Tarifstreit, Verdi

Tarifstreit: Ver.di fordert sieben Prozent mehr Lohn

17.11.2025 - 16:13:11

Ver.di und dbb fordern sieben Prozent Lohnplus oder mindestens 300 Euro mehr für 1,2 Millionen Tarifbeschäftigte der Länder. Erste Verhandlungen starten im Dezember bei angespannter Haushaltslage.

Die Gewerkschaften haben heute ihre Forderungen für die 1,2 Millionen Tarifbeschäftigten der Bundesländer vorgelegt – und sie haben es in sich. Sieben Prozent mehr Gehalt oder mindestens 300 Euro zusätzlich pro Monat, so lautet die Ansage von ver.di und dem dbb beamtenbund. Bei einer Laufzeit von nur zwölf Monaten dürfte das die Arbeitgeber aufhorchen lassen. Die erste Verhandlungsrunde mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder steht bereits am 3. Dezember an. Wird das der Auftakt zu einem heißen Tarifwinter?

Die Ausgangslage ist klar: Der öffentliche Dienst blutet aus. Hunderttausende Stellen sind unbesetzt, die Konkurrenz aus der Privatwirtschaft lockt mit besseren Konditionen. Gleichzeitig haben Inflation und Reallohnverluste den Beschäftigten in den vergangenen Jahren zugesetzt. Die Gewerkschaften sehen ihre Forderungen daher als überfällig an – und drohen bereits mit Warnstreiks, sollten die Länder nicht verhandlungsbereit sein.

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Soziale Komponente im Fokus

Die Forderungen gehen über eine simple prozentuale Erhöhung hinaus. Mit dem Mindestbetrag von 300 Euro zielen die Gewerkschaften bewusst auf die unteren Einkommensgruppen ab, die von der Inflation besonders hart getroffen wurden. Wer heute 3.000 Euro brutto verdient, würde bei sieben Prozent nur 210 Euro mehr erhalten – die Mindestforderung von 300 Euro würde hier greifen.

Besonders im Fokus steht der Nachwuchs: Auszubildende, Studierende und Praktikanten sollen 200 Euro mehr pro Monat bekommen. Dazu fordern die Gewerkschaften eine verbindliche Übernahmegarantie nach der Ausbildung. “Wir müssen jungen Menschen endlich eine sichere Perspektive bieten”, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Zudem sollen Zeitzuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit um 20 Prozentpunkte steigen – ein Punkt, der besonders Pflegekräfte und Polizisten betrifft.

“Der Staat verliert im Wettbewerb um Köpfe”

Ver.di-Chef Frank Werneke lässt keinen Zweifel an der Dringlichkeit: “Die Beschäftigten erwarten ein klares Signal, dass ihre Leistungen künftig besser honoriert werden.” Mehrere hunderttausend unbesetzte Stellen sprechen eine deutliche Sprache. Die jüngste Steuerschätzung habe zudem gezeigt, dass die Länder durchaus über finanzielle Spielräume verfügten.

Noch drastischer formuliert es dbb-Chef Volker Geyer: “Hinten und vorne fehlt Personal. Wenn der öffentliche Dienst nicht endlich attraktiver wird und besser bezahlt, fallen wir gegenüber der Privatwirtschaft immer weiter zurück.” Beide Gewerkschaftsführer verweisen dabei auf den Tarifabschluss für Bund und Kommunen vom Frühjahr 2025. Ein schlechteres Ergebnis für die Länderbeschäftigten würde zu einem gefährlichen Auseinanderdriften der Gehälter im öffentlichen Sektor führen.

Angespannte Haushalte gegen Personalnot

Kein Wunder also, dass die Tarifrunde 2025 als richtungsweisend gilt. Die Arbeitgeber der Länder verweisen traditionell auf klamme Kassen und begrenzte Haushalte. Die Gewerkschaften kontert: Ohne Investitionen in Personal kollabiert die Funktionsfähigkeit des Staates. Wer soll künftig in Schulen unterrichten, Straßen instand halten, für Sicherheit sorgen oder Verwaltungen am Laufen halten?

Betroffen von den Verhandlungen sind Lehrkräfte, Polizisten, Justizangestellte, Mitarbeiter in Universitätskliniken und viele mehr. Das Ergebnis wird zudem auf rund 1,3 Millionen Beamte und etwa eine Million Versorgungsempfänger übertragen – eine immense finanzielle und politische Tragweite.

Einigung erst im Februar? Warnstreiks drohen

Der Verhandlungsfahrplan ist eng getaktet: Nach dem Auftakt am 3. Dezember folgen zwei weitere Runden am 15./16. Januar und vom 11. bis 13. Februar 2026. Eine frühe Einigung gilt als unwahrscheinlich. Sollten die Länder kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, sind Warnstreiks im Januar und Anfang Februar wahrscheinlich. Die Gewerkschaften haben die Streikbereitschaft ihrer Mitgliedern bereits signalisiert.

Steht Deutschland also ein harter Tarifwinter bevor? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Arbeitgeber den Ernst der Lage erkennen – oder ob Schulen, Behörden und öffentliche Einrichtungen bald stillstehen.

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