WhatsApp, Drittanbieter-Chats

WhatsApp: Drittanbieter-Chats starten in der EU

07.11.2025 - 08:02:12

So funktioniert die Messenger-Öffnung

Meta öffnet WhatsApp für andere Messenger – allerdings nicht freiwillig. In der Europäischen Union können Nutzer seit dieser Woche erstmals Nachrichten aus anderen Apps direkt in WhatsApp empfangen und versenden. Was wie ein Durchbruch für offene Kommunikation klingt, ist in Wahrheit eine erzwungene Anpassung an das Digital Markets Act (DMA) der EU. Und während Brüssel einen Sieg feiert, stehen Fragen zur Sicherheit und Praktikabilität im Raum.

Die neue Funktion läuft aktuell in der Beta-Version und richtet sich zunächst an ausgewählte Tester. Millionen europäischer WhatsApp-Nutzer erleben damit das Ende der „geschlossenen Gärten”, die den Messenger-Markt seit über einem Jahrzehnt prägen. Doch wie funktioniert das Ganze? Und welche Risiken birgt die erzwungene Öffnung?

Nutzer müssen die Funktion ausdrücklich aktivieren. In den Kontoeinstellungen findet sich ein neuer Bereich „Drittanbieter-Chats”, über den sich die plattformübergreifende Kommunikation freischalten lässt. Nachrichten aus anderen Apps landen dann wahlweise in einem separaten Posteingang oder gemischt mit den normalen WhatsApp-Chats.

Allerdings gibt es Einschränkungen: Textnachrichten, Fotos, Sprachnachrichten, Videos und Dokumente lassen sich problemlos austauschen. Features wie Status-Updates, Sticker oder selbstlöschende Nachrichten funktionieren in den externen Konversationen dagegen nicht. Die technischen Hürden bei der Zusammenführung unterschiedlicher Systeme werden hier deutlich sichtbar.

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Besonders interessant: Beta-Versionen deuten bereits darauf hin, dass auch Gruppenchats mit anderen Plattformen folgen sollen. Die Kommunikationssilos werden Stück für Stück aufgebrochen.

Das Digital Markets Act zwingt die Tech-Giganten

Hinter der Öffnung steht das Digital Markets Act (DMA) der EU, das im März 2024 in Kraft trat. Es verpflichtet große Technologiekonzerne wie Meta als sogenannte „Gatekeeper” zur Interoperabilität ihrer Dienste. Ziel: Marktmacht nicht länger zum Nachteil kleinerer Wettbewerber ausspielen lassen.

Meta bereitet sich seit 2023 auf diese Veränderung vor und muss nun zeigen, ob die Umsetzung gelingt, ohne zentrale Prinzipien wie Datenschutz zu gefährden. Vorerst bleibt die Funktion auf die EU beschränkt – ein klares Zeichen, dass hier nicht Innovation, sondern regulatorischer Druck am Werk ist. Einen globalen Rollout hat Meta bislang nicht angekündigt.

Verschlüsselung ja – aber Sicherheit trotzdem gefährdet?

WhatsApp verspricht, seine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auch für Drittanbieter-Chats beizubehalten. Dazu müssen sich andere Messenger bei Meta bewerben und strenge Sicherheitsprotokolle einhalten – idealerweise mit dem Signal-Protokoll. Doch reicht das aus?

Experten warnen vor neuen Risiken. Die Datenschutzrichtlinien anderer Apps können deutlich von WhatsApps Standards abweichen. Besonders brisant: Personen, die auf WhatsApp blockiert wurden, könnten über Drittanbieter-Apps trotzdem Kontakt aufnehmen. Das schafft neue Schlupflöcher für Belästigung und macht Content-Moderation komplexer.

WhatsApp betont, keine Apps aktiv auszuwählen – die Entwickler müssen selbst Initiative zeigen und die Sicherheitsanforderungen erfüllen. Für Nutzer bedeutet das: Wachsamkeit ist gefragt.

Ein Sieg für Regulierer – ein Risiko für Meta?

Die Messenger-Öffnung ist weniger technische Innovation als erzwungene Evolution. Jahrelang dominierte Fragmentierung den Markt: Wer mit allen kommunizieren wollte, brauchte mehrere Apps. Das DMA greift genau dieses Modell an und zielt darauf ab, das Messaging selbst zur Commodity zu machen – unabhängig von der Plattform.

Könnte Apple mit iMessage folgen müssen? Außerhalb der EU gibt es solche Verpflichtungen bislang nicht. Für Meta ist die Situation zwiespältig: Einerseits könnte die Öffnung Nutzer davon abhalten, zu Signal oder Telegram zu wechseln. Andererseits verwässert sie den Netzwerkeffekt, der WhatsApps Dominanz begründet.

Der Konzern muss nun nicht nur mit Nutzerzahlen punkten, sondern mit Qualität und Features – selbst bei externen Kontakten.

Bis 2027: Videoanrufe über Plattformgrenzen hinweg?

Der aktuelle Beta-Test ist erst der Anfang. Für 2025 plant Meta die Unterstützung von Drittanbieter-Gruppenchats. Noch ambitionierter: 2027 sollen auch Sprach- und Videoanrufe mit anderen Plattformen möglich werden.

Ob die Vision eines einheitlichen Messaging-Systems Realität wird, hängt stark von der Bereitschaft anderer Dienste ab. Sie müssen in die technische Integration investieren und Metas Sicherheitsanforderungen erfüllen. Der Prozess wird schrittweise verlaufen – und die Welt beobachtet genau, ob die europäische Regulierung einen neuen globalen Standard setzt.

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