Österreich: Inflation bei 4 Prozent, Budgetdefizit eskaliert
04.11.2025 - 16:38:12Österreichs Inflationsrate verharrt bei 4,0 Prozent und übertrifft den Eurozonendurchschnitt deutlich. Gleichzeitig erreicht das Budgetdefizit 5,3 Prozent des BIP, während die Wirtschaft stagniert und strukturelle Probleme zunehmen.
Die Teuerung bleibt hartnäckig. Österreichs Inflationsrate verharrte im Oktober bei 4,0 Prozent – doppelt so hoch wie im Eurozone-Durchschnitt. Gleichzeitig klettert das Budgetdefizit auf über 4 Prozent des BIP und durchbricht damit deutlich die Maastricht-Grenze. Die Wirtschaft stagniert, während der Druck auf Haushalte und Staatsfinanzen wächst.
Besonders brisant: Die Preistreiber haben sich verschoben. Nicht mehr externe Schocks, sondern die heimische Wirtschaft selbst heizt die Teuerung an. Dienstleistungen verteuerten sich um 4,6 Prozent, Energiepreise stiegen um 9,7 Prozent. Das Auslaufen der Strompreisbremse verschärft die Lage zusätzlich.
Dienstleistungen treiben Preise nach oben
Der Blick auf die Inflationsdaten offenbart eine problematische Dynamik. Die kräftigen Lohnabschlüsse der vergangenen Monate schlagen nun voll durch – Unternehmen geben die gestiegenen Kosten direkt an Konsumenten weiter. Der Dienstleistungssektor führt die Teuerung mit 4,6 Prozent an.
Die Kerninflation, bereinigt um volatile Energie- und Lebensmittelpreise, liegt noch immer bei 3,4 Prozent. Dies signalisiert hausgemachten Preisdruck, der sich nicht mit externen Schocks erklären lässt. Das WIFO prognostiziert für 2025 eine Gesamtinflation von 3,5 Prozent. Erst 2026 soll sie auf 2,4 Prozent sinken.
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Bei Energie verschärft sich die Situation erneut. Der Preisanstieg von 9,7 Prozent im Jahresvergleich resultiert auch aus Basiseffekten: Das Auslaufen staatlicher Hilfsmaßnahmen verzerrt den Vergleich zum Vorjahr massiv.
Staatshaushalt unter Druck
Das erste Halbjahr 2025 brachte erschreckende Zahlen: Das Defizit erreichte 5,3 Prozent des BIP, die Staatsschulden kletterten auf einen Rekordwert von 412,3 Milliarden Euro. Das entspricht einer Schuldenquote von 82,3 Prozent.
Der Fiskalrat rechnet für das Gesamtjahr mit einem Defizit von 4,1 Prozent – weit über der EU-Grenze von 3 Prozent. Was sind die Ursachen?
- Sozialleistungen steigen durch automatische Anpassungen
- Löhne im öffentlichen Dienst wachsen kräftig
- Zinskosten für bestehende Schulden nehmen zu
- Einnahmen wachsen deutlich langsamer als Ausgaben
Die Regierung hat bereits reagiert und Konsolidierungsmaßnahmen in Milliardenhöhe beschlossen. Der Klimabonus fällt komplett weg. Doch reicht das?
Wettbewerbsfähigkeit schwindet
Österreichs Wirtschaft verliert im europäischen Vergleich an Boden. Die Inflation liegt fast doppelt so hoch wie in der Eurozone, das Wachstum stagniert. WIFO-Experten warnen vor strukturellen Problemen: Höhere Lohnsteigerungen und Energiepreise schwächen die internationale Wettbewerbsfähigkeit massiv.
Die Prognosen fallen verhalten aus. Bis 2029 rechnet das WIFO mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von nur 1,3 Prozent. Die schwache Konjunktur in Deutschland, Österreichs wichtigstem Handelspartner, belastet die exportorientierte Industrie zusätzlich.
Die hohen Lohnstückkosten treffen besonders die Exportwirtschaft. Viele Ökonomen fordern deshalb tiefgreifende Strukturreformen, um den Standort langfristig zu sichern.
Der schmale Grat zwischen Sparen und Rezession
Die kommenden Monate werden entscheidend. Die Regierung muss den Haushalt konsolidieren, ohne die fragile Konjunktur durch zu strikte Sparmaßnahmen abzuwürgen. Ein von der EU-Kommission eingeleitetes Defizitverfahren erhöht den Druck zusätzlich.
Die Oesterreichische Nationalbank prognostiziert, dass die Teuerung auch 2026 und 2027 bei rund 2,4 Prozent verharren wird. Grund ist die hartnäckige Dienstleistungsinflation, die sich nur langsam zurückbildet. Die Kaufkraft privater Haushalte bleibt dadurch weiter unter Druck.
Können sinkende Zinsen die Investitionsbereitschaft ankurbeln? Experten hoffen auf eine leichte Erholung ab 2026. Doch dies hängt massiv von der globalen Konjunktur und den innenpolitischen Weichenstellungen ab. Die Lohnverhandlungen im Herbst werden mit besonderer Spannung erwartet – sie könnten die Preisspirale weiter antreiben oder endlich dämpfen.


