Nach ZDF-Recherche für Greenwashed?: Decathlon stoppt vorsorglich Zeltverkauf / Hinweis auf zu hohe PFAS-Chemikalien-Werte
10.10.2025 - 09:00:11Nach ZDF-Recherche für Greenwashed?: Decathlon stoppt vorsorglich Zeltverkauf / Hinweis auf zu hohe PFAS-Chemikalien-Werte. Mainz - Der Sportartikeldiscounter Decathlon stoppt vorerst den Verkauf eines Trekkingzeltes, nachdem durch Recherchen der ZDF-Umweltredaktion eine teils deutliche Überschreitung europäischer Grenzwerte bei PFAS-Chemikalien festgestellt wurde. Zu der Erkenntnis führte eine vom ZDF für die Dokumentation "Greenwashed? – Kann Massenware nachhaltig sein?" in Auftrag gegebene Laboruntersuchung des verwendeten Materials. Der Film mit ZDF-Moderator Sherif Rizkallah, in dem das ZDF die Nachhaltigkeitsziele von Decathlon unter die Lupe nimmt, ist ab Freitag, 10. Oktober 2025, 9.00 Uhr, im ZDF-Streaming-Portal abrufbar und am Sonntag, 12. Oktober 2025, 15.30 Uhr, im ZDF zu sehen.
Die im Rahmen einer ZDF-Recherche veranlasste Laboruntersuchung ergab bei zwei von vier Zelten desselben Modells eine Konzentration von PFAS-Chemikalien in den verwendeten Materialien, die teils signifikant oberhalb europäischer Grenzwerte liegen. Bei dem von Decathlon vorerst aus dem Verkauf genommenen Trekkingzelt handelt es sich um das "Kuppelzelt Minimal Edition – MT900 2 Personen".
In einer Stellungnahme schreibt Decathlon: Als sofortige Vorsichtsmaßnahme habe man den Verkauf aller Einheiten dieses Zeltmodells gestoppt "und sie in unsere zentralen Lager zurückgeführt, um interne Prüfungen und weitere Tests durchzuführen."
Laboranlaysen zeigen zu hohe PFAS-Werte
Bei der PFAS-Verbindung 10:2 Fluortelomeralkohol liegt der gefundene Wert im Falle einer Probe beispielsweise bei 0,97 mg/kg. Zusammen mit dem für die PFAS-Verbindung 8:2 Fluortelomeralkohol ermittelten Wert von 1,3 mg/kg ergibt das eine Gesamtkonzentration von 2,27 mg/kg, was knapp dem 9-fachen der laut EU-Verordnung erlaubten Gesamtbelastung von 0,26 mg/kg entspricht.
Bei einer dritten PFAS-Verbindung, 6:2 Fluortelomeralkohol, liegt die Konzentration bei dieser Probe mit 5,2 mg/kg gut fünfmal so hoch wie der Grenzwert von 1,0. Dieser Grenzwert gilt jedoch erst ab Oktober 2026, stellt also gegenwärtig keinen Verstoß dar.
In einem weiteren der vier untersuchten Zelte werden die EU-Grenzwerte ebenfalls teils deutlich überschritten. In zwei von vier analysierten Zelten sind die PFAS-Konzentrationen hingegen geringer.
Decathlon weist gegenüber dem ZDF darauf hin, dass eigene Untersuchungen des Trekkingzeltes keine nachweisbaren Mengen an PFAS zeigten, "was bestätigt, dass unser Produkt sowohl den EU-Vorschriften als auch unseren internen Standards entspricht."
Die Diskrepanz der Untersuchungsergebnisse ist Gegenstand weiterer Analysen. Aus den von Decathlon zur Verfügung gestellten Informationen geht hervor, dass sich der Sportartikel-Discounter bei seiner bisherigen Testung auf jene Charge des Zeltmodells konzentriert hat, in der die ZDF-Analyse die geringste PFAS-Belastung festgestellt hat.
Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitspolitik formuliert Decathlon das Ziel, vollständig auf PFAS in seinen Produkten zu verzichten – unabhängig von EU-Grenzwerten. Die Einhaltung dieser Selbstverpflichtung verlangt Decathlon auch von seinen Zulieferern.
Das im Rahmen der ZDF-Recherche beauftragte Labor verwendet für seine Analyse ein neues, im Juni 2025 zugelassenes Verfahren. Dieses ist sensitiver und liefert ein präziseres Bild als zuvor verwendete Verfahren. Nach welchem Verfahren Decathlon getestet hat, hat uns das Unternehmen nicht mitgeteilt.
PFAS-Chemikalien ungesund und schwer abbaubar
PFAS-Chemikalien sind extrem schwer abbaubar, verbleiben also sehr lange in der Umwelt und werden daher auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet. Insgesamt gibt es zehntausende bis hin zu einer Million verschiedene PFAS-Verbindungen. Einige PFAS stehen im Verdacht, bei höherer Konzentration zu Fehlbildungen zu führen und krebserregend zu sein. Deshalb sollen sie in der EU vom Markt genommen werden, wobei es jedoch Ausnahmen und Übergangsfristen gibt.
Verwendet werden beziehungsweise wurden PFAS beispielsweise in Funktionskleidung – wegen ihrer wasserabweisenden Wirkung. Auch in anderen textilen Stoffen wie zum Beispiel dem hier untersuchten Zelt kommen daher oft noch PFAS zum Einsatz. Die Industrie entwickelt gegenwärtig Alternativen.
Pressekontakt:
ZDF-Kommunikation
pressedesk@zdf.de
Folgen Sie uns gerne auch bei LinkedIn (https://www.linkedin.com/company/zdf/).
Original-Content von: ZDF übermittelt durch news aktuell