AMS, Regeln

Österreich: AMS verschärft Regeln – WKÖ sorgt für Eklat

05.11.2025 - 06:59:11

Österreichs Arbeitsmarkt unter Druck: AMS verschärft digitale Pflichten für Arbeitslose, während WKÖ mit 4,2% Gehaltserhöhung für eigene Mitarbeiter Kritik auslöst und Lohnverhandlungen belastet.

Österreichs Arbeitsmarkt steht unter Druck. Das AMS dreht die Schrauben für Arbeitslose weiter an, während ausgerechnet die Wirtschaftskammer mit einer 4,2-prozentigen Gehaltserhöhung für die eigenen Mitarbeiter für Empörung sorgt. Die Industriellenvereinigung spricht von einem „fatalen Signal” – und das mitten in den laufenden Lohnverhandlungen, in denen dieselben Kammervertreter zur Zurückhaltung mahnen.

Digitaler Zwang: AMS verschärft die Gangart

Seit Juli 2025 gelten deutlich strengere Regeln für Arbeitssuchende. Die wichtigste Änderung: Die Kommunikation läuft nun digital über das verpflichtende eAMS-Konto. Schriftstücke gelten als zugestellt – egal, ob sie gelesen wurden oder nicht. Arbeitslose müssen ihr Konto mindestens zweimal wöchentlich kontrollieren.

Besonders schmerzhaft: Die Meldefrist nach einer Unterbrechung wurde massiv verkürzt. Wer nach einem Krankenstand nicht unmittelbar am ersten Tag wieder beim AMS aufschlägt, erhält sein Arbeitslosengeld erst ab dem tatsächlichen Meldedatum. Die bisherige Einwochenfrist? Geschichte.

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Ab Januar 2026 wird es noch enger:

  • Geringfügiger Zuverdienst zum Arbeitslosengeld wird auf vier Ausnahmegruppen beschränkt
  • Betroffene müssen ihre Tätigkeit bis 31. Jänner 2026 aufgeben
  • Andernfalls droht rückwirkende Streichung der Leistungen

Metaller machen Tempo – andere straucheln

Die Metallindustrie überraschte im September mit einem schnellen Krisenabschluss. Statt monatelangen Verhandlungen einigten sich die Sozialpartner auf moderate 2,0 Prozent bei den Kollektivvertragslöhnen – unter der rollierenden Inflation. Die tatsächlichen Ist-Löhne steigen sogar nur um 1,41 Prozent.

Der Clou: Zwei Kaufkraftsicherungsprämien von je 500 Euro im Dezember 2025 und Juli 2026 sollen den Kaufkraftverlust abfedern. Ein Zweijahresabschluss für 200.000 Beschäftigte, der vor allem eines sichern soll: Planbarkeit in unsicheren Zeiten.

Doch während die Metaller Krisenmodus fahren, knirscht es anderswo gewaltig. Im Handel muss ein bestehender Zweijahresvertrag aufgrund überschrittener Inflationsschwellen neu verhandelt werden. In der Bewachungsbranche platzte die erste Runde – das Arbeitgeberangebot von 1,7 Prozent stieß auf blanke Ablehnung.

WKÖ-Eklat: 4,2 Prozent für die eigenen Leute

Ausgerechnet jetzt wird bekannt: Die Wirtschaftskammer gönnt ihren eigenen Angestellten satte 4,2 Prozent mehr Gehalt. Ein Affront, der die Gemüter hochkochen lässt.

IV-Präsident Christian Pochtler findet deutliche Worte: „Unsensibel und ein fatales Signal für alle folgenden Lohnverhandlungen.” Die politische Konkurrenz schießt scharf. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch spricht von einem „Schlag ins Gesicht für jeden heimischen Unternehmer”. NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos attestiert der Kammer, „jegliches Maß und jede Bodenhaftung verloren” zu haben.

Einzig die Gewerkschaft vida zeigt sich erfreut über das vermeintliche „Umdenken”. Kein Wunder – schließlich unterläuft die WKÖ mit diesem Schritt die eigene Argumentationslinie in den KV-Verhandlungen.

Doppelter Druck auf Arbeitnehmer

Die Widersprüche könnten kaum größer sein. Während das AMS Arbeitssuchende mit digitalen Pflichten und knallharten Fristen zur Jobaufnahme drängt, kämpfen die Gewerkschaften um kaufkrafterhaltende Lohnabschlüsse. Die schwächelnde Konjunktur gibt den Arbeitgebern starke Argumente an die Hand – die aber durch die WKÖ-Entscheidung torpediert werden.

Die Sozialpartnerschaft steht vor einer Zerreißprobe. Wie lässt sich Kaufkraft sichern, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden? Der Metaller-Abschluss zeigt den Kompromiss: Moderate Erhöhungen plus Einmalzahlungen. Doch ob dieses Modell für alle Branchen trägt, bleibt offen.

Was jetzt kommt

Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Sozialpartnerschaft hält. Im Handel und im öffentlichen Dienst stehen harte Verhandlungen bevor. Scheitern die Gespräche, drohen Warnstreiks.

Parallel rückt der 1. Jänner 2026 näher. Dann greift die Beschränkung des geringfügigen Zuverdienstes scharf. Wie viele Arbeitslose trifft diese Regel? Führt sie tatsächlich zu mehr regulären Jobs – oder verschärft sie nur die Notlage?

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Österreich den Spagat zwischen Arbeitsmarktaktivierung und sozialem Ausgleich schafft. Die WKÖ hat jedenfalls bereits bewiesen: Wasser predigen und Wein trinken funktioniert – zumindest bis zur nächsten Verhandlungsrunde.

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