Multitasking, Illusion

Multitasking: Die teure Illusion der Produktivität

18.11.2025 - 12:00:12

Ständige Benachrichtigungen, parallele Chat-Fenster, E-Mails während des Meetings – Multitasking gilt als Effizienz-Turbo. Doch die Realität sieht anders aus: Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass echtes Multitasking unmöglich ist. Was wir dafür halten, kostet bis zu 40 Prozent unserer Arbeitszeit und schwächt langfristig unsere kognitiven Fähigkeiten.

Unser Gehirn ist nicht für parallele Komplexaufgaben gebaut. Stattdessen vollzieht es rasante Wechsel zwischen verschiedenen Tätigkeiten – ein Prozess namens “Task-Switching”. Und der hat seinen Preis.

Jeder Aufgabenwechsel erzeugt sogenannte Wechselkosten. Die American Psychological Association beziffert den Produktivitätsverlust auf bis zu 40 Prozent der verfügbaren Arbeitszeit. Der Grund: Das Gehirn muss seinen kognitiven Fokus komplett neu ausrichten. Das verbraucht Energie, verlangsamt die Arbeit und erhöht die Fehlerquote massiv.

Anzeige

Multitasking und ständiges Task‑Switching können bis zu 40 Prozent Ihrer Arbeitszeit vernichten – ein echter Produktivitätskiller. Das kostenlose E‑Book „7 Methoden für ein effektives Zeit‑ und Aufgabenmanagement“ erklärt praxisnah ALPEN, Eisenhower, Pomodoro und weitere Techniken, mit denen Sie Fokusphasen planen und mehr in weniger Zeit schaffen. Sofort umsetzbare Vorlagen und Tagespläne sind inklusive. Download gegen Angabe der E‑Mail – sofort verfügbar. Jetzt kostenloses Zeitmanagement‑E‑Book sichern

Eine Stanford-Studie brachte noch Beunruhigenderes zutage: Regelmäßige Multitasker können schlechter zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen unterscheiden. Ihre Filterfunktion versagt häufiger als bei Menschen, die Aufgaben nacheinander abarbeiten.

Noch drastischer: Forscher der University of Sussex wiesen nach, dass intensives Multitasking die Gehirnstruktur verändert. Bei chronischen Multitaskern schrumpft die Dichte in Hirnregionen, die für Empathie und kognitive Kontrolle zuständig sind.

Ständige Erreichbarkeit macht krank

Die digitale Arbeitswelt verschärft das Problem. Eine Studie der Arbeiterkammer Niederösterreich und der TU Wien zeigt: 70 Prozent der Beschäftigten in der Dienstleistungsbranche sind auch in ihrer Freizeit für Kollegen und Vorgesetzte erreichbar.

Die Folgen sind gravierend:

  • Burnout-Risiko: Der Anteil depressiver Symptome verdoppelt sich bei hoher Erreichbarkeit (24 Prozent) im Vergleich zu wenig erreichbaren Personen (11,3 Prozent)
  • Schlafstörungen: Die Schlafqualität sinkt messbar
  • Konzentrationsprobleme: Mentale Erschöpfung wird zum Dauerzustand

Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen – mit massiven gesundheitlichen Konsequenzen.

Deep Work: Konzentration als Gegenmittel

Informatik-Professor Cal Newport prägte einen Gegenentwurf: Deep Work. Das Konzept beschreibt Phasen absoluter, ablenkungsfreier Konzentration. In diesem Zustand können komplexe Probleme schneller gelöst und hochwertige Ergebnisse in kürzerer Zeit erzielt werden.

Konkrete Strategien für mehr Fokus:

  • Zeitblöcke planen: Feste Phasen für konzentrierte Arbeit einrichten
  • Benachrichtigungen aus: Digitale Störquellen konsequent eliminieren
  • E-Mail-Zeitfenster: Posteingang nur zu festgelegten Zeiten checken
  • Fokus-Umgebung: Arbeitsplatz gezielt für Konzentration gestalten

Nach einer Unterbrechung dauert es durchschnittlich 23 Minuten, bis die volle Konzentration zurückkehrt. In der wissensbasierten Wirtschaft ist das ein messbarer Kostenfaktor.

Unternehmen müssen umdenken

Die Produktivitätsverluste durch Task-Switching sind wirtschaftlich bedeutsam. Unternehmen, die ihre Effizienz steigern wollen, müssen Rahmenbedingungen für konzentriertes Arbeiten schaffen:

  • Klare Erreichbarkeitsregeln außerhalb der Arbeitszeit
  • Förderung von Monotasking statt Multitasking-Mythos
  • Schutz von Fokus-Phasen in der Unternehmenskultur

Die Zukunft gehört der Konzentration

Die Fähigkeit zu tiefer, ablenkungsfreier Konzentration wird zur Schlüsselqualifikation. Initiativen wie die “Digitale Strategie 2025” der Bundesregierung zielen auf selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien ab. Das Bewusstsein für “Digital Detox” wächst.

Technische Hilfsmittel wie App-Blocker können unterstützen, die Kontrolle über die eigene Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. Unternehmen, die eine Kultur des fokussierten Arbeitens etablieren, werden nicht nur produktiver – sie werden auch attraktivere Arbeitgeber sein.

Anzeige

PS: Sie möchten konzentrierter arbeiten ohne ständige Unterbrechungen? Im Gratis‑Themenheft finden Sie schnell umsetzbare Vorlagen – zum Beispiel, wie Sie Ihren Tag in 5 Minuten planen oder Pomodoro‑Sprints effektiv einsetzen. Diese Methoden helfen, die im Artikel genannte 23‑minütige Rückkehrzeit nach Unterbrechungen zu reduzieren und echte Deep‑Work‑Phasen zu schaffen. Jetzt Gratis‑E‑Book mit 7 Zeitmethoden herunterladen

@ boerse-global.de