Österreich: Überstunden-Steuerbonus läuft 2025 aus

04.11.2025 - 22:21:12

Wirtschaft drängt auf “Leistungs-Flat-Tax”

Arbeitnehmer in Österreich können bis zu 200 Euro Überstundenzuschläge monatlich steuerfrei kassieren. Doch die Uhr tickt: Ende 2025 ist Schluss mit der Sonderregelung. Dann greift wieder die alte Grenze von 120 Euro für maximal zehn Überstunden. Was nach einer technischen Anpassung klingt, entwickelt sich zum handfesten Koalitionskrach.

Die ÖVP fordert eine dauerhafte Verlängerung. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer warnt vor negativen Folgen für den Arbeitsmarkt. Sein Argument: Wer mehr leistet, soll auch mehr im Geldbeutel spüren. Die Grünen bremsen – und verweisen auf die leeren Kassen. Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) rechnet vor: 150 Millionen Euro würde die Verlängerung jährlich kosten.

Die Wirtschaftskammer schlägt in die gleiche Kerbe wie die ÖVP. WKO-Präsident Harald Mahrer will sogar noch weiter gehen: Eine pauschale 20-Prozent-Besteuerung auf alle Überstunden und Zuverdienste soll her. Das Ziel? Den massiven Fachkräftemangel bekämpfen und Vollzeitarbeit attraktiver machen.

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Die Zahlen geben den Forderungen Gewicht: Knapp 200 Millionen Mehr- und Überstunden leisten Österreichs Arbeitnehmer jährlich. Ein erheblicher Teil davon bleibt unbezahlt. Für die Wirtschaftsvertreter ist klar: Ohne steuerliche Anreize wird sich daran nichts ändern.

Grüne befürchten soziale Schieflage

Der Koalitionspartner sieht das anders. Aus grünen Kreisen kommt deutliche Kritik: Die Steuerbegünstigung komme vor allem Besserverdienenden zugute. Teilzeitkräfte und Geringverdiener – überproportional oft Frauen – würden systematisch benachteiligt.

Dazu die grundsätzliche Frage: Fördert man damit nicht eine ungesunde Arbeitskultur? Die 150 Millionen Euro, argumentieren Kritiker, wären in Bildung, Pflege oder Klimaschutz besser investiert. Der klassische Konflikt zwischen wirtschaftlichen Anreizen und sozialer Gerechtigkeit bricht auf.

Pensionisten dürfen mehr dazuverdienen

Während die Überstunden-Debatte tobt, hat die Regierung beim Thema Pensionisten bereits gehandelt. Ab 2026 sinkt die Steuerbelastung auf Zuverdienste auf 25 Prozent – als Endbesteuerung und befreit von Sozialversicherungsbeiträgen.

Die Maßnahme soll Senioren motivieren, länger am Arbeitsmarkt zu bleiben. Angesichts des Fachkräftemangels eine logische Konsequenz. Doch auch hier gibt es Gegenwind: Die Opposition wirft der Regierung vor, Pensionisten mit der einen Hand zu geben, was sie ihnen durch höhere Krankenkassenbeiträge wieder nimmt.

Entscheidung fällt bei Budgetverhandlungen

Die Fronten sind verhärtet. Eine Lösung muss bei den Budgetverhandlungen für 2026 her. Möglich wäre ein Kompromiss: eine abgespeckte Verlängerung oder eine an Bedingungen geknüpfte Regelung.

Scheitert die Einigung, trifft es Millionen Arbeitnehmer direkt im Geldbeutel. Die Debatte wird die politische Agenda der kommenden Monate dominieren – und zum Stabilitätstest für die Koalition. Im Wahljahr 2026 könnte die Frage, wie Leistung fair entlohnt wird, zum wahlentscheidenden Thema werden.

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