USA und China einigen sich auf fragilen Handelswaffenstillstand
17.11.2025 - 21:01:12Die USA und China haben ihre Handelsstreitigkeiten vorübergehend ausgesetzt mit Zollsenkungen und Zugeständnissen bei Seltenen Erden. Experten bleiben skeptisch und warnen vor anhaltenden geopolitischen Spannungen.
Die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt legen ihren Zollstreit vorerst auf Eis. Doch Experten warnen: Die Entspannung könnte trügerisch sein.
Nach Jahren der Eskalation haben Washington und Peking Anfang November 2025 bei einem Gipfeltreffen in Südkorea eine überraschende Kehrtwende vollzogen. Die Vereinbarung bringt sofortige Zollerleichterungen und eine Atempause für gebeutelte Lieferketten. Doch hinter der diplomatischen Fassade brodelt es weiter: Die strategische Rivalität beider Supermächte bleibt bestehen, und viele Unternehmen setzen bereits darauf, dass der Frieden nicht von Dauer sein wird.
Seit dem 10. November gelten neue Spielregeln im transatlantischen Handel. Washington senkte die Strafzölle auf bestimmte chinesische Waren von 20 auf 10 Prozent – offiziell im Kampf gegen den Fentanyl-Schmuggel. Zusätzlich wurden verschärfte “Gegenzölle” bis November 2026 ausgesetzt. Auch Ausnahmeregelungen für bereits bestehende Zölle wurden verlängert. Für Importeure bedeutet das: ein Jahr Planungssicherheit, zumindest auf dem Papier.
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China macht den großen Rückzieher
Die Gegenseite zeigte sich überraschend kompromissbereit. Peking nimmt sämtliche seit März 2025 angekündigten Vergeltungsmaßnahmen zurück. Besonders amerikanische Landwirte dürften aufatmen: Sojabohnen, Schweine- und Rindfleisch können wieder ohne Strafzölle nach China exportiert werden.
Und China geht noch weiter. Bis Ende 2025 sollen mindestens 12 Millionen Tonnen US-Sojabohnen gekauft werden, in den Folgejahren sogar 25 Millionen Tonnen jährlich. Das entspricht etwa dem Zehnfachen der deutschen Jahresproduktion – ein Riesengeschäft für amerikanische Farmer.
Der wohl brisanteste Teil der Vereinbarung betrifft Seltene Erden. China kontrolliert bis zu 90 Prozent der weltweiten Verarbeitungskapazitäten dieser für Hightech-Produkte unverzichtbaren Rohstoffe. Für ein Jahr will Peking nun die Exportbeschränkungen lockern und US-Abnehmern Lizenzen erteilen. Ein deutliches Zeichen: China hatte diese Rohstoffe zuletzt gezielt als geopolitische Waffe eingesetzt.
Neuordnung der Welthandelswege läuft weiter
Trotz der Entspannungssignale fahren internationale Konzerne ihre Diversifizierungsstrategie unbeirrt fort. Die “China+1”-Doktrin – also die Verlagerung von Produktionskapazitäten in Länder wie Vietnam, Mexiko oder Indien – hat sich längst etabliert. Handelsdaten zeigen das deutlich: Chinas Exporte in die USA sinken, während die ASEAN-Staaten profitieren.
Doch der Umbau hat seinen Preis. Eine vollständige Rückverlagerung der Produktion in die USA scheitert oft am Fachkräftemangel und fehlender Infrastruktur. Jahrzehntelange Abhängigkeiten lassen sich nicht in Monaten auflösen. Für deutsche Unternehmen mit Werken in China stellt sich die gleiche Frage: Bleibt man oder geht man?
Die Entkopplung der beiden Wirtschaftsriesen ist ohnehin mehr als ein Zollstreit. Es geht um technologische Vorherrschaft, nationale Sicherheit und die Kontrolle über Zukunftsmärkte. Chinas Monopol bei Seltenen Erden ist dabei nur ein Puzzleteil in einem größeren strategischen Schachspiel.
Ein Frieden auf Bewährung
Analysten bleiben skeptisch. Von einem “taktischen Waffenstillstand” ist die Rede, nicht von einer echten Versöhnung. Das grundlegende Misstrauen bleibt bestehen – und damit die Gefahr neuer Eskalationen. Manche Beobachter werten die Vereinbarung sogar als Punktsieg für Peking: Die Androhung von Exportstopps bei kritischen Rohstoffen habe Washington zu Zugeständnissen gezwungen.
Die US-Regierung hält sich alle Optionen offen. Sollte China seine Versprechen brechen – etwa beim Kampf gegen Fentanyl oder bei den Handelszusagen – können die Zölle jederzeit wieder hochgefahren werden. Finanzminister Scott Bessent gab sich kämpferisch: Washington verfüge über “viele Hebel”, falls Peking sein Wort nicht halte. Die Details zum Abkommen über Seltene Erden sollen bis Ende November stehen.
Was kommt nach dem Waffenstillstand?
Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Vereinbarung mehr ist als Symbolpolitik. Besonders die Verhandlungen über den Zugang zu kritischen Rohstoffen dürften zäh werden. Für europäische Unternehmen bedeutet das: Geopolitische Risiken müssen fest in jede strategische Planung einkalkuliert werden.
Die aktuelle Zollsenkung verschafft Luft, aber keine Sicherheit. Der langfristige Trend zur Bildung konkurrierender Wirtschaftsblöcke ist ungebrochen. Wer heute noch ausschließlich auf chinesische Lieferketten setzt, geht ein kalkulierbares Risiko ein – das aber jederzeit schlagend werden kann.
Die Weltwirtschaft erlebt gerade eine tektonische Verschiebung. Der Handelskrieg zwischen Washington und Peking ist dabei nur das sichtbarste Symptom einer tieferen strategischen Rivalität, die Märkte und Unternehmen noch jahrelang prägen wird.
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