Arbeitsmarkt, Gesellschaft

Der demografische Wandel dürfte die Sozialabgaben noch weitaus stärker steigen lassen als bislang bekannt.

15.12.2025 - 09:49:42

Neue Berechnungen: Sozialabgaben steigen noch stärker als erwartet

Das zeigen Berechnungen des Ökonomen Martin Werding für den "Spiegel" auf Basis der neuen Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Bundesamts. Die Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung fällt darin stärker aus als zuvor angenommen. Wegen der geringeren Zahl potenzieller Beitragszahler müsste die Summe der Sozialbeiträge deshalb bis 2050 auf 53 Prozent steigen.

Dann wären im Schnitt 22,8 Prozent der Löhne und Gehälter fällig für die Rente (aktuell: 18,6 Prozent). Bei der gesetzlichen Krankenversicherung wären es 19,1 Prozent (aktuell: 17,1 Prozent), 5,4 Prozent für die Pflegeversicherung (aktuell: 3,7 Prozent) sowie 5,6 Prozent für die Arbeitslosenversicherung (derzeit: 2,6 Prozent). Die vorherigen Annahmen zur Bevölkerungsentwicklung von 2022 hingegen hatten laut Werding noch nur einen Anstieg der Gesamtbelastung auf 52,4 Prozent wahrscheinlich erscheinen lassen. Der Druck auf die Beiträge dürfte sich auch nach 2050 fortsetzen. Bis zum Jahr 2080 müsste die Summe der Sozialbeiträge auf 60,1 Prozent ansteigen. Unter Annahme der älteren Bevölkerungsprognosen hingegen hätte sich ein Plus auf 57,9 Prozent ergeben. Bei Werdings Berechnung handelt es sich um eine Projektion, keine exakte Vorhersage. Je nach Entwicklung könnten die Beitragssätze auch etwas höher oder etwas niedriger ausfallen, so der Experte. "Bei allen Unsicherheiten ist allerdings klar: Die Demografie stellt uns vor massive Probleme", warnt Werding. So hohe Sozialabgaben würden "drastische Rückwirkungen auf Wachstum und Beschäftigung haben". Zu einer solchen Entwicklung dürfe es deshalb "auf keinen Fall kommen". Werding ist Professor für Sozialpolitik und Öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum. Er ist zudem Mitglied im Sachverständigenrat Wirtschaft, den sogenannten "Wirtschaftsweisen".

@ dts-nachrichtenagentur.de

Weitere Meldungen

Grimm hält Erfolg der Rentenkommission für völlig unmöglich Die Ökonomin Veronika Grimm, unter anderem Mitglied im fünfköpfigen Regierungsrat der Wirtschaftsweisen, gibt der bald startenden Rentenkommission keine Erfolgschancen. (Politik, 15.12.2025 - 07:13) weiterlesen...

Spahn warnt Bas: Keine Abstriche bei Bürgergeld-Sanktionen Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) hat Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) aufgerufen, in ihrem Gesetzentwurf zur Reform des Bürgergeldes die geplanten Sanktionen gegen Arbeitsverweigerer nicht aufzuweichen. (Politik, 15.12.2025 - 00:00) weiterlesen...

Rechtswissenschaftlerin Janda wird Co-Chefin der Rentenkommission Die Rechtswissenschaftlerin Constanze Janda soll Co-Vorsitzende der Rentenkommission der Bundesregierung werden. (Politik, 14.12.2025 - 14:17) weiterlesen...

Unternehmer Herrenknecht für Lockerung des Kündigungsschutzes Der Unternehmer Martin Herrenknecht plädiert angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise für mehr Flexibilität für Arbeitgeber in Deutschland. (Wirtschaft, 11.12.2025 - 12:58) weiterlesen...

Bäckereien und Handel wollen Aktivrente ab Januar offensiv starten. Mehrere Branchen wollen die ab 1. Januar 2026 geplante Aktivrente offensiv einführen. Bäckereien und Handel wollen Aktivrente ab Januar offensiv starten (Wirtschaft, 11.12.2025 - 08:42) weiterlesen...

DGB schlägt Demografie-Faktor für Rentenzuschuss vor DGB-Chefin Yasmin Fahimi hat eine befristete Erhöhung des Steuerzuschusses zur Rentenversicherung gefordert, um die hohen demografischen Kosten der kommenden Jahre abzufedern. (Sonstige, 11.12.2025 - 00:00) weiterlesen...