Während andre große Märkte reüssieren, treibt es hiesige Anlegerinnen und Anleger in Teilen aus dem Markt.
24.09.2025 - 15:20:56Börse Frankfurt-News: Marktstimmung: Kein Durchkommen
Was das bedeuten kann, weiß Joachim Goldberg.
24. September 2025. Von den drei Extremrisiken, die internationale Fondsmanager laut einer Umfrage der Bank of America aus der vergangenen Woche am meisten fürchten, wird von den Börsianern wohl keines so richtig ernst genommen. Weder, dass in den USA die Inflation wieder aufflammen könnte - derzeit Rang 1 unter den Extremrisiken -, noch der mögliche Verlust der Unabhängigkeit der US-Notenbank in Verbindung mit der Furcht vor einer Dollar-Abwertung oder ein möglicherweise unkontrollierter Anstieg der Renditen der US-Staatsanleihen lösten ernsthaft Besorgnis aus.
Der Zinsentscheid der Fed vom vergangenen Mittwoch samt aller Zinsprognosen wurde von den US-Märkten, bzw. von S&P 500 und Nasdaq, sogar mit neuen Allzeithochs quittiert. Aber hierzulande schaffte es der DAX nicht, an der Unterseite signifikant Momentum zu gewinnen, und auch ein neuerlicher Versuch, das von uns angezeigte wichtige Niveau von 23.750/800 an der Oberseite zu überwinden, war erneut zum Scheitern verurteilt. Immerhin blieb im Wochenvergleich noch ein Plus von 0,6 Prozent für den DAX übrig.
Die Ränder genutzt
Tatsächlich hat der DAX seit dem 2. September trotz mehrerer Anläufe nicht mehr die Marke von 23.900 gesehen, während gleichzeitig die Unterseite weniger deutlich geschnitten ist. Und so wundert es nicht, dass wir bei den von uns befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont gegenüber der Vorwoche nur eine kleine Stimmungsänderung vorfinden: Unser Börse Frankfurt Sentiment-Index geht nämlich gerade einmal um einen Punkt auf einen neuen Stand von +12 zurück. Allerdings haben einige Akteure die DAX-Bandbreite von 2,1 Prozent dazu genutzt, ihre Engagements zurückzufahren. So hat sich das Bullenlager um 4 und die Gruppe der Bären um 3 Prozentpunkte verkleinert zugunsten der neutral gestimmten Investoren (+7 Prozentpunkte). Mit anderen Worten: Die Polarisierung zwischen Bullen und Bären hat sich leicht asymmetrisch zulasten der Bullen verringert.
Bei den Privatanlegern stellt sich die Situation etwas anders dar. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem Panel ist immerhin um 6 Punkte auf einen neuen Stand von +13 gestiegen, wobei diejenigen Anlegenden, die wir nicht über Social Media befragt haben, tonangebend waren. In dieser Untergruppe wurden in erster Linie bearishe Engagements zurückgefahren - das Bärenlager schrumpft um 10 Prozentpunkte -, wovon fast ausschließlich die Gruppe der neutral gestimmten Investoren profitieren konnte. Auch bei denjenigen, die wir über Social Media befragen, ist der Optimismus noch einmal gestiegen; in dieser Untergruppe zeigen sich nun 62 Prozent der Befragten bullish gestimmt.
Heimische Investoren eingesperrt
Mit der heutigen Sentiment-Befragung liegen Privatanleger und institutionelle Investoren nun unter dem Strich fast gleichauf. Allerdings hinkt der Optimismus derjenigen Privatanleger, die wir nicht über Social Media befragen, deutlich hinter dem der institutionellen Pendants hinterher, weswegen der Börse Frankfurt Sentiment-Index in jener Untergruppe nur bei +4 liegt.
Vor allem bei institutionellen Investoren wird deutlich, dass vermutlich weniger fundamental/ökonomische Argumente für die Neupositionierungen verantwortlich waren, sondern primär kurstechnische Einflussfaktoren. Und so haben Optimisten Gewinne an der Oberseite mitgenommen, die wir nun bei 23.800/850 DAX-Zählern vermuten. An der Unterseite, an der wir Nachfrage im Bereich von 23.250/300 Zählern erwarten, sind vornehmlich Bären aktiv gewesen, die ihre Engagements zurückgenommen haben. Am Ende ist die Gruppe der neutral eingestellten Investoren allerdings mit 18 Prozent aller Befragten nicht groß genug, um die Außengrenzen besagter Zone durch entsprechendes neues Angebot beziehungsweise durch neue Nachfrage nennenswert verstärken zu können. Auch wenn mit der heutigen Erhebung besagte Niveaus sogar etwas durchlässiger als zuvor sein dürften - wobei die Unterseite weicher wirkt -, bedarf es der Zu- oder Abflüsse langfristig orientierter Investoren, um den DAX aus seiner Seitwärtszone herauszudrängen. Und hier scheint wohl eher die Unterseite für einen solchen Durchbruch gefährdet zu sein.
von Joachim Goldberg
24. September 2025, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)