USA, Schweiz

USA und Schweiz einigen sich auf Zollsenkung

16.11.2025 - 18:21:11

Washington und Bern haben die Notbremse gezogen: Nach monatelangem Handelskrieg vereinbarten beide Länder am 14. November eine drastische Absenkung der US-Zölle auf Schweizer Produkte – von 39 auf maximal 15 Prozent. Die Schweiz öffnet im Gegenzug ihren Agrarmarkt und verspricht Investitionen in Rekordhöhe.

Für exportorientierte Schweizer Unternehmen kommt die Einigung zur rechten Zeit. Die Maschinen-, Uhren- und Präzisionsinstrumentenindustrie hatte unter den Strafzöllen massiv gelitten. Werkzeugmaschinenhersteller meldeten Exporteinbrüche von bis zu 43 Prozent in nur drei Monaten. Nun soll die Wettbewerbsfähigkeit auf dem wichtigen US-Markt wiederhergestellt werden – die Schweiz zahlt künftig denselben Zollsatz wie die EU.

Das Rahmenabkommen, das auch Liechtenstein einschliesst, soll bis zum ersten Quartal 2026 in einen rechtsverbindlichen Vertrag gegossen werden. Doch was haben beide Seiten konkret vereinbart?

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Den Durchbruch brachten massive Investitionszusagen aus der Schweizer Wirtschaft. Insgesamt wollen Unternehmen aus beiden Ländern in den kommenden fünf Jahren mindestens 200 Milliarden Dollar in den USA investieren – allein 67 Milliarden davon bereits 2026.

Die Pharmariesen Roche und Novartis machen den Löwenanteil aus: Roche kündigte Investitionen von 50 Milliarden Dollar an, Novartis steuert 23 Milliarden bei. Weitere Zusagen kommen von ABB und dem Schienenfahrzeughersteller Stadler. Das Geld soll in Pharma, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt sowie Energieinfrastruktur fliessen und neue Arbeitsplätze in Fertigung und Forschung schaffen.

US-Handelsbeauftragter Jamieson Greer zeigte sich zufrieden: Die “massive Schweizer Investition” helfe, das amerikanische Handelsdefizit in Schlüsselsektoren zu verringern. In Washington wird der Deal als Erfolg der “America First”-Politik verkauft.

Rindfleisch gegen Maschinen: Die Marktöffnung

Als Gegenleistung für die Zollsenkung öffnet die Schweiz ihre Märkte für amerikanische Produkte. Die eigenen Zölle auf Industriewaren, Fisch, Meeresfrüchte und ausgewählte Agrarprodukte fallen.

Besonders brisant: Die Schweiz richtet zollfreie Kontingente für US-Fleisch ein – 500 Tonnen Rindfleisch, 1.000 Tonnen Bisonfleisch und 1.500 Tonnen Geflügel jährlich. Für die einflussreiche Schweizer Bauernlobby dürfte diese Öffnung zum Politikum werden.

Zusätzlich wollen beide Seiten Zulassungs- und Kennzeichnungsvorschriften vereinfachen, vor allem bei Geflügel- und Milchprodukten. Kann die Schweizer Landwirtschaft dem amerikanischen Wettbewerb standhalten?

Erleichterung in der Industrie, Kritik in den USA

Schweizer Wirtschaftsverbände wie Economiesuisse feiern das Abkommen als “dringend benötigtes Signal”. Der Branchenverband Swissmem hatte für die drei Monate bis September einen Exportrückgang von 14 Prozent in die USA verzeichnet – die Zollsenkung schafft nun Planungssicherheit.

Auch an den Finanzmärkten kam die Nachricht gut an: Der Schweizer Franken legte gegenüber dem Dollar zu. Wirtschaftsminister Guy Parmelin betonte, die Schweiz stehe nun “auf einer Stufe mit der Europäischen Union”.

Doch in den USA gibt es auch kritische Stimmen. Gegner bemängeln, der Deal komme vor allem Grosskonzernen zugute, während amerikanische Verbraucher weiterhin höhere Preise zahlen müssten. Die Zölle für Konsumgüter bleiben bestehen.

Was jetzt noch kommt

Die Vereinbarung vom 14. November ist rechtlich nicht bindend – eine Absichtserklärung, mehr nicht. Die eigentlichen Verhandlungen beginnen jetzt erst. Beide Seiten wollen bis Ende März 2026 ein finales Abkommen unterzeichnen.

Wann genau die Zollsenkungen greifen, bleibt offen. Schweizer Beamte rechnen mit “Tagen oder Wochen”, abhängig von technischen Anpassungen der Zollsysteme. Immerhin: Das Abkommen deckelt die Zölle dauerhaft auf 15 Prozent, auch für künftige Untersuchungen nach Section 232. Für die Pharma- und Halbleiterindustrie bedeutet das Schutz vor noch schärferen Strafzöllen.

Die politische Umsetzung in der Schweiz wird spannend – besonders die Agrar-Zugeständnisse dürften für Debatten sorgen. Hält der Kompromiss dem Druck der Bauernverbände stand?

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