Novo Nordisk: Alzheimer-Hoffnung Semaglutid gescheitert
04.12.2025 - 07:19:12Novo Nordisk musste einen Dämpfer hinnehmen: Semaglutid, bekannt als Diabetes- und Abnehm-Medikament, kann Alzheimer im Frühstadium nicht aufhalten. Die Aktie des dänischen Pharmakonzerns stürzte daraufhin um bis zu zehn Prozent ab – der tiefste Stand seit 2021.
Die Erwartungen waren groß, die Ernüchterung ist umso härter. Auf der renommierten Alzheimer-Konferenz CTAD in San Diego präsentierte Novo Nordisk die Ergebnisse seiner Phase-3-Studien EVOKE und EVOKE+. Das Fazit: Semaglutid verlangsamt den geistigen Verfall nicht.
3.808 Teilnehmer zwischen 55 und 85 Jahren nahmen an den beiden Studien teil. Alle litten unter leichter kognitiver Beeinträchtigung oder milder Alzheimer-Demenz. Bis zu 104 Wochen lang erhielten sie täglich entweder orales Semaglutid oder ein Placebo.
Das Ziel war klar: Kann der Wirkstoff den Krankheitsverlauf bremsen? Gemessen wurde dies mit der CDR-SB-Skala, einem Standardverfahren zur Bewertung kognitiver und alltagspraktischer Fähigkeiten.
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Die Antwort lautet: Nein. Zwischen der Semaglutid- und der Placebo-Gruppe zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Weder Gedächtnis noch Alltagsfähigkeiten blieben durch das Medikament besser erhalten.
Biologisch wirksam, klinisch wirkungslos
Das Paradoxe: Auf zellulärer Ebene zeigte Semaglutid durchaus Wirkung. Die Forscher beobachteten Verbesserungen bei Alzheimer-Biomarkern, die auf Entzündungen und neurodegenerative Prozesse im Gehirn hinweisen.
Die biologischen Messwerte verbesserten sich also – doch für die Patienten blieb das ohne spürbare Auswirkungen. Die Krankheit schritt trotz der Entzündungshemmung voran. Ein frustrierendes Ergebnis für Betroffene und Wissenschaftler gleichermaßen.
Studienabbruch als Konsequenz
Martin Holst Lange, Executive Vice President für Entwicklung bei Novo Nordisk, ordnete die Lage realistisch ein. Man habe das Potenzial trotz “geringer Erfolgswahrscheinlichkeit” untersuchen müssen – der medizinische Bedarf sei einfach zu groß.
Als direkte Konsequenz stellte Novo Nordisk die geplante einjährige Verlängerungsphase der Studien ein. Die Hoffnung auf Semaglutid als Alzheimer-Therapie ist damit vorerst begraben. Immerhin: Das Sicherheitsprofil entsprach den Erwartungen, neue Nebenwirkungen traten nicht auf.
Börse reagiert empfindlich
Die Märkte strafen Novo Nordisk ab. Die Aktie verlor nach der Bekanntgabe zwischen sechs und zehn Prozent an Wert. Analysten hatten zwar vor dem enormen Risiko gewarnt – in der Alzheimer-Forschung scheitern über 99 Prozent aller Studien. Doch der beispiellose Erfolg von Semaglutid bei Diabetes und Adipositas hatte die Erwartungen hochgetrieben.
Medizinexperten zeigten sich weniger überrascht. Prof. Dr. Peter Berlit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie weist darauf hin: Semaglutid greift nicht direkt die klassischen Alzheimer-Pathologien wie Amyloid-Plaques an. Die Hoffnung basierte hauptsächlich auf Beobachtungsdaten von Diabetes-Patienten mit geringerem Demenzrisiko – doch diese lassen sich nicht auf bereits Erkrankte übertragen.
Prävention statt Heilung?
Ist damit das letzte Wort über GLP-1-Agonisten und Alzheimer gesprochen? Nicht unbedingt. Experten wie Dr. Ivan Koychev von der Universität Oxford sehen mögliches Potenzial in einem anderen Bereich: der Prävention.
Die epidemiologischen Daten deuten darauf hin, dass eine jahrelange Einnahme vor Ausbruch der Symptome das Erkrankungsrisiko senken könnte. Dies zu beweisen würde allerdings noch aufwendigere und längere Studien erfordern.
Weitere Ansatzpunkte:
- Kombinationstherapien: Antikörper wie Leqembi entfernen Plaques, Semaglutid könnte als entzündungshemmende Komponente unterstützen
- Vollständige Datenanalyse: Im März 2026 präsentiert Novo Nordisk die kompletten Datensätze auf der AD/PD-Konferenz – möglicherweise profitieren bestimmte Untergruppen doch
Für den Moment bleibt die ernüchternde Erkenntnis: Auch das erfolgreichste Medikament der letzten Jahre stößt bei Alzheimer an seine Grenzen. Eine Wunderpille gegen die komplexe Gehirnerkrankung gibt es weiterhin nicht.
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