Österreich plant radikale Mietpreisbremse
03.10.2025 - 17:31:02Österreich führt umfassende Mietrechtsreform mit Inflationsdeckel ein, während Deutschland die Mietpreisbremse verschärft. Die Immobilienbranche warnt vor Investitionsrückgängen.
Die österreichische Regierung leitet die größte Mietrechtsreform seit 20 Jahren ein. Der Gesetzesentwurf befindet sich bis 10. Oktober in der Begutachtungsphase und soll ab Januar 2026 gelten. Erstmals greift die Regulierung auch in den bisher unregulierten Privatmarkt ein.
Gleichzeitig sorgt in Deutschland die verlängerte Mietpreisbremse weiter für Diskussionen. Justizministerin Stefanie Hubig fordert schärfere Strafen bei Verstößen.
70 Prozent Mietanstieg seit 2010
Die Zahlen rechtfertigen den Handlungsdruck: Österreichs Mieten explodierten seit 2010 um durchschnittlich 70 Prozent, Privatmieten sogar um 80 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei nur 23,5 Prozent.
Das neue Mietpaket führt einheitliche Regeln für fast alle Verträge ein:
- Jährliche Anpassung: Mieten dürfen nur noch einmal pro Jahr erhöht werden
- Inflationsdeckel: Bei Inflation über drei Prozent wird nur die Hälfte des Überschusses weitergegeben
- Längere Befristung: Mindestvertragslaufzeit steigt von drei auf fünf Jahre
Ein Beispiel: Steigt die Inflation auf sechs Prozent, darf die Miete maximal um 4,5 Prozent angehoben werden.
„Bestrafung für Vermieter“
Die Immobilienwirtschaft läuft Sturm gegen die Pläne. Die Denkfabrik Agenda Austria warnt vor massiven Investitionsrückgängen. Vermieter könnten sich aus dem Markt zurückziehen oder Modernisierungen stoppen.
Die Kritikpunkte:
* Direkter Eingriff in den freien Markt
* Reduzierte Investitionsbereitschaft in Neubau und Sanierung
* Langfristige Gefährdung der Wohnungsqualität
Das Justizministerium kontert: Klare Regeln schaffen Planungssicherheit für alle Beteiligten.
Deutschland verschärft Mietpreisbremse
Auch Deutschland dreht an der Regulierungsschraube. Die Mietpreisbremse wurde bis Ende 2029 verlängert. Sie begrenzt Neuvermietungen auf maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete.
Justizministerin Hubig geht das nicht weit genug. Sie kritisiert die aktuellen Sanktionen als „unbefriedigend“ – Vermieter müssen bei Verstößen nur die zu viel gezahlte Miete zurückerstatten.
Geplante Verschärfungen:
* Einführung von Bußgeldern
* Schutz für Mieter, die Verstöße nicht melden können
* Überprüfung durch Expertenkommission
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Investitionsstopp oder Mieterschutz?
Die Reformen zeigen einen grundsätzlichen Konflikt auf: Während Politik und Mieter bezahlbaren Wohnraum fordern, befürchtet die Immobilienbranche einen Investitionsstopp.
Das Dilemma: Gut gemeinter Mieterschutz könnte den Wohnungsmangel langfristig verschärfen, wenn Investoren ausbleiben.
Beide Länder reagieren auf dieselben Probleme – hohe Inflation und explodierende Wohnkosten. Österreich wählt den radikaleren Weg mit der Ausweitung auf alle Mietsegmente, Deutschland setzt auf Verschärfung bestehender Instrumente.
Die kommenden Monate bringen Klarheit: In Österreich entscheidet das Parlament über das Reformpaket, in Deutschland arbeitet die Expertenkommission an weiteren Verschärfungen. Für die Immobilienmärkte beginnt eine Phase großer Unsicherheit.