Österreich verschärft Kampf gegen Temu und Shein
13.10.2025 - 17:35:02Österreich und die EU ergreifen Maßnahmen gegen unfairen Online-Handel mit Zollreform ab 2028. Plattformen wie Temu und Shein werden für Zölle verantwortlich, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen.
Die österreichische Regierung geht diese Woche in die Offensive gegen unfairen Online-Handel aus Drittstaaten. Im Visier stehen vor allem die Plattformen Temu und Shein, die den europäischen Markt mit zollfreien Kleinstsendungen überschwemmen.
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer kündigte ein Bündel nationaler und EU-weiter Maßnahmen an. „Wer in Österreich handelt, muss auf faire Rahmenbedingungen vertrauen können – egal ob online oder stationär“, betonte der Minister.
Das Problem ist massiv: Über 100 Millionen zollfreie Pakete erreichten 2024 allein Österreich. Nur etwa 1 % wird effektiv kontrolliert, schätzt der Handelsverband. Österreichische Händler kämpfen währenddessen mit hohen Lohnkosten und strengen Vorschriften.
EU-Reform soll Schlupflöcher schließen
Der Hebel liegt in der umfassendsten Reform der EU-Zollunion seit 1968. Nach intensiven Verhandlungen erzielte die EU im Juni 2025 den entscheidenden Durchbruch. Die Reform ruht auf vier Säulen:
Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze ab 2028 – diese Regelung ermöglicht systematischen Betrug durch Unterdeklarierung.
Zentrale EU-Zolldatenplattform ersetzt 27 nationale IT-Systeme und gibt Behörden Echtzeit-Überblick über Lieferketten.
Neue EU-Zollbehörde koordiniert Risikobewertung EU-weit und macht Kontrollen effizienter.
Plattformen als „fiktive Einführer“ – Online-Marktplätze werden direkt für Zölle und Steuern verantwortlich gemacht.
Gefahr für Verbraucher steigt
Es geht längst nicht nur um Wettbewerb. Viele Produkte aus Fernost entsprechen nicht den EU-Sicherheitsstandards. Der EU-Spielzeugverband warnt: Bis zu 95 % der auf Temu gekauften Spielzeuge sind potenziell unsicher für Kinder.
Anzeige: Wer online einkauft – ob bei großen Marktplätzen oder kleineren Shops – sollte neben Produkt- und Zollfragen auch auf sicheres Bezahlen achten. Mit PayPal gelingt das komfortabel und mit Käuferschutz. Ein kostenloses Startpaket zeigt Schritt für Schritt, wie Sie PayPal einrichten, wichtige Sicherheitsfunktionen aktivieren und welche Profi-Tipps Sie kennen sollten. Jetzt das kostenlose PayPal-Startpaket sichern
Rainer Will vom Handelsverband sieht die Existenz österreichischer Händler bedroht: „Österreichische Händler verlieren Marktanteile auch aufgrund höherer Kosten durch Steuern, Mieten, Löhne und gesetzliche Standards.“
Paradigmenwechsel im Zollwesen
Die Reform stellt das bisherige System auf den Kopf. Statt Millionen Einzelpakete zu kontrollieren, nimmt die EU die wenigen hundert großen Plattformen in die Pflicht, die als Tor zum EU-Markt fungieren.
Dieser datengesteuerte Ansatz soll nicht nur Steuerausfälle verhindern, sondern auch den Binnenmarkt vor unsicheren Produkten schützen.
Umsetzung bis 2038 geplant
Der Zeitplan ist ambitioniert: Die entscheidenden E-Commerce-Änderungen greifen ab 2028. Die zentrale Datenplattform wird ab 2032 freiwillig, ab 2038 verpflichtend für alle Wirtschaftsbeteiligten.
Für österreichische Unternehmen bedeutet das eine Übergangsphase zur digitalen Anpassung. Langfristig verspricht die Reform weniger Bürokratie für ehrliche Händler und faireren Wettbewerb für alle.