PayPal: KI-Offensive mit OpenAI und NVIDIA
08.11.2025 - 11:02:12ChatGPT wird zur Shopping-Plattform
Der Zahlungsriese geht aufs Ganze: Mit neuen Partnerschaften will sich PayPal als unverzichtbare Infrastruktur für KI-gestützten Handel positionieren. Doch kann die Strategie den stockenden Wachstumskurs wirklich drehen?
Seit Ende Oktober häufen sich die Ankündigungen aus San José. PayPal schmiedet Allianzen mit den Schwergewichten der KI-Branche und präsentiert dabei eine klare Vision: Das Unternehmen will sich als zentraler Zahlungsdienstleister in der neuen Ära des KI-gesteuerten E-Commerce etablieren. CEO Alex Chriss, der 2025 als “Übergangsjahr” bezeichnet, setzt voll auf künstliche Intelligenz – eine Wette auf die Zukunft, die das gesamte Geschäftsmodell neu ausrichten könnte.
Für PayPal steht einiges auf dem Spiel. Die Aktie hat in den vergangenen Jahren enttäuscht, wichtige Wachstumskennzahlen schwächeln. Jetzt soll die KI-Offensive das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen.
Am 1. November verkündete PayPal einen Paukenschlag: Als erster digitaler Zahlungsdienst wird das Unternehmen direkt in ChatGPT integriert. Ab 2026 können Nutzer des KI-Chatbots ihre Einkäufe unmittelbar über ihre PayPal-Konten abwickeln – inklusive Käuferschutz und Streitschlichtung.
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Die Börse reagierte euphorisch. Der Aktienkurs kletterte um vier Prozent, ein deutliches Signal für das Vertrauen der Investoren in die neue Strategie. Chriss betont den Vorteil für die hunderten Millionen PayPal-Nutzer, die nun mit gewohnter Sicherheit in einer der weltweit populärsten KI-Anwendungen einkaufen können.
Nur zwei Tage später folgte die nächste Großmeldung: Eine Kooperation mit NVIDIA. Durch die Integration der Nemotron™-Modelle des Chipherstellers will PayPal seine Handelsdienstleistungen deutlich beschleunigen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen sollen profitieren.
Die ersten Benchmark-Tests versprechen eindrucksvolle Verbesserungen: Die Betriebsgeschwindigkeit könnte um 50 Prozent steigen, Entwickler arbeiten fünfmal produktiver. Das würde bedeuten, dass Händler neue Funktionen erheblich schneller ausrollen können.
“Agentic Commerce”: Das KI-Ökosystem nimmt Form an
Das Herzstück der Offensive präsentierte PayPal bereits am 28. Oktober: eine Suite sogenannter “Agentic Commerce Services”. Diese Werkzeuge sollen Händlern helfen, in der neuen Welt des KI-gestützten Shoppings sichtbar und erfolgreich zu sein.
Die Kernfunktion “Agent Ready” erlaubt bestehenden PayPal-Händlern, Zahlungen auf KI-Plattformen zu akzeptieren – ohne zusätzlichen technischen Aufwand. Betrugserkennung und Käuferschutz sind bereits eingebaut. Ein weiteres Feature namens “Store Sync” macht Produktkataloge, Lagerbestände und Logistiksysteme in führenden KI-Kanälen auffindbar.
Um die Verbreitung zu beschleunigen, kooperiert PayPal mit E-Commerce-Plattformen wie Wix, BigCommerce und Shopware. Der Clou: Händler müssen sich nur einmal integrieren und können dann verschiedene KI-Plattformen bedienen. Eine Art Versicherung gegen die Ungewissheit, welche KI-Systeme sich letztlich durchsetzen werden.
Chriss sieht darin eine Lösung für ein zentrales Problem kleinerer Unternehmen: “Sie können nicht mit jedem großen Sprachmodell einzeln Verträge aushandeln und Integrationen vornehmen.”
Rechtliche Hürden und Sicherheitsbedenken
Doch die ambitionierte KI-Strategie bringt auch Risiken mit sich. Die Integration leistungsfähiger KI-Modelle öffnet potenziell neue Einfallstore für Betrüger und wirft Datenschutzfragen auf. Analysten mahnen zur Vorsicht: PayPal muss kontinuierliche Risikoanalysen und robuste Sicherheitsprüfungen etablieren, um die neuen Bedrohungsvektoren zu beherrschen.
Parallel kämpft das Unternehmen an einer ganz anderen Front. Im Januar 2025 wurde PayPal in eine Klage verwickelt, die ein 467 Millionen Euro schweres Investitionsprogramm für minderheitengeführte Unternehmen betrifft. Eine asiatisch-amerikanische Geschäftsfrau wirft PayPal vor, das 2020 aufgelegte Programm unrechtmäßig auf schwarze und hispanische Bewerber beschränkt zu haben. PayPal äußert sich nicht zu dem laufenden Verfahren.
Der Fall zeigt, wie stark Diversitätsprogramme großer Konzerne derzeit in den USA unter juristischem Beschuss stehen.
Kampf um Relevanz in neuem Terrain
Die KI-Offensive ist keine Kür, sondern Pflicht. PayPal steht unter erheblichem Druck von Investoren. Zwar hob das Unternehmen die Gewinnprognose für 2025 an, doch eine Kennzahl bereitet Sorgen: Die Anzahl der Zahlungstransaktionen pro aktivem Konto sinkt.
Mit den Partnerschaften bei OpenAI, NVIDIA und Google will sich PayPal neu erfinden – nicht mehr nur als Bezahlknopf am Ende des Einkaufsprozesses, sondern als fundamentale Zahlungsinfrastruktur für KI-gesteuerten Handel. Das verschärft zugleich den Wettbewerb mit Konkurrenten wie Stripe, das ebenfalls mit OpenAI kooperiert.
PayPals Trumpfkarte: das gewaltige Datennetzwerk aus fast 400 Millionen Verbraucherkonten und 35 Millionen Händleraccounts. “Die Daten, die wir haben, und unsere Fähigkeit zu sehen, was Menschen gekauft haben – dort sehe ich die riesige KI-Chance für uns”, erklärt Chriss.
Die Börse honorierte die strategische Neuausrichtung zunächst. Auch wenn einzelne Ankündigungen nicht revolutionär erscheinen, überzeugt offenbar die Gesamtrichtung.
Die nächsten Monate werden entscheidend
Die kommenden Quartale werden zeigen, ob PayPals Wette aufgeht. Die “Agent Ready”-Services und die ChatGPT-Integration sollen Anfang 2026 starten – dann wird sich erweisen, wie schnell Händler die neuen Tools annehmen und ob Verbraucher tatsächlich in KI-Plattformen einkaufen wollen.
PayPal plans, weiter massiv in Technologie und Marketing zu investieren. Chriss räumt ein, dass dies “gewisse Kostendruck” erzeugen könnte, sieht aber “spannende” langfristige Chancen. Gelingt der Umbau, könnte PayPal seine Rolle im digitalen Ökosystem grundlegend neu definieren – vom simplen Zahlungsabwickler zur unverzichtbaren Engine für KI-gestütztes Shopping.
Ob diese Vision Realität wird, hängt letztlich davon ab, wie sich das Nutzerverhalten entwickelt. Wird konversationsbasierter Handel zum Standard oder bleibt er Nischenphänomen? Die Antwort auf diese Frage entscheidet über PayPals Relevanz im nächsten Jahrzehnt.
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