen, Motorrädern, Rindfleisch, Whiskey oder Zitrusfrüchten gedroht.

Zudem wurden EU-Ausfuhrbeschränkungen für bestimmte Produkte im Wert von 4,4 Milliarden Euro in Erwägung gezogen. Dazu zählen etwa Stahlschrott und chemische Erzeugnisse, die bislang gerne von US-Unternehmen importiert werden.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Norma verkauft Wassermanagement-Sparte in die USA Der Autozulieferer und Verbindungstechnikanbieter Norma DE000A1H8BV3 verkauft seine Wassermanagement-Sparte an das US-Unternehmen Advanced Drainage Systems (ADS). (Boerse, 23.09.2025 - 10:27) weiterlesen...

USA wollen Herzstück von Tiktok nachbauen Bei der Abspaltung des US-Geschäfts von Tiktok soll die Software, die die nächsten Videoclips für Nutzer aussucht, in den USA nachgebaut werden. (Boerse, 22.09.2025 - 22:35) weiterlesen...

Trump-Zölle drücken deutschen Exportüberschuss auf Tiefstand Weiterer Zoll-Dämpfer für die Exportnation Deutschland im Geschäft mit dem wichtigsten Handelspartner USA: Der Exportüberschuss im Außenhandel mit den Vereinigten Staaten sank von Januar bis einschließlich Juli auf den niedrigsten Stand für die ersten sieben Monate eines Jahres seit 2021.Mit 34,6 Milliarden Euro war der Überschuss für "Made in Germany" im Handel mit den Vereinigten Staaten um gut 15 Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat.Im weltweiten Warenverkehr nahm der Exportüberschuss Deutschlands um 32,7 Milliarden Euro oder 21,2 Prozent auf 121,3 Milliarden Euro ab, unter anderem weil Europas größte Volkswirtschaft deutlich mehr Waren aus China importierte als es in das Land exportierte. (Boerse, 19.09.2025 - 11:57) weiterlesen...

Werbevermarkter Ströer senkt Jahresprognose - Aktie verliert Der Zollstreit mit den USA durchkreuzt die Geschäftspläne des Werbevermarkters Ströer DE0007493991. (Boerse, 19.09.2025 - 10:54) weiterlesen...

Verlieren die USA in der Trump-Zeit die Meinungsfreiheit? WASHINGTON/LOS ANGELES - Ein Präsident, der das Ende einer Late-Night-Show feiert. (Boerse, 18.09.2025 - 15:27) weiterlesen...