Mainz - Rund 16 Millionen Menschen in Deutschland musizieren in ihrer Freizeit oder singen in einem Chor [1].
29.10.2025 - 10:30:03Experten-Tipps für Musiker: Wie kann man in Band oder Orchester das Gehör schützen?. In Berufsorchestern spielen bundesweit zudem mehr als 9.500 professionelle Musikerinnen und Musiker [2]. Sie alle sind auf ein gutes Hörvermögen angewiesen. Doch gerade für Musiker ist das Risiko hoch, einen frühen Hörverlust zu erleiden.
Warum das so ist, erklärt Eberhard Schmidt, Präsident der Bundesinnung der Hörakustiker (biha): "In einem Orchester oder einer Band werden durch Instrumente und ihre Verstärkung oft große Lautstärken nah am Ohr erreicht. Das erhöht das Risiko für Hörschädigungen bei Musikerinnen und Musikern, insbesondere bei stundenlangem Proben und vielen Auftritten."
In einer Umfrage von Forschern der Universität Oldenburg und Technischen Universität Graz zur Hörgesundheit von Profi- und Amateurmusikern berichteten zwei Drittel der Befragten von Hörproblemen [3]. "Ab 85 Dezibel kann das ungeschützte Gehör lärmbedingt irreversibel Schaden nehmen. Dabei ist es irrelevant, ob klassische Sinfonien, Heavy-Metal-Stücke oder Hip-Hop-Beats gespielt werden. Entscheidend ist, wie stark und wie lange man sein Gehör großen Lautstärken direkt aussetzt", sagt Eberhard Schmidt.
Wie profitieren Musiker von Gehörschutz und In-Ear-Monitoring?
Im lauten Klangumfeld empfiehlt der Hörakustik-Experte den Einsatz von Gehörschutz. Aber bringt das Musikmachen damit überhaupt noch Spaß? "Es gibt Gehörschutzlösungen speziell für Musiker, die von Hörakustikern individuell maßangefertigt werden und kaum spürbar im Gehörgang sitzen. Darin verbaute Filter schützen vor hörschädigenden Lautstärken, lassen aber Stimmen und bestimmte Klänge gut hörbar durch. So wird nur die Lautstärke, aber nicht der Spaß an der Musik gedämpft", erklärt Eberhard Schmidt.
Auch zu In-Ear-Monitoring (IEM) können Hörakustiker beraten. Durch IEM gibt es einen individuellen Soundmix der Livemusik direkt auf die Ohren jedes Bandmitglieds. Die eigene Stimme oder das eigene Instrument hört man damit im Vordergrund und die oft große Klangkulisse um einen herum zurückgenommen im Hintergrund. Das hilft dabei, bestmöglich sein Instrument zu spielen oder zu singen. Zudem lassen sich die Lautstärken insgesamt so herunterregeln, dass das Gehör nicht gefährdet wird. "In-Ear-Monitoring ist in der professionellen Musikbranche etabliert. Viele berühmte Bands nutzen es. Auch für Hobbymusiker kann es eine gute Lösung sein", sagt Schmidt.
Warum sollten Soundcheck und Hörtest für Musiker zur Routine gehören?
Nach der Probe klingt alles erstmal dumpf oder es rauscht oder fiept in den Ohren? Viele Musiker haben das schon mal erlebt. "Das sind akute Stressreaktionen des Gehörs. Halten diese an, sollten sie ärztlich abgeklärt werden. Es können Anzeichen für einen Hörsturz, einen Tinnitus und eine Hörschädigung sein", sagt Eberhard Schmidt.
Der Hörakustik-Experte empfiehlt Musikern grundsätzlich, regelmäßig ihr Gehör überprüfen zu lassen. "Wie der Soundcheck vor dem Konzert sollte der jährliche Hörtest zur Routine gehören. Hörverluste lassen sich so meist schon frühzeitig erkennen und ausgleichen. Das kann helfen, die Freude an der Musik und am Musizieren lange zu erhalten", sagt Schmidt. Es gibt rund 7.500 Hörakustiker-Fachbetriebe in Deutschland, in denen das Gehör professionell und zumeist kostenfrei überprüft wird.
[1] Deutsches Musikinformationszentrum miz (Hrsg.), Amateurmusizieren in Deutschland. Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in der Bevölkerung ab 6 Jahre, Bonn 04/2025: https://miz.org/de/fokus/amateurmusizieren-in-deutschland
[2] unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung e.V., unisono-Statistik Planstellen und Einstufung der Berufsorchester (Stand Januar 2024): https://ots.de/zgb9nF
[3] R. Hake, G. Kreutz, U. Frischen, M. Schlender, E. Rois-Merz, M. Meis, K.C. Wagener, K. Siedenburg (2024). A survey on hearing health of musicians in professional and amateur orchestras. Trends in Hearing, 28, 1-20: https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/23312165241293762
Pressekontakt:
Nadine Röser, Bundesinnung der Hörakustiker KdöR, roeser@biha.de
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