ROUNDUP, Selenskyj

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die westlichen Partner zu mehr Tempo bei den versprochenen Lieferungen zur Stärkung der Flugabwehr aufgefordert.

19.09.2024 - 06:29:53

Selenskyj und Putin drücken bei Rüstung aufs Tempo

"Bis jetzt sind noch nicht alle Versprechen zur Flugabwehr, die beim Gipfel in Washington gemacht worden, umgesetzt", mahnte er in seiner abendlichen Videoansprache. Gerade zu Herbstbeginn sei es jedoch wichtig, eine effiziente Flugabwehr zu haben, sagte er mit Blick auf die systematischen russischen Angriffe gegen die Energie- und Wärmeversorgung.

Selenskyj wandte sich einmal mehr gegen ein Einfrieren des Konflikts. Die Ukraine und ganz Europa bräuchten langfristig Sicherheit. Das sei nur durch einen gerechten Frieden zu erreichen.

Zur Lage an der Front äußerte er sich nicht detailliert. Gleich zu Beginn lobte er den Drohnenangriff auf ein Munitionsdepot bei der nordwestrussischen Kleinstadt Toropez.

In der Nacht zuvor war es durch einen ukrainischen Drohnenangriff Medienberichten zufolge zu einer Serie von Explosionen in dem Depot gekommen. Wegen des auf die nahegelegene Stadt Toropez übergreifenden Feuers mussten die Bewohner in Sicherheit gebracht werden. Es gab Behördenangaben zufolge mehrere Verletzte.

Selenskyj: Alles läuft nach Plan in Kursk

Die Kämpfe in der westrussischen Region Kursk, wo Moskauer Truppen versuchten, die ukrainische Gegenoffensive zu kontern, verlaufen seinen Angaben zufolge nach dem Plan Kiews. Unabhängigen Militärbeobachtern zufolge konnten die Ukrainer die russischen Angriffe tatsächlich vorerst stoppen. Unklar hingegen ist, ob der darauffolgende ukrainische Vorstoß zur Einschließung russischer Truppenteile erfolgreich war.

Den von russischen Truppen bedrängten Verteidigern der Städte Pokrowsk, Torezk und Kurachowe im ostukrainischen Gebiet Donezk versprach er baldige Verstärkung. Seiner Darstellung nach sind inzwischen neue Brigaden aufgebaut, allerdings noch nicht vollständig mit Waffen ausgerüstet.

Schwere Kämpfe im Osten der Ukraine

Der Generalstab in Kiew wiederum kennzeichnete in seinem abendlichen Lagebericht die Kämpfe speziell zwischen Pokrowsk und Kurachowe als schwer. Mehr als die Hälfte der über 150 russischen Angriffsversuche des Tages hätten in dem Frontabschnitt stattgefunden. Mehrere dieser Attacken liefen noch, hieß es.

Putin hält Sitzung zur Lage des Militärs und Rüstungssektors ab

Derweil hat Kremlchef Wladimir Putin eine Videokonferenz mit ranghohen Militärs und Beamten aus der Rüstungswirtschaft abgehalten. Darin begründete er auch die jüngst befohlene Anhebung der Truppenstärke. Dies sei für die neuen Wehrbezirke notwendig, sagte er. Für die dort entstehenden Truppenteile würden gut an Waffen ausgebildete neue Soldaten gebraucht. "Eben zur Lösung dieser Aufgabe wurde vor Tagen das Dekret über die Festlegung der Truppenstärke der Streitkräfte veröffentlicht", so Putin.

Am Montag hatte Putin per Dekret befohlen, die Streitkräfte auf etwa 2,4 Millionen Mann aufzustocken, darunter 1,5 Millionen Soldaten - seit dem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 wurde die Sollstärke des Militärs damit zum dritten Mal erhöht.

Reaktion auf Nato-Erweiterung

Die Schaffung neuer Wehrbezirke für die Regionen Leningrad - für das Umland von St. Petersburg wird in Russland immer noch der sowjetische Name Leningrad verwendet - und Moskau hatte der Kreml Ende 2023 verkündet. Damit einher geht der Aufbau neuer Militärstützpunkte und Truppenteile. Die Notwendigkeit der Wehrbezirke hatte der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow damals unter anderem mit dem Nato-Beitritt von Schweden und Finnland begründet. Auf den Auslöser dieser Vorgänge, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, ging Gerassimow nicht ein.

In der Videokonferenz forderte Putin Aufrüstung und Militarisierung weiter zu forcieren. In Zukunft werde die russische Armee neue moderne Waffen nicht mehr stückweise, sondern in Serie bekommen, kündigte er an. In den Waffenschmieden und Raketenlabors sollten auch die Erkenntnisse aus dem Krieg genutzt werden, sagte der Kremlchef, der am Donnerstag eine Waffenfabrik in St. Petersburg besuchen will.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Merz und Selenskyj reden mit Trump über Friedensbedingungen Vor dem USA-Russland-Gipfel bestehen Kanzler Friedrich Merz (CDU) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Sicherheitsgarantien für die Ukraine. (Wirtschaft, 13.08.2025 - 17:13) weiterlesen...

Selenskyj in Berlin - 'Druck auf Russland ausüben' Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht Moskau vor dem USA-Russland-Gipfel den Friedenswillen ab. (Wirtschaft, 13.08.2025 - 13:30) weiterlesen...

Selenskyj persönlich bei Ukraine-Schalten in Berlin dabei (mit mehr Details)BERLIN - Kanzler Friedrich Merz (CDU) sendet bei der Videoschalte mit US-Präsident Donald Trump zu dessen Alaska-Gipfel mit Kremlchef Wladimir Putin ein besonderes Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. (Wirtschaft, 13.08.2025 - 11:10) weiterlesen...

Selenskyj kommt für Ukraine-Gespräche nach Berlin BERLIN - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will heute in Berlin persönlich an den Videoschalten zum Alaska-Gipfel über die Zukunft seines Landes teilnehmen. (Wirtschaft, 13.08.2025 - 09:30) weiterlesen...

Europäer und Selenskyj suchen Linie mit Trump zur Ukraine Bleiben die Europäer und Wolodymyr Selenskyj außen vor, wenn Donald Trump und Wladimir Putin am Freitag in Alaska über die Zukunft der Ukraine verhandeln? Bei einer von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) initiierten Videokonferenz, an der heute auch der ukrainische Präsident teilnehmen soll, wollen europäische Staats- und Regierungschefs das verhindern. (Wirtschaft, 13.08.2025 - 06:00) weiterlesen...

Selenskyj: Trump und Putin können nicht ohne uns entscheiden Kurz vor dem geplanten USA-Russland-Gipfel hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Entscheidungen zur Ukraine bei dem Treffen ausgeschlossen. (Wirtschaft, 12.08.2025 - 18:32) weiterlesen...