ROUNDUP, Hauchdünner

Der liberalkonservative Kandidat Rafal Trzaskowski aus dem Regierungslager von Donald Tusk hat die erste Runde der Präsidentenwahl in Polen mit hauchdünnem Vorsprung für sich entschieden.

19.05.2025 - 11:05:32

Hauchdünner Vorsprung für liberalen Trzaskowski

Er muss aber in einer Stichwahl gegen Karol Nawrocki von der nationalkonservativen PiS antreten, der dicht hinter ihm liegt.

Auf Trzaskowski entfielen 31,36 Prozent der Stimmen, wie das Endergebnis der Wahlkommission zeigt. Nawrocki erhielt 29,54 Prozent. Die zweite Wahlrunde ist für den 1. Juni angesetzt. Dabei wird es vor allem darauf ankommen, wem die Wähler der in der ersten Runde ausgeschiedenen rechtsextremen Kandidaten Slawomir Mentzen und Grzegorz Braun ihre Stimme geben.

Beide Politiker verbuchten überraschten hohe Ergebnisse: Mentzen landete mit 14,81 Prozent der Stimmen auf dem dritten Platz, der offen antisemitisch agierende Braun wurde mit 6,34 Prozent Vierter. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,31 Prozent.

Harter Wahlkampf erwartet

Die Abstimmung gilt als Richtungswahl für das EU- und Nato-Land Polen. Kommentatoren in Warschau erwarten in den kommenden zwei Wochen eine harte Auseinandersetzung zwischen der regierenden liberalkonservativen Bürgerkoalition (KO) und der PiS. Beide dominieren das politische Leben des Landes seit 20 Jahren.

"Das Spiel um alles hat gerade erst begonnen. Ein harter Kampf um jede Stimme. Diese zwei Wochen werden über die Zukunft unserer Heimat entscheiden", schrieb der proeuropäische Regierungschef Donald Tusk auf X.

Tusk braucht einen Sieg seines Kandidaten Trzaskowski, um Reformprojekte voranzubringen. Der bisherige Präsident Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt, hatte diese mit seinem Veto gebremst.

Knapp 29 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, einen Nachfolger für den aus dem Amt scheidenden Duda zu wählen. Angesichts des knappen Rennens wird es große Bedeutung haben, für wen sich die Wähler des Rechtsextremen Mentzen in der zweiten Runde entscheiden. Der 38-jährige Unternehmer kündigte am Wahlabend an, er wolle seinen Anhängern bei der Entscheidung helfen. Details werde er aber nicht am Wahlabend, sondern "in Kürze" bekanntgeben.

Trzaskowski sagte am Wahlabend: "Ich garantiere eine gute Zusammenarbeit mit der Regierung, denn unser Land braucht Ruhe und keine Konflikte." Nawrocki sagte vor Anhängern in seiner Heimatstadt Danzig, er wolle verhindern, dass in Polen eine Partei das Machtmonopol erhalte. "Wir sind hier und wir werden gewinnen."

Staatsoberhaupt hat Einfluss auf die Außenpolitik

In Polen amtiert der Präsident fünf Jahre. Das Staatsoberhaupt hat mehr Befugnisse als der Bundespräsident in Deutschland. Er repräsentiert das Land nicht nur nach außen, sondern hat auch Einfluss auf die Außenpolitik, ernennt den Regierungschef sowie das Kabinett und ist im Kriegsfall Oberkommandierender der polnischen Streitkräfte.

@ dpa.de