Wien: Mietpreise durchbrechen 20-Euro-Marke
02.10.2025 - 14:15:01Wien erlebt eine dramatische Wohnungskrise mit Mietpreis-Anstiegen von 9 Prozent bei gleichzeitigem Einbruch des Mietwohnungs-Neubaus um über 50 Prozent. Die Politik reagiert mit Mietenstopp-Maßnahmen.
Der Wiener Wohnungsmarkt gerät völlig außer Kontrolle. Die Mietpreise klettern auf durchschnittlich 20,42 Euro pro Quadratmeter – ein Anstieg von neun Prozent binnen eines Jahres. Gleichzeitig bricht der Neubau von Mietwohnungen dramatisch ein.
Die Politik reagiert mit Notmaßnahmen: Ein Mietenstopp soll den Preisschock abfedern. Doch Experten warnen vor einer weiteren Verschärfung der Lage.
Preisexplosion trifft vor allem Kleinwohnungen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Erstmals überschritt die monatliche Durchschnittsmiete inklusive Betriebskosten die 10-Euro-Marke pro Quadratmeter. Laut Statistik Austria stiegen die Mieten im zweiten Quartal um 4,6 Prozent, die Nettomiete sogar um 5,3 Prozent.
Besonders hart trifft es Suchende von Kleinwohnungen. Sie zahlen überdurchschnittlich hohe Quadratmeterpreise und geraten unter enormen finanziellen Druck. Die Mittelschicht wird zunehmend aus dem Markt gedrängt.
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Neubau-Kollaps verschärft Wohnungsknappheit dramatisch
Der wahre Schock kommt beim Blick auf die Neubau-Zahlen: Die Fertigstellungen von Mietwohnungen brechen um über 50 Prozent ein. Wien braucht jährlich über 10.000 neue Wohnungen – 2025 entstehen nur rund 1.800 Mietwohnungen.
Die Gründe für den Bau-Stopp:
* Baukosten stiegen um fast 50 Prozent seit 2010
* Hohe Zinsen machen Projekte unrentabel
* Langwierige Genehmigungsverfahren bremsen aus
Bauträger reagieren mit einer radikalen Strategieänderung: Sie verschieben Projekte oder konzentrieren sich auf den Verkauf von Eigentumswohnungen. Das Mietangebot schrumpft weiter.
Mietenstopp als politisches Notfallprogramm
Die Regierung greift zu drastischen Maßnahmen. Das 4. Mietrechtliche Inflationslinderungsgesetz stoppt 2025 alle Mieterhöhungen im geregelten Segment. Altbau-, Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen bleiben von Anpassungen verschont.
Ab 2026 sollen die Erhöhungen auf maximal fünf Prozent begrenzt werden. Im September wurde das Paket erweitert – jetzt greift es auch in den freien Mietmarkt ein. Experten sprechen von einem „wichtigen Schritt“ für hunderttausende Haushalte.
Paradoxer Markt zwischen Regulierung und Realität
Wien steckt in einem Teufelskreis: Während die Politik die Mieten deckelt, explodiert die Nachfrage durch stetigen Zuzug. Das geringe Angebot treibt die Preise weiter nach oben.
Christian Sommer von Engel & Völkers Commercial warnt vor den Folgen: „Hohe Baukosten, strenge Kreditrichtlinien und endlose Verfahren lähmen die Bautätigkeit völlig.“ Das Problem verlagert sich bereits in den Wiener Speckgürtel, wo ein Bauboom einsetzt.
Tiefpunkt erst 2026 erwartet
Die düsteren Prognosen werden Realität: Der Tiefpunkt der Wohnungsknappheit ist erst 2026 erreicht. Die Baugenehmigungen fielen 2024 auf den niedrigsten Wert seit 2010.
Die Mietpreisbremse bietet nur kurzfristige Entlastung – das Grundproblem des Angebotsmangels bleibt ungelöst. Experten fordern tiefgreifende Reformen: weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen und konkrete Anreize für leistbaren Wohnbau.
Die größte Herausforderung? Bezahlbaren Wohnraum mit den Klimazielen unter einen Hut zu bringen.


