ROUNDUP, USA

Das große Drama bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht bei der Sitzung des Exekutivrats zwar gar nicht auf der Tagesordnung, ist aber in aller Munde: Wie geht es weiter ohne die USA, den größten Beitragszahler? Die USA decken bislang rund ein Fünftel des Budgets.WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hat nun einen Einstellungsstopp verhängt, der Belegschaft von rund 8.000 Angestellten Reisen untersagt, die nicht dringend nötig sind, und er lässt Lieferverträge nachverhandeln, wie er in Genf sagte.

03.02.2025 - 14:00:17

Wie weiter ohne die USA?

Das große Drama bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht bei der Sitzung des Exekutivrats zwar gar nicht auf der Tagesordnung, ist aber in aller Munde: Wie geht es weiter ohne die USA, den größten Beitragszahler? Die USA decken bislang rund ein Fünftel des Budgets.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hat nun einen Einstellungsstopp verhängt, der Belegschaft von rund 8.000 Angestellten Reisen untersagt, die nicht dringend nötig sind, und er lässt Lieferverträge nachverhandeln, wie er in Genf sagte. So hofft die WHO auf Preisnachlässe. Der US-Austritt wird am 22. Januar 2026 wirksam.

Worum es im Exekutivrat geht

Offiziell beraten die 34 der 194 Mitgliedsländer, die in dem Rat vertreten sind, über den Umgang mit Krankheiten wie Gebärmutterhalskrebs oder Diabetes und eine Strategie zu Klimawandel und Gesundheit, Kriege und Konflikte. Der Rat entscheidet über alles Wichtige außerhalb der WHO-Jahrestagungen.

Bei jedem Programm steht aber die Frage im Raum: wo soll das Geld ohne die US-Beiträge herkommen? Der Budgetausschuss des Rates schlägt trotzdem vor, die Basisausgaben der WHO konstant zu halten - offenbar in der Hoffnung, dass das Geld aus anderen Quellen kommt. Das wären 4,9 Milliarden Dollar (4,8 Mrd. Euro) für 2026/27. Dazu kämen noch Kosten für Notfalleinsätze, Krisen und Sonderprogramme wie zur Eliminierung von Polio weltweit.

Wie abhängig die WHO von den USA sind

Die US-Regierung hat im vergangenen Jahr 18 Prozent des WHO-Budgets getragen. Sie hat 2024 nach einer Aufstellung der WHO 75 Prozent des HIV- und Hepatitis-Programms finanziert, 61 Prozent bei Tuberkulose und 29 Prozent bei der Stärkung von Gesundheitssystemen in ärmeren Ländern für Notlagen.

Warum die Zeit drängt

Das Geld könnte schon in diesem Jahr knapp werden: Denn ob die USA ihren Pflichtbeitrag für das laufende Zweijahresbudget 2024/25 noch zahlen, weiß niemand. Stand Ende Januar waren die 264 Millionen US-Dollar noch nicht überwiesen. Die Aussicht ist nicht rosig, denn Trump lässt kein gutes Haar an der WHO. Das geht auf seine erste Amtszeit zurück, als er die WHO in der Corona-Pandemie als chinesische Marionette verunglimpfte.

Was auf Deutschland und andere zukommt

Die WHO sondiert nun, wer die fehlenden US-Millionen ersetzen könnte. 2021 sprang Deutschland in die Bresche, als Trump in seiner ersten Amtszeit die WHO-Mittel drastisch zusammenstrich. Deutschland wurde mit erheblichen freiwilligen Beiträgen in der zweijährigen Budgetperiode 2020/21 größter Beitragzahler. 2024 lag der deutsche Anteil am Budget bei rund sechs Prozent.

In der Ratssitzung in Genf versprach eine Referentin aus dem Bundesgesundheitsministerium in Berlin "unerschütterliche Unterstützung" für die WHO. Sie rief alle auf, sich nun auf die wesentlichen WHO-Programme zu konzentrieren, weniger neue Aufgaben zu beschließen und jeden Vorschlag von Anfang an mit einem Preisschild zu versehen.

Auch China dürfte angesprochen werden. Es trug 2024 etwa fünf Prozent zum Budget bei. Fast die gesamte Summe sind Pflichtbeiträge, die sich nach der Wirtschaftsleistung eines Landes richten. Freiwillig legte Peking bislang nur zusätzliche 2,5 Millionen US-Dollar auf den Tisch.

@ dpa.de

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