Berlin - Der Marine Stewardship Council (MSC) hat erstmals eine umfassende Analyse zur Nachhaltigkeit von Heringsprodukten im deutschen Lebensmitteleinzelhandel veröffentlicht.
11.08.2025 - 12:53:02MSC-Studie: Hering in deutschen Supermärkten nur zur Hälfte nachhaltig. Ergebnis: Nur jedes zweite Heringsprodukt stammt nachweislich aus einer nachhaltigen Fischerei und einem nicht überfischten Bestand - trotz ausreichender Verfügbarkeit von nachhaltiger, MSC-zertifizierter Rohware auf dem Weltmarkt.
Hering: Beliebter Speisefisch mit Tradition
Hering zählt zu den vier meistgegessenen Fischarten in Deutschland. Er gilt als besonders gesunder, Omega-3-reicher Speisefisch mit niedrigem CO2-Fußabdruck und einer bald tausendjährigen Tradition als regionales Lebensmittel. Doch das Nachhaltigkeitsniveau in den deutschen Supermarktregalen ist ernüchternd.
Kühlware als Schwachpunkt
Besonders groß ist die Nachhaltigkeitslücke bei gekühlten Produkten wie Matjesfilets, Heringssalat, Bismarck-Hering oder Rollmops: Hier tragen lediglich 32% aller verkauften Produkte das blaue MSC-Siegel für umweltverträglich gefangenen Fisch, nur wenige Marken, wie etwa Merl, fallen positiv auf. Zum Vergleich: Bei Heringskonserven liegt der Anteil von Produkten aus nachhaltiger Fischerei bei 79 % des Verkaufsvolumens, vor allem dank des guten Abschneidens der Marken Hawesta und Appel.
Herkunft entscheidet
Der Unterschied hängt vor allem von der Rohware ab: Konservenhersteller verwenden meist den MSC-zertifizierten Nordsee-Hering, dessen Bestand in einem guten Zustand ist. Produzenten gekühlter Ware hingegen setzen auch auf den atlanto-skandischen Hering aus der Norwegischen See - einem überfischten Bestand, weil sich die Fangnationen seit Jahren nicht auf eine nachhaltige Fangquotenregulierung einigen können.
Nachhaltige Alternativen wären verfügbar - werden aber kaum genutzt
Die aktuelle MSC-Analyse zeigt, dass für die Nachfrage auf dem deutschen Markt genügend Hering aus gesunden, nachhaltig befischten Beständen verfügbar wäre - vor allem aus der Nordsee. Dennoch greifen zu viele Hersteller, insbesondere fürs Kühlregal, weiterhin auf Hering aus überfischten oder schlecht regulierten Beständen zurück.
"Dass nur die Hälfte des Heringsvolumens im Supermarkt nachhaltig ist, liegt nicht am Angebot, sondern an den Entscheidungen von Herstellern und Einzelhandel", betont Kathrin Runge, Leiterin des MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ein häufig vorgebrachtes Argument der Industrie, dass bestimmte Heringsprodukte nur mit Rohware aus einem speziellen Fanggebiet herstellbar seien, wird durch die MSC-Analyse widerlegt: In allen untersuchten Produktkategorien wurden Heringsprodukte mit Rohware unterschiedlicher Herkunft gefunden. So stammen beispielsweise Sahneheringsfilets in einem Drittel der Fälle aus dem gesunden Nordsee-Bestand, in knapp einem Viertel aus dem überfischten atlanto-skandischen Bestand in der Norwegischen See und in einem weiteren Viertel aus gemischten Fanggebieten.
Appell an Handel und Hersteller
Der MSC appelliert an Hersteller und Einzelhandel, komplett auf nachhaltige Rohware umzustellen. Bei den Einzelhändlern darf dies nicht nur für deren Eigenmarken gelten, sondern muss auch bei der Auswahl der angebotenen Markenprodukte greifen.
Politik in der Pflicht
Vor allem beim wichtigen atlanto-skandischen Hering ist eine Einigung der Fangnationen auf nachhaltige Fangquoten dringend notwendig, damit der geschwächte Bestand sich regenerieren kann. Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Heringsbestände ist entscheidend, um das ökologische Gleichgewicht im Nordostatlantik nicht zu gefährden - und auch, um die langfristige Verfügbarkeit von Hering als gesundem Nahrungsmittel zu sichern.
Den vollständige MSC Heringsbericht 2025 mit allen Daten, Analysen und Marktanteilen finden Sie im heringsbericht-2025.pdf. Alle entsprechenden Infografiken stehen hier zum Download bereit.
Pressekontakt:
Marine Stewardship Council (MSC)
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