WhatsApp öffnet Tore: Erste Nachrichten an fremde Messenger
07.11.2025 - 12:27:12WhatsApp startet Beta-Version mit Nachrichtenaustausch zu Drittanbietern in der EU. Hintergrund ist der Digital Markets Act, der Tech-Giganten zur Interoperabilität verpflichtet.
Die Zeit der geschlossenen Messaging-Welten in Europa läuft ab. WhatsApp hat in der EU eine Beta-Version gestartet, die erstmals den direkten Nachrichtenaustausch mit anderen Messenger-Diensten ermöglicht – eine Revolution für 500 Millionen Nutzer.
Der Test läuft bereits bei ausgewählten EU-Nutzern, darunter Android-Anwender mit der Beta-Version 2.25.33.8. Wer teilnimmt, kann Texte, Fotos, Videos und Sprachnachrichten mit Kontakten auf Drittanbieter-Apps austauschen, ohne WhatsApp zu verlassen. Was nach technischer Spielerei klingt, markiert tatsächlich einen Wendepunkt: Erstmals müssen die digitalen Festungen der Tech-Giganten ihre Mauern öffnen.
Hinter dieser Entwicklung steht der Digital Markets Act (DMA) der Europäischen Union. Das Gesetz zwingt Marktführer wie Meta, ihre Dienste für Konkurrenten zu öffnen. Freiwillig wäre WhatsApp diesen Schritt wohl kaum gegangen – schließlich galt die geschlossene Plattform jahrelang als strategischer Vorteil.
So funktioniert die neue Vernetzung
Die Funktion bleibt vorerst optional und muss aktiv eingeschaltet werden. Der Weg führt über Einstellungen > Account > Drittanbieter-Chats. Einmal aktiviert, stehen Nutzern zwei Organisationsmodelle zur Verfügung: ein separater Ordner für externe Nachrichten oder die vollständige Integration in die normale Chat-Liste.
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Welche Messenger angebunden werden können, entscheidet allerdings WhatsApp. Derzeit unterstützt die Beta nur BirdyChat als Drittanbieter. Weitere Dienste müssen sich bewerben und dabei strenge technische und Sicherheitsanforderungen erfüllen. Meta hat sich eine Prüffrist von drei Monaten eingeräumt, nachdem ein Anbieter Interoperabilität beantragt hat.
Wird sich Signal anschließen? Steigt Telegram ein? Diese Fragen werden entscheidend sein für den Erfolg des Experiments. Denn ohne Beteiligung der großen Konkurrenten bleibt die Öffnung eine Randnotiz statt Revolution.
Verschlüsselung ja – aber mit Einschränkungen
WhatsApp verspricht durchgehende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auch für plattformübergreifende Chats. Der Haken: Die Sicherheit hängt vom schwächsten Glied in der Kette ab. Während WhatsApp das bewährte Signal-Protokoll nutzt, müssen Drittanbieter ihre eigenen Verschlüsselungsstandards mitbringen.
Die Beta-Version zeigt bereits jetzt funktionale Grenzen. Status-Updates, Sticker und selbstlöschende Nachrichten funktionieren nicht über Plattformgrenzen hinweg. Noch problematischer: Blockierte Kontakte können möglicherweise über einen Drittanbieter-Messenger wieder Nachrichten senden, wenn die Blockade-Mechanismen nicht synchronisiert werden.
Diese Einschränkungen dürften bei datenschutzbewussten Nutzern für Stirnrunzeln sorgen. Gerade in Deutschland, wo Messenger-Sicherheit traditionell hohe Priorität genießt, könnte die Skepsis groß sein.
Der DMA zwingt Tech-Riesen in die Knie
Hinter der Öffnung steht keine philanthropische Geste Metas, sondern knallharte EU-Regulierung. Der Digital Markets Act stuft Konzerne wie Meta als “Gatekeeper” ein – Torwächter, die den Zugang zu digitalen Märkten kontrollieren. Diese Macht soll nun beschnitten werden.
Das Ziel der EU-Kommission: echte Wahlfreiheit für Verbraucher. Jahrelang mussten Nutzer mehrere Apps parallel installieren, weil Freunde und Familie auf verschiedene Dienste verteilt waren. Dieser Netzwerkeffekt zementierte die Marktposition der Großen und erstickte innovative Start-ups im Keim.
Ob die Rechnung aufgeht, bleibt abzuwarten. Kritiker befürchten, dass WhatsApp durch die zentrale Vermittlerrolle seine dominante Position sogar noch ausbauen könnte. Kleinere Anbieter stehen vor der Wahl: Anbindung an WhatsApp und damit Abhängigkeit vom Meta-Konzern – oder Isolation und schwindende Nutzerzahlen?
Gruppenchats 2025, Telefonie 2027
Die aktuelle Beta bildet erst den Anfang einer mehrjährigen Roadmap. Für 2025 hat Meta die Unterstützung von Gruppenchats angekündigt, 2027 sollen Sprach- und Videoanrufe folgen. Der offizielle Start für alle EU-Nutzer wird Anfang 2026 erwartet.
Außerhalb Europas bleibt die Funktion vorerst gesperrt. WhatsApp hat keine Pläne für einen weltweiten Rollout kommuniziert. Die EU wird zum Testlabor für eine Technologie, die das Kommunikationsverhalten von Milliarden Menschen verändern könnte – wenn die Konkurrenz mitmacht.
Spannend wird auch die Reaktion von Apple. Der iPhone-Hersteller müsste iMessage ebenfalls öffnen, zeigt sich aber traditionell resistent gegen externe Eingriffe in sein Ökosystem. Ein Showdown zwischen Brüssel und Cupertino scheint programmiert.
Die Beta-Phase wird zeigen, ob die Vision eines offenen, vernetzten Messenger-Ökosystems Realität werden kann – oder ob die technischen Hürden und Sicherheitsbedenken zu groß sind. Europas Nutzer dürfen sich als Pioniere eines Experiments fühlen, dessen Ausgang noch völlig offen ist.
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