PIK-Studie, Ernährungssystem

PIK-Studie: Ernährungssystem kann Klimawandel entscheidend bremsen

23.12.2025 - 03:01:12

Eine neue Studie zeigt, dass eine Transformation des globalen Ernährungssystems mit 23 konkreten Maßnahmen die Erderwärmung entscheidend begrenzen könnte.

Bislang galt die Energiewende als zentraler Hebel. Doch die Modellrechnungen zeigen: Selbst wenn diese stockt, könnte eine konsequente Transformation von Landwirtschaft und Ernährung den Temperaturanstieg unter zwei Grad drücken. In Kombination mit einer schnellen Dekarbonisierung rückt sogar das 1,5-Grad-Ziel wieder in Reichweite.

Vom Sorgenkind zum Klima-Stabilisator

Das Ernährungssystem ist aktuell für etwa ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die PIK-Forscher um Leitautor Benjamin Bodirsky haben nun erstmals detailliert berechnet, wie aus dieser Quelle ein entscheidender Stabilisator für das Weltklima werden kann.

„Unsere Studie zeigt den großen Stellenwert des Agrar- und Ernährungssystems“, erklärt Bodirsky. Der Clou: Die Wissenschaftler identifizierten 23 spezifische Stellschrauben – von der Produktion bis zum Konsum – und modellierten ihre kombinierte Wirkung. Das Ergebnis übertrifft viele Erwartungen.

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Die Macht der 23 Stellschrauben

Was sind die größten Hebel? Ein Großteil der Wirkung entfällt auf eine globale Ernährungsumstellung. Konkret geht es um die breite Adaption der „Planetary Health Diet“.

Der Wandel auf dem Teller
Dieses Konzept sieht vor:
* Deutlich weniger Zucker, Fleisch und Milchprodukte
* Deutlich mehr Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorn, Obst und Gemüse

Diese Verschiebung würde nicht nur gesundheitliche Vorteile bringen. Sie setzt auch immense Agrarflächen frei, die renaturiert werden und so Kohstoff speichern könnten.

Technologie, Logistik und Handel
Neben dem Konsum adressiert die Studie weitere kritische Punkte:
* Die drastische Reduktion von Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Kette.
* Ein besseres Stickstoff-Management, um die klimaschädliche Überdüngung einzudämmen.
* Die Forderung nach faulen Löhnen im Globalen Süden und weniger kapitalintensiven Methoden im Norden.
* Niedrigere Handelsbarrieren für einen effizienteren und umweltfreundlicheren globalen Agrarhandel.

Ein Gewinn auf mehreren Ebenen

Die Studie argumentiert mit „Co-Benefits“: Die Transformation ist kein reines Verzichtsszenario, sondern löst mehrere Krisen gleichzeitig. Die Modellrechnungen prognostizieren für das Umsetzungsszenario:

  • Gesündere Bevölkerung: Höhere Lebenserwartung durch bessere Ernährung.
  • Preisstabilität: Langfristig könnten Lebensmittel sogar günstiger werden.
  • Mehr Biodiversität: Geringerer Flächenbedarf schafft Raum für Artenschutz.
  • Weniger Armut: Vor allem durch existenzsichernde Löhne in der Landwirtschaft.

Ein Weckruf zum richtigen Zeitpunkt

Die Veröffentlichung kurz vor dem Jahreswechsel kommt strategisch. Nach Jahren, in denen die Klimapolitik vor allem auf fossile Brennstoffe fokussierte, rückt nun das „vergessene Drittel“ der Emissionen in den Mittelpunkt.

Branchenbeobachter werten die Studie als wissenschaftliches Fundament für die künftige EU-Agrarpolitik. Die detaillierte Liste der 23 Maßnahmen liefert Politikern eine konkrete Handlungsanleitung.

Doch die Hürden sind hoch. Kritiker merken an, dass die Umsetzung eine beispiellose globale Koordination erfordert – besonders beim Welthandel und der kulturellen Ernährungswende. Die Evidenz ist jedoch klar: Das 1,5-Grad-Ziel ist ohne eine Revolution auf dem Teller und dem Acker nicht zu erreichen.

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