WhatsApp, EU-Zwang

WhatsApp öffnet sich: EU-Zwang gefährdet Verschlüsselung

17.11.2025 - 13:39:11

WhatsApp integriert erstmals Drittanbieter-Messenger in Europa. Was die EU als Wettbewerbsförderung feiert, könnte für Millionen Nutzer zum Datenschutz-Albtraum werden. Denn mit der erzwungenen Interoperabilität wackelt die bisher sichere Ende-zu-Ende-Verschlüsselung – und niemand weiß genau, wohin die Daten künftig fließen.

Diese Woche startet der Rollout mit den ersten Partner-Apps “BirdyChat” und “Haiket”. Der Grund: Der Digital Markets Act (DMA) der EU zwingt WhatsApp zur Öffnung. Meta selbst warnt vor Sicherheitsrisiken und mehr Spam. Die Frage ist nicht mehr, ob die Änderung kommt – sondern wie groß der Schaden wird.

WhatsApp-Nutzer in der EU können künftig Nachrichten von anderen Messengern empfangen und versenden. Die Drittanbieter-Chats erscheinen in einem separaten Ordner. Das klingt praktisch, ist aber optional – und genau hier liegt das Problem.

Jeder angebundene Dienst bringt eigene Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien mit. Was bei WhatsApp gilt, interessiert “BirdyChat” nicht zwingend. Nutzer müssen sich durch ein Dickicht unterschiedlicher Regelwerke kämpfen. Wer noch den Überblick behält, welche Firma gerade welche Daten verarbeitet, darf sich glücklich schätzen.

Anzeige

Passend zum Thema Datenschutz: Viele Android-Nutzer übersehen diese 5 Sicherheitsmaßnahmen – gerade bei WhatsApp, Banking und Online-Apps entstehen so große Lücken. Das kostenlose Sicherheitspaket erklärt Schritt für Schritt, welche Einstellungen Sie jetzt setzen sollten, welche Apps Sie prüfen müssen und wie Sie Metadaten-Einträge minimieren. Ideal für Nutzer, die ihre Chats und Geräte vor unerwünschtem Datenabfluss schützen wollen. Gratis-Sicherheitspaket für Android sichern

Signal-Protokoll am Limit

WhatsApp verschlüsselt alle Nachrichten standardmäßig Ende-zu-Ende mit dem Signal-Protokoll. Nur Sender und Empfänger können mitlesen – nicht mal Meta selbst. Dieses Sicherheitsversprechen steht jetzt zur Disposition.

Meta verlangt von Drittanbietern ein gleichwertiges oder stärkeres Verschlüsselungsprotokoll. Doch Sicherheitsexperten fürchten: Die Schnittstellen zwischen den Systemen schaffen neue Angriffspunkte. Jeder angebundene Dienst wird zum potenziell schwächsten Glied. Selbst Meta räumt ein, wie schwer die E2EE über App-Grenzen hinweg aufrechtzuerhalten ist.

Metadaten: Die unsichtbare Datenspur

Während alle auf die Verschlüsselung starren, wächst im Hintergrund ein anderes Problem: Metadaten. WhatsApp sammelt bereits jetzt unverschlüsselt, wer wann mit wem kommuniziert – plus Geräteinformationen und IP-Adressen.

Durch die Interoperabilität explodiert dieser Datenpool. Kommuniziert ein WhatsApp-Nutzer mit jemandem auf einer anderen Plattform, fließen Daten zwischen den Anbietern hin und her. Datenschutz-orientierte Messenger wie Threema und Signal haben sich deshalb von WhatsApp ferngehalten. Ihre Befürchtung: Die Identitäten und Kommunikationsmuster ihrer Nutzer landen bei Meta – und werden kommerziell ausgeschlachtet.

Für Nutzer bedeutet das: Weniger Kontrolle, mehr undurchsichtige Datenflüsse.

Wettbewerb oder Sicherheitsrisiko?

Die EU will mit dem DMA die Marktmacht der Tech-Giganten brechen. Kleinere Anbieter sollen fairere Chancen bekommen, Nutzer mehr Wahlfreiheit. Soweit die Theorie.

In der Praxis entsteht ein Spannungsfeld: Wettbewerbsförderung kollidiert mit Datensicherheit. Die EU-Kommission besteht darauf, dass bestehende Sicherheitsmaßnahmen nicht abgeschwächt werden dürfen. Doch die technische Umsetzung ist komplex und fehleranfällig.

Paradoxer Effekt: Die Interoperabilität könnte WhatsApps Dominanz sogar zementieren. Warum zu einem sichereren Messenger wechseln, wenn man dessen Nutzer trotzdem über WhatsApp erreicht? Große Konkurrenten wie Signal und Telegram bleiben vorerst außen vor – aus gutem Grund.

Was Nutzer jetzt tun sollten

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Messenger-Interoperabilität hält, was sie verspricht. Nutzer müssen aktiv entscheiden:

  • Drittanbieter-Chats zulassen oder blockieren?
  • Welche Apps sind vertrauenswürdig?
  • Wer verarbeitet welche Daten?

Meta wird schrittweise weitere zertifizierte Anbieter integrieren. Die EU-Kommission will den Prozess streng überwachen. Ob das reicht, um einheitliche Sicherheitsstandards durchzusetzen, bleibt fraglich.

Langfristig könnte das Experiment die digitale Kommunikation grundlegend verändern. Kurzfristig navigieren europäische Nutzer in weitgehend unbekannten Gewässern – ohne Kompass und mit löchrigem Boot.

Anzeige

PS: Diese 5 Maßnahmen machen Ihr Smartphone spürbar sicherer – Tipp 3 schließt eine häufig unterschätzte Lücke, die Interoperabilität und Messenger-Brücken offenlegen. Der kompakte Gratis-Ratgeber zeigt praxisnahe Schritte, wie Sie WhatsApp, andere Messenger und Ihre Geräte besser absichern, ohne zusätzliche teure Apps. Holen Sie sich die Checkliste und sichern Sie Ihre Kommunikationsdaten noch heute. Jetzt Android-Schutzpaket herunterladen

@ boerse-global.de