PayPal, Wachstumskrise

PayPal: Zwischen Wachstumskrise und KI-Revolution

05.12.2025 - 06:40:12

PayPal kämpft mit nachlassendem Wachstum im Kernzahlungsverkehr, setzt aber gleichzeitig auf massive Investitionen in KI-gesteuerte Zahlungen für die Zukunft.

Der Zahlungsriese steckt im Dilemma: Während die Kernsparte schwächelt, setzt CEO Alex Chriss auf eine radikale Vision. Künstliche Intelligenz soll künftig die Einkäufe erledigen – und PayPal will dabei kassieren.

PayPal Holdings (NASDAQ: PYPL) erlebt turbulente Tage. Innerhalb von nur 72 Stunden lieferte das Unternehmen aus San Jose zwei völlig gegensätzliche Botschaften: Einerseits dämpfte Finanzchefin Jamie Miller die kurzfristigen Erwartungen massiv, andererseits kündigte der Konzern eine aggressive Expansion in den Zukunftsmarkt „Agentic Commerce” an – ein Geschäftsfeld, in dem KI-Agenten eigenständig Käufe tätigen.

Die Gratwanderung könnte kaum heikler sein. PayPal muss gleichzeitig eine schwächelnde Konsumstimmung managen und Milliarden in eine Technologie investieren, die erst 2026 relevant werden dürfte. Kann das gutgehen?

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Finanzchefin schockt mit Konsumflaute-Warnung

Am Dienstag, 3. Dezember, platzte auf der UBS Global Technology and AI Conference die Bombe. CFO Jamie Miller gab zu, dass das Wachstum im entscheidenden “Branded Checkout”-Geschäft – also Zahlungen direkt über PayPal – deutlich nachlässt.

Ihre Prognose für das vierte Quartal 2025: Das Wachstum werde „mindestens ein paar Prozentpunkte langsamer” ausfallen als die 8 Prozent aus dem dritten Quartal. Die Reaktion der Börse ließ nicht lange auf sich warten – der Aktienkurs sackte um 2,5 Prozent ab.

Miller machte keine Systemfehler verantwortlich, sondern einen schwächelnden Konsumenten. „Wir sehen weiterhin, dass Verbraucher weniger ausgeben”, erklärte sie vor Investoren. Die durchschnittlichen Warenkorbwerte sinken, Kunden weichen auf günstigere Alternativen aus oder kaufen schlicht weniger.

Besonders brisant: Dieser Trend begann bereits im September und setzte sich durch die kritischen Weihnachtseinkaufsmonate Oktober und November fort. Ausgerechnet im wichtigsten Quartal des Jahres schwächelt das Kerngeschäft.

Dennoch hielt Miller an der Jahresprognose fest. Offenbar sollen Stärken in anderen Bereichen – etwa das ungebrandete Braintree-Geschäft und straffe Kostenkontrolle – die Konsumflaute kompensieren.

Die Wette auf KI-gesteuerten Handel

Während die Gegenwart ernüchternd ausfällt, richtet PayPal den Blick radikal in die Zukunft. Das Stichwort lautet “Agentic Commerce” – eine Welt, in der nicht mehr Menschen, sondern KI-Agenten Kaufentscheidungen treffen und abwickeln.

Was nach Science-Fiction klingt, nimmt bereits konkrete Formen an. Miller kündigte auf der UBS-Konferenz massive Investitionen in diesen Bereich an. „Wir arbeiten gerade mit vielen verschiedenen Partnern zusammen… und erwarten erste Erfolge 2026″, so die Finanzchefin.

PayPal kooperiert bereits mit den Schwergewichten der KI-Branche: Perplexity, OpenAI und Google. Die Vision dahinter ist bestechend simpel – und potenziell lukrativ. Wenn dein digitaler Assistent künftig automatisch Flüge bucht oder Lebensmittel bestellt, soll die Zahlung über PayPals Infrastruktur laufen.

Das Unternehmen positioniert sich als „Wallet für KI-Agenten”. Vertrauen und Sicherheit – traditionelle PayPal-Stärken – könnten im Maschinenzeitalter zur entscheidenden Währung werden.

Neue Konkurrenz bestätigt die Strategie

Dass PayPal auf das richtige Pferd setzt, zeigte sich am Donnerstag, 4. Dezember. Ausgerechnet ehemalige PayPal-Manager gründeten InFlow – ein Startup, das sich ausschließlich auf autonome Zahlungen durch KI-Agenten spezialisiert.

Der Launch von InFlow ist ein zweischneidiges Schwert für PayPal. Einerseits bestätigt er die strategische Weitsicht des Konzerns. Andererseits zeigt er: Der Wettlauf um die Infrastruktur für Maschine-zu-Maschine-Handel hat längst begonnen. Und PayPal ist nicht allein auf der Strecke.

Indien-Expansion als Wachstumsanker

Während die USA schwächeln, sichert sich PayPal neue Märkte. Am Mittwoch, 3. Dezember, verkündete der Konzern eine strategische Partnerschaft mit Kreative & Co, einer führenden Performance-Marketing-Agentur für D2C-Marken in Indien.

Das Ziel: Indische Direct-to-Consumer-Brands sollen mit PayPals Hilfe international durchstarten. Die Partnerschaft löst zwei zentrale Probleme für Händler – Compliance-Hürden und fehlendes Vertrauen bei ausländischen Kunden.

„Unser Fokus ist simpel: Indischen Marken helfen, über Grenzen hinweg zu wachsen”, erklärte Karan Goyal, Gründer von Kreative & Co. PayPal bringe „globales Vertrauen, starke Infrastruktur und internationale Glaubwürdigkeit” mit.

Für PayPal ist der Schachzug clever. Indien gehört zu den am schnellsten wachsenden E-Commerce-Märkten weltweit. Grenzüberschreitende Transaktionen bringen deutlich höhere Margen als Inlandsgeschäft. Die Partnerschaft könnte sich als gewinnträchtiger Baustein erweisen – gerade wenn das US-Geschäft stagniert.

Analystenblick: Übergangsjahr mit Fragezeichen

Das Jahr 2025 endet für PayPal mit gemischten Signalen. Der anhaltende Druck auf die Transaktionsmargen trifft nun auf eine klarere Strategie: Langsameres Wachstum im reifen Checkout-Geschäft akzeptieren, gleichzeitig die Schienen für das nächste Jahrzehnt legen.

KBW-Analyst Sanjay Sakhrani kommentierte die Entwicklungen am Mittwoch mit verhaltener Skepsis. Die Verlangsamung im Branded Checkout sei „etwas gravierender als zuvor gedacht”. Neue Initiativen könnten die Makro-Schwäche noch nicht ausgleichen. Allerdings, so Sakhrani, preise die aktuelle Bewertung diese Herausforderungen vermutlich bereits ein.

Die Konstellation dieser Woche – Konsumkrise heute, KI-Vision morgen – verdeutlicht CEO Alex Chriss’ Dilemma. Er muss eine klamme Kundschaft durch schwierige Zeiten navigieren, während er gleichzeitig Wall Street überzeugen muss, dass PayPal die Zahlungsschienen des KI-Zeitalters besitzt.

Was Anleger jetzt beobachten sollten

Die vollständigen Q4-Zahlen Anfang 2026 werden zeigen, ob PayPals Strategie aufgeht. Entscheidend sind drei Kennzahlen:

Branded Checkout Volume: Stabilisiert sich die Schwäche oder beschleunigt sie sich weiter?

Transaktionsmarge in Dollar: PayPals bevorzugte Profitabilitätskennzahl wird zeigen, ob Kostendisziplin die Umsatzschwäche wettmacht.

KI-Monetarisierung: Konkrete Details, wie sich Partnerschaften mit Perplexity und OpenAI 2026 in Transaktionsvolumen übersetzen.

PayPal bleibt ein Cash-generierender Gigant mitten in einem tiefgreifenden Umbau. Die Wette lautet: Das Wallet der Zukunft wird nicht nur von Menschen genutzt – sondern von ihren KI-Agenten. Ob diese Vision aufgeht, entscheidet über den Erfolg der kommenden Jahre.

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