Thyssenkrupp, Steel

Thyssenkrupp Steel: 11.000 Jobs fallen bis 2030

04.12.2025 - 12:39:12

Der Kampf um die Zukunft der deutschen Stahlindustrie ist entschieden – zumindest vorerst. Am Montag besiegelten Thyssenkrupp Steel Europe und die IG Metall eine Vereinbarung, die das Aus für 11.000 Arbeitsplätze bedeutet. Rund 40 Prozent der Belegschaft müssen gehen. Was bedeutet das für Duisburg, die Stahlbranche und die Rolle der Betriebsräte in Krisenzeiten?

Die Zahlen sind dramatisch: Von derzeit 27.000 Beschäftigten bleiben bis 2030 nur noch 16.000 übrig. 5.000 Stellen werden in Produktion und Verwaltung gestrichen, weitere 6.000 Jobs an externe Dienstleister ausgelagert oder durch Unternehmensverkäufe abgebaut. Die Finanzierung für den Sozialplan steht – bis zum 30. September 2030.

Noch im November 2024 schwor der Betriebsrat “erbitterten Widerstand”. Tausende Beschäftigte demonstrierten vor der Konzernzentrale in Duisburg. Doch die wirtschaftliche Realität des Jahres 2025 – das zweite Rezessionsjahr in Folge für Deutschland – zwang zum Umdenken.

Die Strategie änderte sich radikal: Statt Blockade nun Schadensbegrenzung. Der Betriebsrat konzentrierte sich darauf, einen “umfassenden Sozialplan” auszuhandeln. Die wichtigsten Eckpunkte:

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  • Transfergesellschaften zur Umschulung und Weitervermittlung betroffener Mitarbeiter
  • Gesicherte Abfindungen und soziale Maßnahmen bis 2030

“Wir haben einen chaotischen Kollaps verhindert”, verlautete aus Verhandlungskreisen. Der Fokus liege nun darauf, die 11.000 Betroffenen nicht ins Leere fallen zu lassen, sondern in neue Jobs oder eine abgesicherte Rente zu begleiten.

Parallelen zu Bosch und Volkswagen

Thyssenkrupp steht nicht allein. 2025 entwickelt sich zum Jahr der industriellen Zäsur in Deutschland. Betriebsräte in der Automobil- und Zulieferindustrie stehen vor ähnlichen Herausforderungen.

Bosch verschärfte im September seine Sparpläne: 13.000 weitere Stellen sollen weg, insgesamt 22.000 bis 2030. Der Betriebsrat spricht von einem “historischen Kahlschlag” und kämpft um den Erhalt wichtiger Standorte in Baden-Württemberg.

Bei Volkswagen lief das Programm “Zukunft Volkswagen” bereits im Sommer auf Hochtouren. 35.000 Jobs sollen in Deutschland bis zum Jahrzehntende fallen – über 20.000 Beschäftigte nahmen bereits freiwillige Abfindungen an. Auch hier agierte der Betriebsrat als Krisenmanager, um Zwangsentlassungen zu vermeiden.

Das Muster ist eindeutig: Deutsche Konzerne schrumpfen ihre heimische Basis, um zu überleben. Betriebsräte sind nicht mehr Verteidiger des Status quo, sondern Verwalter des Rückbaus.

Grüner Stahl – aber in welchem Umfang?

Trotz des massiven Stellenabbaus beteuert Thyssenkrupp sein Bekenntnis zur “grünen Transformation”. Der Bau einer wasserstofffähigen Direktreduktionsanlage in Duisburg bleibt zentraler Bestandteil der Strategie. Ziel: klimaneutraler Stahl.

Doch die reduzierte Kapazität wirft Fragen auf. Wie ambitioniert können diese Pläne noch sein, wenn ein Drittel der Produktion wegfällt?

Für Duisburg und das Ruhrgebiet wird die Umsetzung der Kürzungen zur Belastungsprobe. Die Region, die sich noch immer vom Kohle-Aus erholt, muss nun tausende Stahlarbeiter auffangen.

Was kommt jetzt?

Die Vereinbarung vom 1. Dezember ist unterzeichnet, die Umsetzung beginnt. Die Rolle des Betriebsrats verlagert sich: vom Verhandlungstisch zur Überwachung eines “sozialverträglichen” Abbaus. Eine Aufgabe, die die Arbeitsbeziehungen bei Thyssenkrupp für den Rest des Jahrzehnts prägen wird.

Kann die Transformation gelingen? Oder ist dies nur der erste Akt in einem längeren Drama um Deutschlands industrielle Zukunft? Die kommenden Monate werden zeigen, ob der Sozialplan hält, was er verspricht – und ob die grüne Stahlproduktion mehr als ein Versprechen bleibt.

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