Siegen, feiern, fliegen und dann Empfang: Deutschlands Basketballer sind nach dem EM-Gold von Riga im Partymodus.
15.09.2025 - 14:35:34Mit Netz und Silberschüssel: Basketballer genießen EM-Party. Chef Schröder plant mit dem Titelteam, «bis man nicht mehr laufen kann».
Dennis Schröder schleppte die große Silberschüssel auf die Bühne, dann begann in Frankfurt die nächste rauschende Europameister-Party der Basketballer. Vor rund 1.500 Fans spritzten die Goldgewinner von Riga den Champagner in die Fan-Menge. Der kräftige Wind verteilte die goldenen Schnipsel aus der Konfettikanone über die Anhänger mit ihren orangen Hüten. «Welt- und Europameister, das ist», setzte Kapitän Schröder an - der Rest ging im lauten Jubel unter.
Seinen 32. Geburtstag erlebte der Anführer von Deutschlands goldener Basketball-Generation wie in einem sportlichen Rausch. Unmittelbar nach dem packenden 88:83-Finalerfolg gegen die Türkei ging es in Riga zur nächtlichen Sause in einem Luxushotel. «Wie haben wir gefeiert?», fragte Matchwinner Schröder auf der Bühne rhetorisch den besonnenen Interims-Bundestrainer Alan Ibrahimagic.
Augen hinter dunklen Sonnenbrillengläsern
Die Antwort darauf hatten die Europameister bereits am Morgen angedeutet - als sie ermüdet und übernächtigt am Flughafen erschienen, um mit dem Charterflug BT7714 von Air Baltic in Richtung Heimat zu jetten. NBA-Star Franz Wagner trug sogar noch das am Vorabend abgeschnittene Korbnetz um den Hals - seine Augen versteckte er hinter dunklen Sonnenbrillengläsern.
Am Nachmittag in der Heimat wirkten die Goldgewinner von Riga wieder etwas erholt - viele der Profis hatten den zwei Stunden langen Flug von der lettischen Hauptstadt nach Frankfurt genutzt, um etwas Schlaf nachzuholen. Defensivspezialist Isaac Bonga, der das dramatische Finale gegen die Türkei mit einer herausragenden Leistung prägte, brüllte in die Menge, Basketball sei wieder verrückt sexy. Der Spruch ist zum Klassiker geworden.
Vize-Präsident: «Sowas Geiles»
Das spiegelte auch die unwirkliche Trophäensammlung auf der Bühne des Sponsors ING wider: Neben der Silberschüssel für den EM-Titel präsentierten die Sieger von Riga auch den WM-Pokal, den sie vor zwei Jahren in Manila erobert hatten. «Ich wusste schon vorher, dass wir ein geiles Team haben. Wir haben alles gezeigt, was ein Meisterteam ausmacht», sagte Franz Wagner, der Gold seinem verletzten Bruder Moritz widmete.
Auf den Finaltag für die Sport-Geschichtsbücher folgte ein Tag für die persönlichen Erinnerungen und Fotoalben. Dutzende Selfies mit der Trophäe, die im Flugzeug wild durch die Reihen gereicht wurde, standen auf dem Programm. Auf dem Rollfeld des Frankfurter Flughafens spielten die Söhne von Schröder und Maodo Lo nach der Ankunft mit kleinen Basketbällen.
Auch zahlreiche Foto- und Autogramm-Wünsche der Fans erfüllten Schröder, Wagner und Co. «Sowas Geiles», entfuhr es Vize-Präsident Armin Andres spontan nach der denkwürdigen Nacht von Riga.
Wie geht es für das Team weiter? Vom europäischen Thron ist es so schnell nicht zu verdrängen. Denn 2026 steht kein internationales Turnier auf dem Programm. Bis zur WM 2027 in Katar vergeht einige Zeit - für die Älteren um Daniel Theis (33), Co-Kapitän Johannes Voigtmann (32) und Lo (32) könnte EM-Gold der letzte Coup gewesen sein.
Schröder wirbt um seine Routiniers
Chef Schröder will das verhindern, wie er auf dem Flughafen von Riga mit Entschlossenheit ankündigte. «Also ich glaube, wenn du eine goldene Ära hast, wie die Leute uns genannt haben, dann sollte man es so lange machen, bis man nicht mehr laufen kann.» Auf die WM in Katar folgen die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles - und dort ein mögliches Duell mit den USA, die das Team bei der WM 2023 überraschend besiegt hatte.
Schröder selbst will gerne bis 40 spielen - und das am liebsten mit seinen über die Jahre liebgewonnen Kollegen, die er gerne Familie nennt. «Ich würde mit denen gerne so lange zocken, wie ich auch spielen würde, aber die wissen das auch, und da kommt schon ein bisschen Druck von mir», sagte Schröder. Der in den Jahren nach Dirk Nowitzki in der Versenkung verschwundene deutsche Basketball ist im obersten Regal der Weltspitze angekommen.
Entsprechend prominent fielen die Glückwünsche aus. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ließ ausrichten: «Wir sind stolz auf euch, ihr seid eine Inspiration für junge Sportlerinnen und Sportler.» Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte den zweiten EM-Titel nach 1993 sogar aus der ersten Reihe erlebt und in Riga hautnah mitgefiebert. Auch Nowitzki selbst gratulierte via X. Europa- oder Weltmeister wurde der Würzburger nie.
Team widmet Mumbru den Titel
Auf der Rückreise nicht mehr dabei war Bundestrainer Alex Mumbru, der sich nach turbulenten Wochen direkt in seine Heimat Spanien verabschiedete. Nach einer Bauchspeicheldrüsenentzündung lag Mumbru während der Vorrunde für fünf Nächte im Krankenhaus in Tampere. Als er in Riga wieder übernehmen wollte, spürte Mumbru seine körperlichen Grenzen - und übergab die Chefrolle während der Spiele an Ibrahimagic.
Auf die Frage, wem das Team Gold widme, nannte Bonga explizit Mumbru: «Auf jeden Fall dem Coach. Es ist nicht selbstverständlich, dass jemand, der in so einer gesundheitlichen Lage ist, immer noch hier bleibt.»
Ibrahimagic wird nach einer perfekten EM mit neun Siegen aus neun Spielen wieder ins zweite Glied rücken. «Jetzt wünsche ich mir nichts mehr, als dass er wieder ganz gesund wird und im November bei der WM-Qualifikation wieder ganz normal dabei ist», sagte Ibrahimagic, der ohne jegliche Allüren und völlig uneitel in die Chefrolle geschlüpft war und Deutschland zu EM-Gold führte.