Nach dem Kursrutsch am Vortag hat das Zoll-Abkommen zwischen den USA und Japan den deutschen Aktienmarkt am Mittwoch wieder angeschoben.
23.07.2025 - 15:05:19Aktien Frankfurt: Gewinne - US-Zolldeal mit Japan treibt Autowerte an
"Japan hat in den Verhandlungen mit den USA gerade noch einmal die Kurve bekommen", schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC. Der Deal mit Trump sei die Bestätigung dafür, dass sich Gespräche doch lohnen können und nicht vergebens sind.
Die Anleger in Frankfurt hoffen Stanzl zufolge nun darauf, dass Japans Deal eine Art Blaupause für ein Abkommen mit der Europäischen Union sein kann. Damit legte der deutsche Leitindex Dax DE0008469008 bis zum frühen Nachmittag um 0,55 Prozent auf 24.175 Punkte zu. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer um bis zu 1,1 Prozent gestiegen.
Die erste Euphoriewelle über das Handelsabkommen zwischen den USA und Japan sei mittlerweile verflogen, schrieb Marktexperte Andreas Lipkow. Insgesamt wollten die Marktteilnehmer nun endlich Fakten sehen, denn: "Die jüngste Vergangenheit hat zu oft aufgezeigt, dass der Teufel im Detail steckt." So hätten die Japaner ganz dezidiert auf den Automobilsektor gedrungen. Ob das auch bei dem Handelsabkommen zwischen den USA und Europa funktionieren werde, stehe auf einem anderen Blatt.
Für den MDax DE0008467416 der mittelgroßen Werte ging es um 0,91 Prozent auf 31.412 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 zog um ein Prozent an.
Im Rahmen des Abkommens zwischen den USA und Japan werden jetzt japanische Autos und Autoteile unter dem Strich nur mit einem Importzoll von 15 Prozent und nicht wie befürchtet mit einem höheren Branchenzoll belegt. Damit setzten Anleger auch hierzulande auf eine ähnlich versöhnliche Einigung in den Verhandlungen der Europäischen Union mit den USA. Im Dax gewannen BMW DE0005190003, Porsche SE DE000PAH0038, Mercedes-Benz DE0007100000, Volkswagen DE0007664039 und Porsche AG DE000PAG9113 zwischen 4,2 und 5,9 Prozent.
Papiere von Lkw-Herstellern zogen im Kielwasser der Autowerte ebenfalls an. So kletterten Daimler Truck DE000DTR0CK8 um 5,5 und Traton DE000TRAT0N7 um 6,5 Prozent.
Am Dax-Ende fielen SAP DE0007164600 um 3,8 Prozent. Europas größter Softwarehersteller hatte seine Jahresziele nach einem guten Quartal lediglich bestätigt und nimmt damit der Anlegerfantasie etwas Wind aus den Segeln.
Die Anteilsscheine von Infineon DE0006231004 blieben unter Druck und verloren 2,5 Prozent. Nachdem tags zuvor die skeptischere Prognose von NXP Semiconductors NL0009538784 die Branche belastet hatte, waren es nun die Signale von Texas Instruments US8825081040 und ASM International NL0000334118, die für Mollstimmung sorgten.
An der Spitze des Nebenwerteindex SDax DE0009653386 schnellten die Aktien von MBB DE000A0ETBQ4 um gut sechs Prozent in die Höhe. Die Beteiligungsgesellschaft wird nach deutlichen Zuwächsen im ersten Halbjahr etwas zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Die Erlöse stiegen nach vorläufigen Berechnungen vor allem dank guter Geschäfte mit Infrastrukturbeteiligungen wie Friedrich Vorwerk DE000A255F11 spürbar.
Dementsprechend überraschte auch Friedrich Vorwerk selber die Anleger zur Wochenmitte positiv. Der Pipeline- und Anlagenbauer für Erdgas-, Strom- und Wasserstoffanwendungen hatte nach kräftigen Zuwächsen im ersten Halbjahr die Ziele für das Gesamtjahr deutlich angehoben. Damit stiegen dessen Aktien ebenfalls um mehr als sechs Prozent./la/mis
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---