WKO-Affäre, Gehaltssprung

WKO-Affäre: Gehaltssprung entfacht Debatte um Zwangsmitgliedschaft

08.11.2025 - 17:03:12

Pflichtmitgliedschaft: Fluch oder Segen?

Die Wirtschaftskammer Österreich steht unter Beschuss. Gehaltserhöhungen für Spitzenfunktionäre um über 60 Prozent – während die WKO gleichzeitig Lohnzurückhaltung predigt. Das Maß ist voll: Oppositionsparteien und Unternehmerinitiativen fordern jetzt die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft. Präsident Harald Mahrer rudert zurück, halbiert die geplante Mitarbeiter-Erhöhung von 4,2 auf 2,1 Prozent. Doch der Vertrauensschaden sitzt tief.

Die Kontroverse legt offen, womit die gesetzliche Interessenvertretung seit Jahren kämpft: hohe Kosten, mangelnde Transparenz und eine als zu stark empfundene politische Schlagseite. Kann die WKO das Ruder noch herumreißen?

Jedes Unternehmen in Österreich muss WKO-Mitglied sein. Diese gesetzliche Verpflichtung ist der Kern der Kritik. NEOS sprechen offen von “Zwangsmitgliedschaft” und argumentieren: Ohne Wettbewerb fehlt der Anreiz zur Effizienz.

Besonders hart trifft es kleine Betriebe:
* Ein-Personen-Unternehmen zahlen trotz schmaler Margen
* Kleinbetriebe empfinden Beiträge als erhebliche Belastung
* Gegenleistung oft nicht erkennbar

Die Forderungen reichen von drastischen Beitragssenkungen bis zur kompletten Freiwilligkeit – wie in der Schweiz längst üblich. Die WKO sitzt auf Milliarden-Rücklagen. Warum also nicht die Mitglieder entlasten?

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Wasser predigen, Wein trinken

“Wasser zu predigen und Wein zu trinken” – SPÖ-Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim bringt die Doppelmoral auf den Punkt. Die Kammer mahnt bei Lohnverhandlungen zu Zurückhaltung, genehmigt sich selbst aber satte Zulagen.

Die Milliarden-Rücklagen der WKO bleiben für viele Mitglieder ein Buch mit sieben Siegeln. Wohin fließt das Geld? Wer profitiert wirklich? Diese Fragen verschärfen den Vertrauensverlust dramatisch.

Hinzu kommt die enge Verflechtung mit der ÖVP. Der Wirtschaftsbund dominiert die Kammergremien – das nährt Zweifel, ob die WKO tatsächlich alle Mitglieder vertritt oder nur eine politische Klientel bedient.

Reformvorschläge auf dem Tisch

NEOS und ihre Wirtschaftsorganisation UNOS machen Druck. Eine parlamentarische Petition läuft bereits: Weg mit der Pflichtmitgliedschaft, hin zur freiwilligen Serviceorganisation.

Das UNOS-Sanierungspaket fordert konkret:
* Echte Halbierung der Spitzengehälter
* Rücknahme der Funktionärsbezüge
* Unabhängige Taskforce für grundlegende Kammerreform

SPÖ und Grüne stoßen ins selbe Horn: Mehr Transparenz, niedrigere Beiträge, demokratischere Strukturen. Kleinunternehmen sollen endlich mehr Gewicht bekommen.

Die WKO-Führung hält dagegen: Die Pflichtmitgliedschaft sichere die Sozialpartnerschaft und garantiere eine starke, einheitliche Wirtschaftsstimme. Auch die Kleinsten profitierten davon.

Internationaler Vergleich zeigt Alternativen

In Deutschland existiert ebenfalls Pflichtmitgliedschaft bei den IHKs – mit ähnlichen Debatten. Die Schweiz zeigt jedoch, dass es anders geht: Freiwillige Mitgliedschaft führt dort zu mehr Wettbewerb und klarerer Serviceorientierung.

Experten warnen allerdings: Eine ersatzlose Abschaffung könnte Österreichs bewährte Sozialpartnerschaft gefährden. Die WKO spielt als Arbeitgebervertretung bei Kollektivvertragsverhandlungen eine zentrale Rolle.

Reformbefürworter halten entgegen: Eine modernisierte, freiwillige Organisation könnte diese Aufgaben effizienter wahrnehmen – und mit deutlich höherer Akzeptanz bei den Unternehmen.

Echte Reform oder Kosmetik?

Mahrer räumt Kommunikationsfehler ein, lehnt Rücktritt oder Systemwechsel aber kategorisch ab. Die Opposition wird das Thema nicht loslassen – dafür ist die Empörung zu groß.

Die entscheidende Frage: Sind ÖVP und Regierung zu substanziellen Änderungen bereit? Die traditionell enge Verbindung zwischen ÖVP und WKO lässt Zweifel aufkommen.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob diese Krise mehr bewirkt als nur Schadensbegrenzung. Das Vertrauen der Mitglieder zurückzugewinnen erfordert mehr als halbierte Gehaltserhöhungen – es braucht echte, nachhaltige Modernisierung.

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