Regierungsplan, Energiekosten

Österreich: Industrie wartet auf Regierungsplan

31.10.2025 - 15:55:02

Die österreichische Industrie sieht sich durch hohe Energiekosten, Bürokratie und Fachkräftemangel bedroht. Die geplante Regierungsstrategie soll die Deindustrialisierung stoppen, doch konkrete Ergebnisse verzögern sich bis 2026.

Die heimische Wirtschaft kämpft mit hohen Energiepreisen, Inflation und Fachkräftemangel. Die für Ende 2025 geplante neue Industrie- und Standortstrategie der Bundesregierung soll den Wendepunkt bringen – doch der Druck auf die Politik wächst täglich.

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer startete im Juli die “Beteiligungsphase” mit einem klaren Ziel: die “schleichende Deindustrialisierung Österreichs” stoppen. Doch während das Jahr zu Ende geht, werden die Forderungen nach konkreten Ergebnissen immer lauter.

Industrie schlägt Alarm: “Giftcocktail” bedroht Standort

Die österreichische Industrie sieht sich einem perfekten Sturm gegenüber. Hohe Energie- und Lohnkosten kombiniert mit überbordender Bürokratie setzen dem Rückgrat der Volkswirtschaft zu.

Christoph Neumayer von der Industriellenvereinigung fordert verlässliche Rahmenbedingungen. Sigi Menz von der Wirtschaftskammer drängt auf schnelle Umsetzung der richtigen Maßnahmen. Ihre zentralen Forderungen:

  • Sichere und leistbare Energieversorgung
  • Senkung der Lohnstückkosten
  • Entschlossener Bürokratieabbau

Drei Säulen für die Zukunft

Die neue Strategie soll Antworten auf globale Megatrends geben. Im Fokus stehen Digitalisierung, Dekarbonisierung und resiliente Lieferketten.

Besonders die Halbleiterproduktion steht im Zentrum der Planungen. Österreich will die Abhängigkeit von ausländischen Anbietern verringern und ein europäisches Chip-Ökosystem stärken.

Die Erfolgsmessung soll über konkrete Kennzahlen erfolgen. Wirtschaftsforschungsinstitute wie WIFO und IHS erarbeiten derzeit die entsprechenden Indikatoren.

Schwieriges Umfeld bremst Fortschritt

Die Ausarbeitung der Strategie fällt in turbulente Zeiten. Österreichs Wirtschaft steckt in einer Schwächephase – manche Prognosen deuten auf das dritte Rezessionsjahr hin.

Die hohe Inflation belastet Unternehmen und Haushalte gleichermaßen. Das wachsende Budgetdefizit schränkt den finanziellen Spielraum der Regierung zusätzlich ein. Diese Gemengelage erschwert langfristige industriepolitische Entscheidungen erheblich.

Opposition kritisiert “PR-Inszenierung”

Die Debatte geht über reine Wirtschaftspolitik hinaus – es ist ein Ringen um Österreichs Zukunftsausrichtung. Während Regierung und Sozialpartner eine koordinierte Strategie betonen, werfen Oppositionsparteien der Regierung “PR-Inszenierung” ohne konkrete Hilfen vor.

Die österreichische Situation spiegelt eine europaweite Herausforderung wider: Wie kann die Industrie im globalen Wettbewerb gegen USA und China bestehen und gleichzeitig die grüne Transformation meistern?

Ende 2025 wird eng – Ergebnisse wohl erst 2026

Der ursprüngliche Zeitplan sieht die Finalisierung bis Ende 2025 vor. Beobachter halten angesichts der Komplexität finale Beschlüsse erst Anfang 2026 für realistisch.

Jochen Danninger von der Wirtschaftskammer zeigte sich Anfang Oktober optimistisch. Er erwartet noch dieses Jahr Fortschritte beim Bürokratieabbau. Die kommenden Monate entscheiden, ob die Politik den geforderten “großen Wurf” liefern kann.

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