WhatsApp-Admins: Das Ende der Haftungsfreiheit?
17.10.2025 - 14:55:02EU-Digital Services Act und lokale Vorschriften verändern die Rechtslage für WhatsApp-Gruppenadministratoren grundlegend und erhöhen deren Verantwortung für Gruppeninhalte.
Millionen Gruppen-Administratoren müssen umdenken. Was jahrelang als rechtlich unbedenklich galt, steht vor einem fundamentalen Wandel. Neue EU-Verordnungen und lokale Vorschriften zwingen WhatsApp-Admins weltweit dazu, ihre Rolle zu überdenken – und mögliche Haftungsrisiken neu zu bewerten.
Diese Woche verschärft sich die Debatte um Admin-Verantwortung erheblich. Auslöser ist eine Anordnung aus der indischen Region Leh, die Administratoren dazu verpflichtet, ihre Gruppen auf “Nur-Admin”-Modus zu stellen. Ziel: die Eindämmung von Falschmeldungen. Parallel dazu unterliegt WhatsApp seit Anfang 2025 als “sehr große Online-Plattform” den strengen EU-Regeln des Digital Services Act.
Die Botschaft ist eindeutig: Behörden und Regulierer betrachten Gruppen-Admins nicht länger als passive Beobachter.
Der Grundsatz bröckelt: Wenn “gemeinsame Absicht” nicht mehr reicht
Jahrelang galt ein klarer Rechtsgrundsatz: WhatsApp-Administratoren haften nicht für Inhalte, die Gruppenmitglieder posten. Indische Obergerichte in Mumbai, Chennai und Kerala bestätigten diese Position wiederholt. Das Kriterium war simpel – Admins konnten nur haftbar gemacht werden, wenn eine “gemeinsame Absicht” oder ein “abgesprochener Plan” mit dem Verfasser problematischer Inhalte nachweisbar war.
Diese rechtliche Schutzbarriere basierte auf einer technischen Realität: Administratoren können Mitglieder hinzufügen oder entfernen, aber Nachrichten nicht im Voraus zensieren oder moderieren. Gerichte erkannten an, dass eine umfassende Haftung für jeden Post eine unverhältnismäßige Anwendung der Erfüllungsgehilfenhaftung darstellen würde.
Doch diese Gewissheiten geraten ins Wanken.
EU-Druck: Neue Spielregeln für WhatsApp
Der Digital Services Act verändert das Spiel grundlegend. Seit 2025 gilt WhatsApp offiziell als “sehr große Online-Plattform” und unterliegt damit verschärften Auflagen. Die Konsequenzen sind weitreichend: robuste Maßnahmen gegen illegale Inhalte, transparentere Moderationspraktiken und unabhängige Sicherheitsaudits.
Bei Verstößen drohen Geldstrafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes – für Meta ein Milliarden-Risiko. Kein Wunder also, dass der Konzern die Compliance-Schrauben anzieht.
Die Auswirkungen treffen auch die Nutzer. Strengere Inhaltsrichtlinien und verschärfte Durchsetzungsmechanismen in Gruppen sind die logische Folge. Was in Brüssel beschlossen wird, verändert das WhatsApp-Erlebnis für Millionen Deutsche.
Lokale Behörden greifen durch
Neben den EU-Regeln handeln auch lokale Behörden. Das Beispiel Leh zeigt, wohin die Reise geht: Am 10. Oktober 2025 erließ der Bezirksmagistrat eine klare Anordnung. Admins müssen ihre Gruppen überwachen, problematische Inhalte löschen und den “Nur-Admin”-Modus aktivieren.
WhatsApp reagiert mit neuen Sicherheitsfeatures. Das im August 2025 eingeführte “Sicherheitsübersicht”-Tool zeigt Nutzern mehr Kontext, wenn sie zu unbekannten Gruppen hinzugefügt werden. Kombiniert mit der Möglichkeit für Admins, beliebige Nachrichten zu löschen, entstehen neue Moderationswerkzeuge.
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Paradigmenwechsel: Von passiv zu proaktiv
Die Entwicklungen deuten auf einen klaren Trend: Die Ära der reinen Nicht-Haftung ohne verantwortlichen Umgang neigt sich dem Ende zu. Während das Kernprinzip der “gemeinsamen Absicht” in vielen Rechtsprechungen bestehen bleibt, verschiebt sich der Boden darunter.
EU-Regulierer und lokale Behörden zeigen wachsende Ungeduld mit rein reaktiven Ansätzen. Sie übertragen Gatekeeping-Verantwortung auf diejenigen, die digitale Räume kontrollieren – die Gruppen-Administratoren.
Das schafft einen komplexen Widerspruch: Einerseits attestieren Gerichte Admins begrenzte technische Kontrolle. Andererseits erhöhen neue Regeln und Plattform-Features sowohl Erwartungshaltung als auch Möglichkeiten zur Inhaltsmäßigung.
Handlungsempfehlungen: Proaktiv statt reaktiv
WhatsApp-Admins sollten ihre Strategie überdenken. Klare Gruppenregeln von Beginn an, die illegale und schädliche Inhalte explizit verbieten, sind essentiell. Aktive Diskussionsmoderation und promptes Entfernen problematischer Inhalte werden zum Standard.
Die verfügbaren Plattform-Tools – vom Nachrichtenlöschen bis zur Posting-Beschränkung – sind nicht nur für gesündere Gruppenumgebungen nützlich. Sie dienen auch als Nachweis verantwortungsvoller Administration in einer zunehmend regulierten digitalen Welt.
Die Botschaft ist klar: Das goldene Zeitalter der Admin-Sorglosigkeit geht zu Ende.