Virginia führt Mobile ID ein: USA ziehen nach
17.11.2025 - 10:14:11Virginia führt digitale Identität per Smartphone ein, während EU und Großbritannien eigene Systeme vorantreiben. Datenschützer warnen vor Risiken, Befürworter versprechen mehr Kontrolle für Nutzer.
Der weltweite Trend zur Digitalisierung öffentlicher Dienstleistungen erreicht neue Dimensionen. Während die EU bereits seit Mai 2024 mit ihrer Digital Identity Wallet voranschreitet, ziehen nun auch US-Bundesstaaten nach – mit durchaus unterschiedlichen Ansätzen bei Datenschutz und Bürgerrechten.
Vergangene Woche startete Virginia sein Mobile-ID-Programm und reiht sich damit in eine internationale Bewegung ein, die den klassischen Personalausweis zunehmend aufs Smartphone verlegt. Doch während Befürworter von mehr Komfort und Sicherheit sprechen, warnen Datenschützer vor einem „Albtraum für die Privatsphäre”. Wie passt das zusammen?
Virginia macht den digitalen Ausweis zur Realität
Die Verkehrsbehörde des US-Bundesstaates Virginia (DMV) gab am Mittwoch den offiziellen Start ihres Mobile-ID-Programms bekannt. Bürger können nun ihre digitale Identität per Smartphone an ausgewählten Standorten nutzen: an TSA-Sicherheitskontrollen mehrerer Flughäfen, in allen DMV-Servicezentren und in zahlreichen Alkoholgeschäften des Bundesstaates.
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Die kostenlose App für iOS und Android verspricht eine sichere Identitätsprüfung mit smartem Datenschutz. „Die meisten von uns sind stark auf ihr Smartphone angewiesen. Deshalb sollten Virginias Bürger Zugang zu einer sicheren mobile Identifikation auf Geräten haben, die sie ohnehin ständig nutzen”, erklärt Verkehrsminister W. Sheppard Miller III.
Der entscheidende Clou: Nutzer bestimmen selbst, welche Informationen sie preisgeben. Beim Kauf altersbeschränkter Produkte bestätigt die App lediglich die Volljährigkeit – ohne Geburtsdatum oder Adresse zu offenbaren. Die Behörde bezeichnet das System als „eine der sichersten digitalen Authentifizierungslösungen überhaupt”.
Europa ist schon weiter – und standardisiert
Virginias Initiative wirkt im internationalen Vergleich fast schon verspätet. Die EU-Digital-Identity-Wallet, seit Mai 2024 in Kraft, zielt darauf ab, allen Bürgern, Bewohnern und Unternehmen eine einheitliche, sichere digitale ID für grenzüberschreitende Dienste bereitzustellen.
Das Versprechen: Ein Bankkonto in Spanien eröffnen, sich an einer italienischen Universität einschreiben oder behördliche Dokumente europaweit digital abrufen – alles über eine zertifizierte Wallet-App auf dem Smartphone. Die Standardisierung über Ländergrenzen hinweg könnte Europa einen entscheidenden Vorteil verschaffen.
Auch Großbritannien kündigte Ende September 2025 ein eigenes digitales ID-System an. Führerscheine und Steuerdaten sollen leichter abrufbar werden, während digitale Identitätsnachweise für Arbeitsberechtigungsprüfungen verpflichtend werden – ein Versuch, illegale Beschäftigung einzudämmen.
Das Vorbild für viele dieser Programme? Estland, wo seit Jahren über 99 Prozent aller öffentlichen Dienstleistungen online verfügbar sind – über eine zentrale, hochsichere Plattform.
Digitale Verwaltung: Mehr als PDF-Formulare online stellen
Die digitale Identität ist nur ein Baustein einer umfassenden Transformation. Regierungen weltweit wollen nicht einfach Papierformulare digitalisieren, sondern Bürgererlebnisse grundlegend neu gestalten – vergleichbar mit den Standards privater Tech-Konzerne.
Von digitaler Gesundheitsversorgung über automatisierte Steuererklärungen bis hin zu intelligenten Notfalldiensten: Wenn diese Initiativen gelingen, profitieren Bürger von schnelleren Antworten und Behörden von höherer Effizienz. Das stärkt das Vertrauen in den Staat.
Die Realität sieht oft anders aus. Studien zeigen, dass ein Großteil staatlicher Digitalisierungsprojekte scheitert – behindert durch Abteilungssilos, veraltete IT-Systeme und Mangel an digitalem Fachwissen. Erfolg erfordert nicht nur neue Technologie, sondern tiefgreifende Änderungen in Politik, Beschaffungswesen und Organisationskultur.
Der Preis der Effizienz: Wem gehören unsere Daten?
Was treibt diesen globalen Digitalisierungsdrang an? Effizienz und Bürgererlebnis stehen im Vordergrund. In einer zunehmend digitalen Welt erwarten Menschen von Behörden denselben Komfort wie von Online-Banking oder E-Commerce.
Für Regierungen versprechen digitale Systeme erhebliche Kosteneinsparungen und verbesserte Sicherheit. Ein digitales Verfahren zur Überprüfung der Arbeitsberechtigung vereinfacht Prozesse für Unternehmen, erschwert Dokumentenfälschungen und liefert bessere Daten für Kontrollbehörden.
Doch die Zentralisierung sensibler Personendaten wirft massive Datenschutzfragen auf. Die amerikanische Bürgerrechtsorganisation ACLU warnt vor einem „Privacy-Albtraum”, sollten nicht strikteste Kontrollen implementiert werden. Die zentrale Sorge: Digitale ID-Systeme könnten erweiterte Überwachung und Kontrolle ermöglichen – und die Machtbalance von Bürgern zu Institutionen verschieben.
Befürworter kontern mit dem Hinweis auf moderne, benutzerzentrierte Designs wie in Virginia, die Einzelpersonen direkte Kontrolle über ihre Daten geben. Doch wird diese Kontrolle auch rechtlich abgesichert? Und was passiert, wenn Sicherheitsbehörden Zugriff verlangen?
Was kommt als Nächstes?
Die Reise zur vollständig digitalen Verwaltung steht noch am Anfang, doch die Richtung ist klar. Virginia plant, die Akzeptanz seiner Mobile ID bei weiteren Partnern auszuweiten und sie in digitale Wallet-Plattformen zu integrieren.
Global zeichnet sich ein Trend zu stärkerer Integration ab, unterstützt durch künstliche Intelligenz für personalisierte und vorausschauende Dienste. Reifere digitale Verwaltungen könnten einen „Whole-of-Government”-Ansatz verfolgen: Daten werden sicher zwischen Behörden geteilt, was das „Once-Only”-Prinzip ermöglicht.
Die Vision? Bürger geben ihre Informationen nur einmal an – bei Unternehmensgründung, Geburt eines Kindes oder Umzug entfallen redundante Formulare. Der Erfolg hängt davon ab, ob robuste, sichere und interoperable digitale öffentlichen Infrastrukturen entstehen, die Bürgerrechte schützen und gleichzeitig neue Effizienzgewinne ermöglichen.
Bleibt die Frage: Wer kontrolliert diese Infrastruktur – und nach wessen Regeln?
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