Phishing-Attacken, Cyberkriminelle

Phishing-Attacken: KI macht Cyberkriminelle raffinierter

16.10.2025 - 18:29:01

KI-gestützte Phishing-Attacken verzeichnen einen Anstieg von 1.265 Prozent und setzen auf hyperrealistische Nachrichten sowie raffinierte QR-Code-Betrügereien.

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Kriminalität im Netz. Cyberkriminelle nutzen AI-Tools für hyperrealistische Phishing-Angriffe, die selbst Sicherheitsexperten ins Schwitzen bringen. Gleichzeitig erleben alte Tricks ein gefährliches Comeback.

Diese Woche erschütterten neue Enthüllungen die IT-Sicherheitsbranche: Forscher deckten ausgeklügelte Phishing-Methoden auf, die jahrzehntealte Web-Standards missbrauchen und QR-Code-Betrug auf ein neues Level heben. Was diese Angriffe besonders gefährlich macht? Sie wirken täuschend echt – dank künstlicher Intelligenz.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: KI-gestützte Phishing-Attacken sind im vergangenen Jahr um erschreckende 1.265 Prozent gestiegen. Vorbei sind die Zeiten offensichtlicher Rechtschreibfehler in Spam-Mails. Moderne Betrüger setzen auf AI-generierte Nachrichten, die perfekt den Tonfall vertrauter Kollegen oder Großkonzerne imitieren.

Alter Trick, neue Gefahr: URL-Manipulation wird zum Problem

Was klingt wie ein Relikt aus den Anfängen des Internets, wird plötzlich zur akuten Bedrohung. Die japanische GMO Aozora Bank wurde kürzlich Ziel einer raffinierten Phishing-Kampagne, die eine Jahrzehnte alte Web-Funktion ausnutzt: die “Basic Authentication” im URL-Format.

Das Prinzip ist tückisch einfach. Angreifer platzieren einen vertrauenswürdigen Domain-Namen wie “www.fedex.com” vor einem “@”-Symbol, gefolgt von der tatsächlich schädlichen Webadresse. Beispiel: hxxps://www.vertrauensbank.com@boese-seite.com.

Während moderne Browser die echte Zieladresse nach dem “@” interpretieren, sehen Nutzer in E-Mail-Vorschauen oft nur den bekannten Markennamen. Das Ergebnis? Sie klicken arglos auf den Link und landen in der Falle.

Besonders perfide: Die Betrüger erzeugen künstlichen Zeitdruck mit gefälschten Sicherheitswarnungen oder Kontoschließungs-Drohungen. So ernten sie im großen Stil Zugangsdaten.

QR-Code-Phishing: Wenn der Scan zur Gefahr wird

Parallel entwickelt sich eine neue Bedrohung rasant weiter: “Quishing” – QR-Code-Phishing. Cyberkriminelle haben erkannt, dass die weit verbreiteten Codes perfekte Verstecke für schädliche Links sind. Schließlich kann niemand eine QR-Code-URL mit bloßem Auge überprüfen.

Die neuen Angriffsmethoden sind raffiniert: Betrüger teilen QR-Codes in mehrere Bildfragmente auf, die erst in der E-Mail zu einem scanbaren Code zusammengesetzt werden. Andere verstecken schädliche Codes in harmlos aussehenden QR-Grafiken oder zeichnen sie direkt in den E-Mail-Inhalt, um Sicherheitsscanner zu umgehen.

Phishing-as-a-Service-Plattformen wie Gabagool und Tycoon demokratisieren diese Techniken. Auch weniger versierte Kriminelle können jetzt professionelle Angriffe auf Microsoft-Konten starten – komplett mit überzeugenden Markenkopien von DocuSign oder Adobe.

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KI als Turbo für Cyberkriminalität

Was diese neue Generation von Phishing-Angriffen so gefährlich macht, ist der systematische Einsatz künstlicher Intelligenz. AI-Tools durchforsten öffentliche Daten von LinkedIn und Firmen-Webseiten, um detaillierte Zielprofile zu erstellen.

Das Ergebnis sind hyperpersonalisierte Nachrichten, die auf konkrete Projekte oder aktuelle Ereignisse Bezug nehmen. Noch einen Schritt weiter gehen Deepfake-Technologien: Betrüger imitieren Führungskräfte per Sprach- oder Video-Phishing und autorisieren so betrügerische Überweisungen.

Die Markenimitation bleibt dabei ein Kernbaustein erfolgreicher Attacken. 51 Prozent aller browserbasierten Phishing-Versuche nutzen mittlerweile gefälschte Markenidentitäten von Microsoft, Facebook, Netflix oder DHL.

Der Kampf um die technologische Oberhand

Die Cybersicherheitsbranche steht vor einem Paradigmenwechsel. Traditionelle E-Mail-Filter reichen längst nicht mehr aus. Gefragt sind multimodale KI-Verteidigungssysteme, die QR-Codes visuell analysieren und die subtilen Sprachmuster AI-generierter Texte erkennen können.

Sicherheitsexperten prognostizieren: Bis 2027 wird KI-gestütztes Phishing zur dominierenden Form des Social Engineering. Die Verteidiger müssen aufrüsten – mit Verhaltensanalyse in Echtzeit, automatisierten Sicherheitsprotokollen und proaktiver Bedrohungserkennung.

Doch auch die einfachste Waffe bleibt unverzichtbar: kontinuierliche Mitarbeiterschulungen. Denn am Ende entscheidet oft der menschliche Klick über Erfolg oder Misserfolg eines Cyberangriffs.

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