Mobilfunk-Sicherheit, KI-Cyberangriffe

UK verschärft Mobilfunk-Sicherheit gegen KI-Cyberangriffe

13.10.2025 - 11:29:02

Das Vereinigte Königreich überarbeitet seinen Telekommunikations-Sicherheitskodex als Reaktion auf zunehmende KI-gestützte Cyberattacken auf Mobilfunknetze. Neue Vorschriften fokussieren auf eSIM-Schutz und API-Absicherung.

Das Vereinigte Königreich reagiert auf die wachsende Bedrohung durch KI-gestützte Cyberattacken mit einer grundlegenden Überarbeitung seiner Telekommunikationssicherheit. Die britische Regierung hat heute neue Vorschriften vorgestellt, die erstmals gezielt eSIM-Technologie und Netzwerk-APIs gegen hochentwickelte Angriffe schützen sollen.

Der Vorstoß kommt zu einem kritischen Zeitpunkt: Cyberkriminelle greifen nicht mehr nur Endnutzer an, sondern attackieren systematisch die Kernsysteme der Mobilfunkanbieter. Industrieberichte warnen vor einer neuen Dimension der Bedrohung – Angreifer nutzen mittlerweile die Netzwerk-eigenen Tools, um unentdeckt zu bleiben.

Angriff auf das Herzstück der Mobilfunknetze

Die Bedrohungslage hat sich dramatisch verschärft. Laut dem Nokia Threat Intelligence Report 2025 führten Cyberkriminelle koordinierte Kampagnen gegen sensible Systeme wie Überwachungsplattformen und Teilnehmerdatenbanken durch. 63 Prozent aller Netzbetreiber erlebten im vergangenen Jahr mindestens einen solchen Angriff.

Besonders alarmierend: Die sogenannten „Living-off-the-Land“-Attacken, bei denen Angreifer die Netzwerk-eigene Infrastruktur missbrauchen, sind zum Standard geworden. Diese Taktik macht es extrem schwierig, Eindringlinge zu entdecken.

Gleichzeitig nehmen DDoS-Angriffe im Terabit-Bereich zu – ein dramatischer Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Millionen kompromittierter Haushaltsgeräte werden als Waffen eingesetzt, um Mobilfunkdienste binnen Minuten lahmzulegen.

Erste große Reform seit 2022

Als Antwort auf diese Entwicklungen hat das britische Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Technologie (DSIT) eine umfassende Überarbeitung des Telekommunikations-Sicherheitskodex eingeleitet. Die Konsultation läuft noch bis zum 22. Oktober.

Die Neuerungen konzentrieren sich auf drei Kernbereiche:
eSIM-Sicherheit: Schutz der wachsenden Anzahl digitaler SIM-Karten
API-Härtung: Absicherung von Schnittstellen gegen Missbrauch
Automatisierungs-Pipelines: Sicherung von KI-gesteuerten Netzwerkfunktionen

Erstmals werden auch klare Richtlinien für Drittanbieter-Administratoren und Service-Konten definiert. Der risikobasierte Ansatz soll Sicherheitsmaßnahmen ganzheitlich statt isoliert betrachten.

KI als Waffe und Verteidigung

Künstliche Intelligenz wirkt als Brandbeschleuniger der Cyberkriminalität. Deepfake-Technologien ermöglichen täuschend echte Video- und Sprachanrufe, um Führungskräfte zu imitieren und Mitarbeiter zu täuschen.

Mobile-Phishing, auch „Mishing“ genannt, macht mittlerweile einen erheblichen Anteil aller Bedrohungen aus. SMS-basierte „Smishing“-Kampagnen steigen dramatisch an.

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Als Antwort setzen Sicherheitsexperten auf KI-gestützte Verteidigungssysteme, die Anomalien in Echtzeit erkennen und vorhersagen können. Doch was passiert, wenn Quantencomputer die heutige Verschlüsselung knacken?

Die Quantenbedrohung am Horizont

Ein kryptografisch relevanter Quantencomputer könnte eines Tages die Verschlüsselung des Internets und der Mobilfunknetze brechen. Diese Bedrohung treibt die Entwicklung Post-Quanten-Kryptografie (PQC) massiv voran.

Besonders tückisch: „Harvest now, decrypt later“-Angriffe, bei denen verschlüsselte Daten heute gestohlen werden, um sie später mit Quantencomputern zu entschlüsseln. Die Migration zu quantensicherer Kryptografie wird jeden Netzwerkbereich betreffen – von SIM-Karten bis zu Kern-Netzwerkfunktionen.

Ausblick: Der Weg zu widerstandsfähigen Netzen

Die Mobilfunkindustrie steht vor einem Paradigmenwechsel. War Sicherheit früher reaktiv, zwingt die neue Bedrohungslage zu vorausschauendem Handeln. Mit 5G-Advanced und der Vorbereitung auf 6G werden Netze software-definierter, automatisierter – aber auch komplexer zu sichern.

Erste 6G-Geräte werden bereits für 2028 erwartet, mit quantenresistenten Algorithmen von Anfang an. Bis dahin dominieren hybrid Ansätze, die alte und neue Verschlüsselungsverfahren kombinieren.

Die heute getroffenen Maßnahmen – von regulatorischen Updates bis zur frühen PQC-Adoption – entscheiden über Sicherheit und Stabilität der hypervernetzten Welt von morgen.

@ boerse-global.de