Nach Verlusten zum Wochenauftakt haben sich die Anleger am US-Aktienmarkt am Dienstag mit Engagements überwiegend zurückgehalten.
08.07.2025 - 22:24:53New York Schluss: Dow schwächelt - Abwarten im Zollstreit
Die Zollpolitik von Präsident Donald Trump verunsichert erneut. Da keine wichtigen Wirtschaftsdaten anstanden, sei eher Abwarten das Motto am US-Markt gewesen, sagten Börsianer.
Trump hatte tags zuvor die Frist der bislang für diesen Mittwoch angepeilten US-Zölle auf den 1. August verschoben, wollte sich letztlich aber "nicht zu 100 Prozent" festlegen. Im Verlauf des Dienstags beharrte er allerdings auf den 1. August und schrieb auf seiner Plattform Truth Social: "An diesem Datum hat sich nichts geändert, und es wird sich auch nichts ändern. Mit anderen Worten: Alle Beträge sind ab dem 1. AUGUST 2025 fällig". Verlängerungen würden dann nicht mehr gewährt. Im Konflikt mit der Europäischen Union kündigte er einen Brief an und ist optimistisch, dass in Kürze eine Vereinbarung getroffen werden könnte.
Der Dow Jones Industrial US2605661048 gab letztlich um 0,37 Prozent auf 44.240,76 Punkte nach. Der S&P 500 US78378X1072 verlor 0,07 Prozent auf 6.225,52 Zähler, während der Nasdaq 100 US6311011026 um 0,07 Prozent auf 22.702,25 Punkte zulegte.
"Die Trump-Administration scheint an einer weiteren Eskalation der Handelsstreitigkeiten kein Interesse zu haben", schrieb Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Vielmehr möchte das Weiße Haus mit den jeweiligen Handelspartnern Zollvereinbarungen treffen. Dafür brauche es schlicht mehr Zeit. Die neue Frist habe dabei den Zweck, den Druck auf die Handelspartner zu erhöhen.
Von Seiten anderer Experten hieß es, dass auf die vollmundigen Ankündigungen Trumps am "Liberation Day" Anfang April nun der Lackmustest folge und Trump wohl deutlich zu optimistisch gewesen sei, was eine rasche Änderung der globalen Handelsstrukturen betreffe.
Aus Branchensicht standen vor allem Aktien aus dem Bereich Alternative Energien im Anlegerinteresse. Trump treibt das von ihm angekündigte Ende von Steuervorteilen für Solar- und Windenergieprojekte voran und wies das Finanzministerium an, das Auslaufen von Steuergutschriften für die Branche umzusetzen. Das Innenministerium soll zudem Richtlinien abschaffen, diese Art von Energie anderen Quellen vorziehen.
Das in der vergangenen Woche vom Kongress verabschiedete Gesetz beendet Steuergutschriften für Alternative Energien nach 2026, wenn mit dem Bau der Projekte noch nicht begonnen wurde. Der Solarbranchenverband SEIA warnte, das Gesetz gefährde fast 300.000 US-Arbeitsplätze und 220 Milliarden Dollar an Investitionen. Die Aktien von SolarEdge US83417M1045, Enphase Energy US29355A1079, First Solar US3364331070 und Sunrun US86771W1053 büßten zwischen 1,1 und 11,4 Prozent ein.
Amazon US0231351067 verloren 1,8 Prozent und waren schwächster Wert unter den "Magnificent 7", den sieben bedeutendsten Tech-Unternehmen der USA. Die Aktien des Online-Handelsgiganten litten einem Marktexperten zufolge unter einem schwachen Auftakt des "Prime-Day"-Events, das sich in diesem Jahr allerdings über vier Tage, und damit bis zum 11. Juli, erstreckt. Im Jahr zuvor waren es nur zwei Tage gewesen. Laut der Datenanalyse von "Momentum Commerce" lagen die Umsätze des Online-Handelsgiganten in den ersten vier Stunden des diesjährigen Einkaufsereignisses um fast 14 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Meta US30303M1027 gewannen nach einem kleineren Auf und Ab 0,3 Prozent. Die Facebook- und Insta-Mutter steigt Kreisen zufolge beim französischen Brillenkonzern EssilorLuxottica FR0000121667 ein. Meta habe einen Anteil von knapp drei Prozent für etwa drei Milliarden Euro erworben, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Ansonsten bewegten vor allem Analystenurteile. So gaben die Papiere von Ciena US1717793095 um 1,8 Prozent nach, denn die Investmentbank Morgan Stanley stufte die Aktie auf "Underweight" ab und kappte das Kursziel von 73 auf 70 Dollar. Die US-Bank geht davon aus, dass die Profitabilität des Ausrüsters der Telekomindustrie in naher Zukunft nicht steigen wird. Datadog US23804L1035 sackten nach einer Abstufung auf "Sell" durch Guggenheim am Ende des Nasdaq 100 um 4,3 Prozent ab.
Für die Anteilscheine von UWM Holdings US91823B1098 ging es dagegen um 4,0 Prozent nach oben. Die britische Bank Barclays sieht die Aktie des Immobilienfinanzierers inzwischen als günstig genug für ein Investment an und stufte sie auf "Overweight" hoch./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---