WKÖ kassiert umstrittene Gehaltserhöhungen für Spitzenfunktionäre
18.11.2025 - 16:51:12Die Wirtschaftskammer Österreich macht einen Rückzieher. Nach wochenlanger Kritik und dem Rücktritt von Präsident Harald Mahrer setzt die neue Interimspräsidentin Martha Schultz die erst im Juni beschlossenen Gehaltserhöhungen aus. Die Entschädigungen fallen auf das alte Niveau zurück – vorerst.
“Jetzt ist die Zeit, ein klares Signal zu senden”, erklärt Schultz. Die Landeskammern ziehen mit. Bis eine externe Prüfung das gesamte Vergütungssystem durchleuchtet hat, bleiben die Bezüge eingefroren. Der formelle Beschluss soll kommende Woche im Präsidium fallen.
Die Zahlen hatten für Aufsehen gesorgt: In Niederösterreich stieg die Präsidenten-Entschädigung um 51 Prozent auf 14.076 Euro monatlich. Im Burgenland und der Steiermark waren es sogar 55 Prozent mehr. WKÖ-Präsident Mahrer selbst hätte künftig 15.159 Euro statt 12.524 Euro erhalten.
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Die Kammer argumentierte mit jahrelanger fehlender Inflationsanpassung. Doch der Zeitpunkt erwies sich als verheerend: Viele Mitgliedsbetriebe kämpfen wirtschaftlich, während die Funktionäre kräftig aufstocken wollten. Parallel erhöhten sich auch die Gehälter der Kammerangestellten um 4,2 Prozent.
Was ist eine Funktionsentschädigung?
Die monatliche Vergütung erhalten Spitzenfunktionäre für ihre Kammertätigkeit. Sie wird zwölfmal jährlich ausgezahlt und regulär versteuert. Zu den Empfängern zählen:
- Präsidenten auf Bundes- und Landesebene
- Vizepräsidenten
- Obleute der verschiedenen Sparten
Die Obergrenzen sind bundesverfassungsgesetzlich festgelegt und orientieren sich an Nationalratsabgeordneten-Bezügen. Finanziert wird das System durch Pflichtbeiträge der Mitglieder – was die Kritik zusätzlich befeuerte.
Mehr als nur ein finanzieller Rückzieher
Die Aussetzung ist ein politisches Signal. Nach Mahrers Rücktritt stand seine Nachfolgerin unter enormem Druck. Die NEOS hatten “absurd hohe Gehaltserhöhungen” angeprangert und sofortige Rücknahme gefordert. Schultz musste handeln.
Kann die WKÖ das Vertrauen ihrer Mitglieder zurückgewinnen? Die Entscheidung ist der erste Schritt. Doch die Debatte hat Grundsatzfragen aufgeworfen: Wie viel darf Interessenvertretung kosten? Wie transparent muss sie sein? Und braucht es überhaupt eine Pflichtmitgliedschaft?
Externe Prüfung soll Klarheit schaffen
Die angekündigte Überprüfung muss nun liefern. Ein neues, transparentes Vergütungssystem ist gefragt – eines, das die Mitglieder akzeptieren können. Gleichzeitig steht die Kammer vor der Herausforderung, Effizienz und Kosteneinsatz ihrer Millionen-Budgets zu rechtfertigen.
Am 27. November tritt das Wirtschaftsparlament zusammen. Die Sitzung dürfte richtungsweisend werden für Österreichs größte Wirtschaftsvertretung. Denn eines ist klar: Die Gehaltsdebatte war nur der Auslöser für eine längst überfällige Strukturdiskussion.
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