Energie, Kommune

Frankfurt - Die Wärmewende soll eine der größten Klimabaustellen Deutschlands schließen: Mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs entfällt hierzulande auf Raumwärme und Warmwasser.

30.10.2025 - 11:00:12

Kommunale Wärmeplanung: Wärmewende läuft unrund und oft im Blindflug / Allianz Freie Wärme sieht BBSR-Basisstudie zur KWP als Weckruf an die Politik. Seit Anfang 2024 gesetzlich verankert, ist es Ziel der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) Struktur in den Umbau zu bringen und Wege zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045 aufzeigen. Eine jetzt veröffentlichte Basisstudie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt erstmals, wo Deutschland tatsächlich steht - und offenbart große Unterschiede zwischen den Kommunen.

"Die Ergebnisse sind ein Weckruf an Politik und Verwaltung", sagt Andreas Müller, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und Mitglied im Lenkungskreis der Allianz Freie Wärme. "Laut BBSR-Untersuchung weichen bisherige Wärmeplanungen deutlich im Umfang, in der Darstellung und in der Informationstiefe voneinander ab. Die Wärmewende wird vielerorts noch im Blindflug umgesetzt. Viele Wärmepläne beruhen offenkundig auf Szenarien, die wahrscheinlich so nicht eintreten - etwa beim zukünftigen Energiebedarf oder bei der Sanierungsquote. Wenn politische Vorgaben und Investitionsentscheidungen auf solchen vagen Daten basieren, erhöhen sich zwangsläufig die Risiken, die unmittelbar die Bürgerinnen und Bürger betreffen. Kommunen sollten ihre Wärmeplanungen noch stärker an realistischen Parametern ausrichten, um Fehlentwicklungen und -entscheidungen zu vermeiden."

Große Unterschiede, geringe Vergleichbarkeit

Für die Studie wurden 342 Wärmepläne - überwiegend aus Baden-Württemberg - untersucht. Das Fazit: Die Bandbreite in Methodik, Datenqualität, Bearbeitungs- und Informationstiefe ist enorm. Zieljahre reichen von 2030 bis 2045, die zugrunde liegenden Annahmen sind oft uneinheitlich. Rechnet man Verzögerungen und Genehmigungszeiten ein, bleiben real oft nur 15 Jahre - für die tiefgreifendste Infrastrukturumstellung seit Jahrzehnten. "Für konkrete Transformationsprojekte und eine bundesweite Steuerung ist das problematisch, die Ergebnisse sind nur eingeschränkt vergleichbar", erklärt Andreas Müller. "Hausbesitzer sollten jetzt die Heizungsmodernisierung angehen und nicht auf die lange Bank schieben, bis möglicherweise erst in den nächsten Jahren die Projekte aus der Wärmeplanung starten", empfiehlt er weiter.

Hinzu kommt: Viele Kommunen kalkulieren mit zu optimistischen Sanierungsraten im Gebäudebestand - im Schnitt mit zwei Prozent doppelt so hoch wie derzeit tatsächlich erreicht wird. Dadurch wird der künftige Wärmebedarf vielfach zu niedrig angesetzt, was Netze und Erzeugungskapazitäten später überfordern könnte.

Dezentral unterschätzt, zentrale Lösungen bevorzugt

Kritisch bewertet die Allianz Freie Wärme auch die Schwerpunktsetzung vieler Planungen. Während Wärmenetze nahezu automatisch und ohne wirtschaftlichen Systemvergleich als Kernelement der Wärmewende behandelt würden, bleibe das Potenzial dezentraler Lösungen - etwa moderner Wärmepumpen, Biomasseanlagen, Holzwärme, Erneuerbarer Flüssigbrennstoffe und Gase, hybrider Systeme oder Solarthermie - methodisch unterbelichtet. "Alle im §71 GEG genannten Erfüllungsoptionen werden aber in der Fläche entscheidend sein, um Klimaziele bezahlbar und flexibel zu erreichen", betont Andreas Müller.

Zeit, Geld und Kapazitäten als Engpass

Nach Einschätzung der Allianz Freie Wärme steht die Umsetzung der Wärmeplanung zudem vor massiven Herausforderungen: fehlende Fachkapazitäten, lange Genehmigungszeiten sowie hohe Investitionsbedarfe für Netze, Speicher und Gebäudemodernisierung. Damit die Wärmewende gelinge, brauche es realistische Zeitpläne, praktikable Standards und verlässliche Förderkulissen.

"Die Basisstudie zeigt einmal mehr, dass die Wärmewende nicht über unverbindliche Wärmepläne entschieden wird", so Andreas Müller. "Sie entsteht in den Gebäuden - und nur mit der Akzeptanz der Menschen und Unternehmen, die vor Ort in erneuerbare bzw. klimaneutrale Wärmeerzeugungsanlagen investieren. Das Gebäudeenergiegesetz erlaubt verschiedene klimafreundliche Heiztechnologien. Investoren sollten daher nicht auf die Wärmeplanung warten."

Für weitere Informationen:

BBSR-Basisstudie: Basisanalyse kommunaler Wärmepläne | Download PDF

Allianz Freie Wärme: Kurzleitfaden Kommunale Wärmeplanung (2024) | Download PDF

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