WKÖ, Mahrer

WKÖ: Mahrer tritt nach Gehaltsdebatte zurück

18.11.2025 - 04:10:12

Nach dem Rücktritt von Harald Mahrer als WKÖ-Präsident übernimmt Martha Schultz interimistisch die Führung und signalisiert Reformbereitschaft. Die Organisation steht vor massiven Herausforderungen.

Harald Mahrer hat am 13. November sein Amt als Präsident der Wirtschaftskammer Österreich niedergelegt. Die Tiroler Vizepräsidentin Martha Schultz führt seit dem 15. November interimistisch die Geschäfte – und steht vor einer gewaltigen Aufgabe.

Der Rücktritt markiert einen der tiefsten Einschnitte in der Geschichte der mächtigen Interessenvertretung. Mahrer, der seit 2017 an der Spitze stand, begründete seinen Schritt in einer Videobotschaft mit “persönlichen Ressentiments und Populismus”, die eine konstruktive Arbeit unmöglich gemacht hätten. Die Entscheidung folgte auf massiven Druck aus den eigenen Reihen – selbst ÖVP-Größen hatten seinen Rückzug gefordert.

Gehaltsdebatte eskaliert zur Vertrauenskrise

Auslöser war eine geplante Gehaltserhöhung von 4,2 % für WKÖ-Mitarbeiter. Ausgerechnet jene Organisation, die bei Kollektivvertragsverhandlungen stets zu Zurückhaltung mahnt, wollte die eigenen Bezüge kräftig aufstocken. Die Debatte verlagerte sich schnell auf Mehrfachbezüge und hohe Funktionsentschädigungen der Spitzenfunktionäre.

Mahrers Krisenmanagement verschärfte die Lage zusätzlich. Sein Rücktritt als Präsident der Oesterreichischen Nationalbank sollte beruhigen – verfehlte aber komplett die Wirkung. Die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sprach von einem “Frontalschaden” und forderte einen Neustart.

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Schultz signalisiert Reformwillen

Martha Schultz, erfahrene Touristikerin und seit 2010 WKÖ-Vizepräsidentin, übernimmt nun das Ruder. In ihrer ersten internen Mitteilung räumte sie ein, dass die vergangenen Tage der Organisation “wehgetan” hätten. Ihr Versprechen: “Wir müssen jetzt zeigen, dass die Wirtschaftskammer bereit ist, sich zu verändern. Nicht irgendwann, sondern jetzt.”

Schultz führt die Organisation nur bis zur Wahl einer dauerhaften Nachfolge. Die entscheidenden Gremiensitzungen sind für den 26. und 27. November angesetzt. Branchenkenner rechnen mit einer Entscheidung innerhalb weniger Wochen.

Druck auf Reform wächst

Bundeskanzler Christian Stocker fordert eine “rasche Neuaufstellung im Sinne der österreichischen Wirtschaft”. Die Industriellenvereinigung wird konkret: Sie verlangt das Einfrieren der Kammerbeiträge ab 2025 und eine schrittweise Senkung um 30 Prozent bis 2029.

Kritikpunkte häufen sich:

  • Pflichtmitgliedschaft ohne Wahlfreiheit
  • Hohe Kammerbeiträge belasten vor allem KMU
  • Aufgeblähter Apparat mit fragwürdiger Effizienz
  • Beitragsgrundlage zu stark an Lohnsummen gekoppelt

Erste Signale gesetzt

Die Tiroler Wirtschaftskammer nahm bereits die umstrittenen Erhöhungen der Funktionärsentschädigungen vollständig zurück. Sie plädiert für eine Nulllohnrunde des Managements auf Bundesebene. Ob diese Gesten ausreichen, um das Vertrauen der über 500.000 Mitgliedsunternehmen zurückzugewinnen?

Hinter den Kulissen haben die Machtkämpfe um die dauerhafte Nachfolge bereits begonnen. Zwei Lager stehen sich gegenüber: Mahrer-Gegner und bisherige Unterstützer. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die WKÖ den Neustart schafft – oder ob die Krise zur Dauerbaustelle wird.

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