PayPal greift nach Banklizenz und startet Krypto-Sparkonto

Der Zahlungsriese PayPal will unabhängiger werden und steigt mit zwei strategischen Pflöcken tiefer in das regulierte Bankgeschäft und die dezentrale Finanzwelt ein.

PayPal stellt die Weichen für die Zukunft: Das Unternehmen hat einen Antrag auf eine eigene US-Banklizenz gestellt und parallel ein verzinstes Sparkonto für seinen eigenen Stablecoin PYUSD gestartet. Die Doppelstrategie zielt darauf ab, die Abhängigkeit von Partnerbanken zu verringern und im Wachstumsmarkt der Kryptowährungen Fuß zu fassen.

Der weitreichendste Schritt ist der Antrag auf eine staatliche Industriebank-Lizenz im US-Bundesstaat Utah. Die geplante “PayPal Bank” würde dem Konzern erlauben, direkt Kredite zu vergeben und Kundeneinlagen zu halten. Bislang ist PayPal für solche Dienstleistungen auf Partner wie die Synchrony Bank angewiesen.

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“Die Beschaffung von Kapital bleibt eine große Hürde für kleine Unternehmen, die wachsen wollen”, begründet PayPal-Chef Alex Chriss den Vorstoß. Eine eigene Banklizenz würde dem Unternehmen nicht nur mehr Kontrolle über seine Produktpalette geben, sondern auch die Margen im Kreditgeschäft verbessern. Es wäre ein entscheidender Schritt hin zu einer eigenen, geschlossenen Finanzplattform – einer sogenannten Super-App.

Doch der Weg zur Lizenz ist steinig. Der Prozess bei den Aufsichtsbehörden, darunter die US-Einlagensicherung FDIC, dürfte 12 bis 18 Monate dauern. Die regulatorischen Hürden für solche Bankcharters sind in den letzten Jahren deutlich höher geworden.

PYUSD: Der Stablecoin soll attraktiver werden

Während die Banklizenz ein langfristiges Projekt ist, hat PayPal bereits ein konkretes Produkt für Krypto-Interessierte lanciert. Seit Dienstag können Nutzer ihren Stablecoin PYUSD in einem neuen Sparkonto (Savings Vault) anlegen und damit eine jährliche Verzinsung von etwa 4,25 Prozent erzielen.

Die Rendite wird über eine Partnerschaft mit dem dezentralen Finanzprotokoll Spark generiert, das mit der Kryptowährung MakerDAO verbunden ist. Das Ziel ist klar: PayPal will die Attraktivität seines eigenen Stablecoins steigern und bis zu eine Milliarde Dollar an Einlagen damit ansammeln. Damit tritt PYUSD direkt in Konkurrenz zu etablierten Stablecoins wie USDC oder USDT.

Reaktion der Märkte: Vorsichtiger Optimismus

Die Börse reagierte verhalten auf die Ankündigungen. Die PayPal-Aktie notierte am Mittwoch bei rund 61,68 US-Dollar und damit deutlich unter den Höchstständen vom Oktober. Analysten sehen in den Plänen zwar langfristiges Potenzial, mahnen aber auch erhebliche Ausführungsrisiken an.

Die Mehrheit der 38 von MarketBeat befragten Brokerhäuser hält die Aktie weiterhin nur für ein “Hold”. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 78,97 Dollar. Im dritten Quartal 2025 konnte PayPal mit einem Umsatz von 8,42 Milliarden Dollar zwar die Erwartungen übertreffen. Dennoch steht das Unternehmen unter Wachstumsdruck.

Neue Regeln als Treiber

PayPals offensive Krypto-Strategie profitiert von klarer werdenden Regularien in den USA. Der Start des PYUSD-Sparkontos folgt auf den “Genius Act”, ein Gesetz zur Regulierung von Stablecoins, das im Juli 2025 in Kraft trat. Dieses Regelwerk gibt traditionellen Finanzunternehmen wie PayPal mehr Sicherheit für ihren Einstieg in den Kryptomarkt.

Sollte PayPal die Banklizenz erhalten, könnte sich das Unternehmen als die am stärksten regulierte Brücke zwischen dem traditionellen Bankensystem und der digitalen Vermögenswelt positionieren. Ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten, die weiterhin auf ein Flickwerk staatlicher Lizenzen angewiesen sind.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Kunden das neue PYUSD-Angebot annehmen und ob die Aufsichtsbehörden den Weg für PayPals eigene Bank freimachen. Der Zahlungsriese setzt alles auf Integration – von der klassischen Kreditvergabe bis zur dezentralen Finanzierung.

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