Rückenschmerz-Krise, Büroarbeiter

Rückenschmerz-Krise: Deutsche Büroarbeiter häufiger krank als je zuvor

19.10.2025 - 16:05:01

Gegen die Büro-Epidemie der Rückenbeschwerden helfen bereits fünf Minuten Bewegung täglich. Experten empfehlen spezielle Übungen und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung.

Millionen Deutsche leiden unter den Folgen des Dauersitzens – doch einfache Schreibtisch-Übungen können helfen. Was Experten jetzt empfehlen und warum bereits fünf Minuten täglich den Unterschied machen.

Rund 20 Millionen Deutsche plagen sich mit Rückenschmerzen herum. Die Zahlen der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeichnen ein alarmierendes Bild: 2024 litt ein Viertel aller Versicherten unter Rückenbeschwerden. Muskel-Skelett-Erkrankungen führten mit 142 Fehltagen pro 100 Versicherte die Statistik der Arbeitsausfälle an.

Kann ein paar Minuten Bewegung am Schreibtisch wirklich gegen diese Büro-Epidemie helfen?

Die Büro-Falle: Wenn der Körper zur Dauersitzung verdammt wird

Stundenlang starr am Schreibtisch zu verharren, macht den Körper kaputt. Die Wirbelsäule leidet unter einseitiger Belastung, Hüft- und Brustmuskulatur verkürzen sich, der Rundrücken entsteht fast zwangsläufig. Selbst die Bandscheiben hungern – sie brauchen Bewegung für ihre Nährstoffversorgung.

„Das Grundproblem ist oft die zu geringe und nicht adäquate Nutzung des Rückens”, erklärt Arbeitsmediziner Stefan Riewe. Sportwissenschaftler Justin Onyechi vom Präventionsteam der KKH sieht weitere Risikofaktoren: Ergonomische Mängel am Arbeitsplatz, Übergewicht und psychische Belastungen verstärken das Problem.

Fünf Minuten, die alles ändern können

Physiotherapeuten schwören auf regelmäßige Bewegungspausen. Schon wenige Minuten können den Teufelskreis durchbrechen. Diese fünf Übungen funktionieren ohne Geräte direkt am Arbeitsplatz:

1. Schultern befreien, Nacken entspannen: Schultern in kreisenden Bewegungen nach hinten und unten ziehen. Anschließend den Kopf sanft zur Seite neigen – Ohr zur Schulter – und 15-20 Sekunden pro Seite halten.

2. Brustkorb öffnen: Arme seitlich ausstrecken, Handflächen nach oben. In kleinen, federnden Bewegungen die Arme nach hinten und oben führen. Wirkt der gebeugten Büro-Haltung entgegen.

3. Wirbelsäule mobilisieren: Auf die vordere Stuhlkante rutschen, Hände auf die Knie. Beim Einatmen Brust nach vorne (Hohlkreuz), beim Ausatmen Rücken rund machen. Diese „Katze-Kuh”-Bewegung hält die Wirbelsäule flexibel.

4. Oberkörper drehen: Aufrecht sitzen, Oberkörper zur Seite drehen, an der Stuhllehne festhalten. Position einige Atemzüge halten, dann Seitenwechsel.

5. Gesäß aktivieren: Ein Knie zum Oberkörper ziehen, bis eine leichte Dehnung spürbar wird. Im Stehen abwechselnd die Beine nach hinten ausstrecken.

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Mehr als nur Turnen: Der komplette Arbeitsplatz muss stimmen

Übungen allein reichen nicht aus – der ganze Arbeitsplatz braucht ein Update. Monitor auf Augenhöhe, Ober- und Unterarme im rechten Winkel, individuell angepasster Stuhl. Das sind die Basics ergonomischen Arbeitens.

Noch wichtiger: dynamisches Sitzen. Regelmäßig die Position wechseln, während Telefonaten aufstehen, bewusst Wege einbauen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Erwachsenen mindestens 150 bis 300 Minuten moderate Bewegung pro Woche.

Unternehmen entdecken die Rückengesundheit

Die hohen Kosten durch Arbeitsausfälle öffnen Geschäftsführern die Augen. Höhenverstellbare Schreibtische, bewegte Pausen und Rückengesundheits-Workshops etablieren sich in fortschrittlichen Unternehmen.

Physiotherapeutin Dr. Minettchen Herchenröder vom Deutschen Verband für Physiotherapie bringt es auf den Punkt: „Unser Ziel ist, Schmerzen in der Zukunft gar nicht erst entstehen zu lassen.”

Die Lösung für Deutschlands Rückenprobleme liegt oft näher als gedacht – manchmal nur eine Armeslänge vom Schreibtisch entfernt.

@ boerse-global.de