WhatsApp, Indien

WhatsApp vor dem Aus: Indien und Russland verschärfen Druck massiv

29.11.2025 - 22:41:12

NEU-DELHI/MOSKAU – WhatsApp steht vor der größten Krise seiner Geschichte. Innerhalb von nur 24 Stunden haben zwei seiner wichtigsten Märkte die Daumenschrauben angezogen: Indien ordnet eine radikale SIM-Bindung an, Russland droht mit dem totalen Verbot. Über eine Milliarde Nutzer sind betroffen – und die Art, wie wir Messenger-Dienste verwenden, könnte sich für immer ändern.

Die koordinierten Maßnahmen markieren eine Zeitenwende für verschlüsselte Kommunikation. Was jahrelang als selbstverständlich galt – unabhängige Messenger ohne Kontrolle durch Telekommunikationsanbieter – gehört möglicherweise bald der Vergangenheit an.

Am Freitagabend verkündete das indische Telekommunikationsministerium eine drastische Richtlinie: Alle großen Messenger-Plattformen – WhatsApp, Telegram, Signal und Snapchat – müssen innerhalb von 90 Tagen eine lückenlose “SIM-zu-Gerät-Bindung” implementieren.

Die neuen Telecommunication Cybersecurity Amendment Rules 2025 stufen Messenger-Dienste als Telecommunication Identifier User Entities (TIUEs) ein. Die technische Anforderung klingt simpel, hat aber weitreichende Folgen: Die App funktioniert nur noch, wenn die SIM-Karte zur Registrierung des Kontos physisch im Gerät steckt und aktiv ist.

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“Bisher erfolgte die Bindung zwischen App und SIM-Karte nur einmal bei der Installation, danach arbeitete die Anwendung unabhängig”, erklärte ein Ministeriumssprecher. “Diese Lücke schließen wir jetzt. Wird die SIM entfernt oder deaktiviert, muss der Dienst sofort eingestellt werden.”

Die Regierung zielt damit auf die Infrastruktur von Cyberkriminellen, die mit sogenannten Mule-SIM-Karten Konten registrieren, die physischen Karten dann wegwerfen und die WhatsApp-Accounts von beliebigen Standorten aus weiterbetreiben – teils aus dem Ausland.

Die 6-Stunden-Regel trifft Desktop-Nutzer hart

Besonders einschneidend für den Alltag: die neue Regelung für Browser-basierte Versionen. Da WhatsApp Web und ähnliche Desktop-Schnittstellen die physische SIM-Anforderung umgehen, ordnet das Ministerium einen Zwangslogout alle sechs Stunden an.

Ab Anfang 2026, nach Ende der 90-tägigen Übergangsfrist, werden Nutzer der Browser-Version viermal täglich automatisch ausgeloggt. Die erneute Authentifizierung erfordert das Scannen eines frischen QR-Codes mit dem Hauptgerät – in dem nach den neuen Regeln die aktive SIM-Karte stecken muss.

Für Geschäftskunden, die WhatsApp Business am Desktop nutzen, dürfte das den Arbeitsalltag massiv erschweren. Kundensupport-Teams müssten ihre Arbeitsabläufe komplett umstellen.

Russland droht mit totalem Blackout

Während Indien reguliert, will Russland offenbar den Stecker ziehen. Am Freitag warnte die staatliche Aufsichtsbehörde Roskomnadzor WhatsApp eindringlich: Wer sich nicht an neue “Verbrechensbekämpfungsvorschriften” halte, dem drohe ein landesweites Komplettverbot.

Der Vorwurf aus Moskau: WhatsApp weigere sich, sich in staatliche Überwachungssysteme zu integrieren, die Anrufe und Nachrichten nachverfolgen sollen. Anders als Telegram, das Berichten zufolge Zugeständnisse gemacht hat, bleibt WhatsApps Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ein Streitpunkt.

“Ignoriert der Messenger-Dienst weiterhin russische Rechtsvorschriften zur Verbrechensverhinderung, wird eine totale Blockade umgesetzt”, erklärte ein Behördensprecher gestern. Die Eskalation folgt auf eine Teilbeschränkung vom August 2025, die bereits Sprachanrufe einschränkte.

Beobachter vermuten: Dies könnte der letzte Schritt vor einer kompletten Abschottung sein, die Nutzer zur staatlich geförderten Superapp “MAX” drängen soll.

Industrie gespalten: Sicherheit gegen Nutzbarkeit

Die Doppelschläge aus Indien und Russland haben intensive Debatten ausgelöst. Der indische Mobilfunkverband COAI, der große Provider wie Jio, Airtel und Vi vertritt, begrüßt die Maßnahme.

“Wir haben lange für gleiche Wettbewerbsbedingungen plädiert”, sagte COAI-Generaldirektor S.P. Kochhar heute Morgen. “Eine dauerhafte SIM-Bindung stellt sicher, dass OTT-Plattformen denselben Rückverfolgbarkeitsstandards unterliegen wie traditionelle Telekommunikationsanbieter – entscheidend für die nationale Sicherheit.”

Datenschützer und Vielreisende schlagen dagegen Alarm. Die neuen indischen Regeln könnten WhatsApp für Reisende praktisch unbrauchbar machen, die im Ausland ihre Haupt-SIM gegen eine lokale Karte tauschen – denn ohne die registrierte SIM wäre die App gesperrt.

“Das zerstört den Nutzen internetbasierter Kommunikation”, kritisierte ein Cybersicherheitsforscher auf X. “Der 6-Stunden-Web-Logout wird Unternehmenskunden lahmlegen, die WhatsApp Business für den Kundensupport nutzen – ohne notwendigerweise raffinierte Betrüger zu stoppen, die SIM-Parameter fälschen können.”

Kann ein System, das auf physische Anwesenheit einer SIM-Karte setzt, im Zeitalter von eSIM und globaler Mobilität überhaupt funktionieren?

Ein fragmentiertes Internet nimmt Gestalt an

Die Uhr tickt. In Indien haben Plattformen bis Ende Februar 2026 Zeit, ihre Authentifizierungsarchitektur umzubauen – oder mit Strafen nach dem Telecommunications Act 2023 zu rechnen. Nichtbefolgung könnte zu Dienstbeschränkungen oder empfindlichen Geldstrafen führen.

In Russland ist der Zeitrahmen noch enger. Mit der bereits vorhandenen “souveränen Internet”-Infrastruktur zum Blockieren westlicher Plattformen könnte ein WhatsApp-Blackout innerhalb von Wochen Realität werden – sofern Meta nicht einlenkt. Ein Szenario, das angesichts der Haltung des Konzerns zur Verschlüsselung höchst unwahrscheinlich erscheint.

Während 2025 sich dem Ende zuneigt, verblasst die Ära grenzenloser, unkontrollierter digitaler Kommunikation rapide. Ob durch strikte Bindungsprotokolle in Neu-Delhi oder Firewalls in Moskau – Regierungen behaupten ihre Kontrolle über die digitalen Leitungen, die die Welt verbinden.

Für die über 500 Millionen WhatsApp-Nutzer in Indien und rund 80 Millionen in Russland könnte das bedeuten: Anpassung oder Abschied. Der globale Messaging-Markt wird wohl nie mehr derselbe sein.

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